Bucerius-Kunstforum startet das Jahr mit eiern Münter-Ausstellung

Expressionistische Menschenbilder

Gabriele Münter: Mann im Sessel (Paul Klee), 1913 Bayerische Staatsgemäldesammlung, Pinakothek der Moderne, München © VG Bild-Kunst, Bonn 2022 / Foto: bpk / Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Mit Kunst und Kultur ins Neue Jahr zu starten kann sicher nicht schaden. Das Bucerius Forum lädt dazu vom 11. Februar an zu einer umfassenden Ausstellung der Expressionistin Gabriele Münter …

Das Bucerius Kunst Forum präsentiert mit Gabriele Münter. Menschenbilder (11. Februar bis 21. Mai 2023) die erste umfassende thematische Ausstellung der bedeutenden deutschen Expressionistin. Die Schau legt erstmals den Fokus allein auf die Porträts, mit denen sich die Künstlerin in den Jahren 1899/1900 bis 1940 intensiv beschäftigte. Anhand von rund 100 Gemälden, Druckgrafiken, Zeichnungen, Fotografien und Hinterglasmalerei veranschau-licht die Schau den enormen Facettenreichtum ihres Werkes und ihren einzig-artigen Pioniergeist. Neben Werken der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München versammelt die Schau Leihgaben bedeutender Sammlungen wie dem Milwaukee Art Museum, der National Gallery of Ireland, dem Museum Ludwig, Köln oder dem Israel Museum sowie privater Leihgeber:innen.
Ihr Leben lang hat sich Gabriele Münter (1877 – 1962) für Menschen und deren Darstellung interessiert. Als Kind hielt sie Personen in Bleistiftzeichnungen und während ihrer Reise durch die USA (1899/1900) mit ihrer Kamera fest. Bei ihrem künstlerischen Debüt 1907 im Salon d’Automne in Paris waren die Mehrzahl ihrer ausgestellten Werke Porträts. „Bildnismalen ist die kühnste und schwerste, die geistigste, die äußerste Aufgabe für den Künstler. Über das Portrait hinaus zu kommen, kann nur der fordern, der noch nicht bis zu ihm vorgedrungen ist“, formulierte sie selbst einmal. Während ihrer Zeit als Gründungsmitglied des Blauen Reiters schuf sie unvergleichliche Bildnisse in farbgewaltiger, expressiver Formensprache. Auch als sie in Skandinavien im Exil lebte und nach ihrer Rückkehr 1920 interessierten sie die Menschen am meisten. Die Zeichnungen in ihren Skizzenbüchern sind unübertroffen, sowohl in der ausdrucksstarken Wiedergabe des Menschen in wenigen Strichen als auch in der Komposition.
Die Ausstellung Gabriele Münter. Menschenbilder, die in Kooperation mit der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München entstanden ist, gliedert sich in sechs Kapitel: Selbstbildnisse, Porträts, Kinderporträts, Figurenbildnisse, Menschen in Zeichnungen und Gruppenporträts. Jedes Kapitel ist chronologisch aufgebaut und beginnt mit Münters frühen Fotografien, welche bisher in der Rezeption meist ausgeklammert wurden. Doch diese zeigen schon in frühen Jahren ihren Blick für Menschen, Situationen und Kompositionen und ihre künstlerische und visuelle Begabung. Zusammen mit den farbintensiven Porträts in Malerei, den Druckgrafiken und Zeichnungen der folgenden Jahrzehnte lassen sich Gabriele Münters künstlerische Entwicklung und ihre Experimentierfreudigkeit nachvollziehen. Der Umgang mit Farbe und Formen, für den sie berühmt wurde, sowie ihr ausgeprägtes Zeichentalent werden ebenso sichtbar wie die Vielseitigkeit ihrer Bildsprache.

Gabriele Muenter – Schlafendes Maedchen, 1934

In ihren Porträts schafft es Münter, das Wesen der Porträtierten durch den jeweils gewählten Malstil, die Komposition und die Abstraktion zu erfassen. Sie bringt in der Gattung des Porträts auch zum Ausdruck, was sie inhaltlich oder formal bewegt. In ihren Gruppenporträts übersetzt sie zwischenmenschliche Beziehungen und die Gruppendynamik in ein Strukturgefüge und bezieht auch die Landschaft als Bedeutungsträger in die Komposition mit ein.
Die offene Architektur der Ausstellung gewährt immer wieder Blicke in andere Kapitel, in denen sich Parallelen und die Vielschichtigkeit ihres OEuvres erkennen lassen. Kathrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forums und Kuratorin der Ausstellung, war es bei dieser fokussierten monografischen Schau wichtig, Münter als eigenständige Künstlerin unabhängig vom Kontext des Blauen Reiters und Wassily Kandinskys zu betrachten und ihre enorme künstlerische Bandbreite losgelöst von ihrer Biografie zu zeigen. Somit verdeutlicht das Bucerius Kunst Forum Münters singuläre Bedeutung als zentrale Künstlerfigur des deutschen Expressionismus.
Zur Ausstellung erscheint im Hirmer Verlag ein umfangreicher Katalog mit Beiträgen von Kathrin Baumstark, Christine Hopfengart, Isabelle Jansen,
Ulrich Pohlmann, Frank Schmidt und Uwe M. Schneede (ca. 240 Seiten mit far-bigen Abbildungen der ausgestellten Werke, 29,90 Euro in der Ausstellung).

Im Rahmen der Förderung der Ausstellung durch die Hapag-Lloyd AG ermöglicht diese den freien Eintritt in die Ausstellung anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März 2023.

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