Bücher über das Leben in der Nachkriegszeit im Landkreis Harburg:

Man war erfinderisch

Die Nachkriegszeit wird Thema im Museum Kiekeberg. (Foto: Archiv Museum Kiekeberg)

Nach dem zweiten Weltkrieg kamen tausende Flüchtlinge in den Harburger Landkreis. Sie suchten Essen und ein Dach über dem Kopf. Zwei Bücher werfen nun ein Licht auf diese Zeit.

In der Mitteilung des Freilichtmuseums am Kiekeberg heißt es:

“Rosengarten-Ehestorf. In der Nachkriegszeit haben Tausende Flüchtlinge und Vertriebene im Landkreis Harburg eine neue Heimat gefunden. Vor allem Wohnungsnot und Hunger prägten die erste Zeit. Die Autoren Corinna Löhning und Arndt-Hinrich Ernst haben nun zwei Publikationen erstellt, die ein wenig Licht in diese Zeit bringen. Und sie stellen sie am Sonntag, den 20. Oktober um 13 Uhr vor: einmal „Ja, damals war man erfinderisch! Wohnverhältnisse und Lebensbedingungen im Landkreis Harburg zwischen 1943 und 1955“ von Corinna Löhning und „Neue Heimat Landkreis Harburg. Aufnahme und Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen 1945-1955“ von Arndt-Hinrich Ernst. Die Büchervorstellung mit moderierter Gesprächsrunde dauert etwa eine Stunde und findet im Freilichtmuseum am Kiekeberg statt. Gäste sind neben den Autoren Editha Westmann, Niedersächsische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler und Rainer Rempe, Landrat des Landkreises Harburg. Es gibt um 11 Uhr im Rahmen von „Sonntags im Museum: ‚Königsberger Straße‘ – Das Leben nach 1945“ schon die Gelegenheit zu einer Führung über die Baustelle. Der Museumseintritt kostet 9 Euro. Der Museumseintritt kostet 9 Euro.

„Mit unserer Schriftenreihe machen wir unsere Forschungsergebnisse zur Kulturgeschichte in der Region der Öffentlichkeit zugänglich“, erklärt Museumsdirektor Stefan Zimmermann.

Corinna Löhning zeigt in ihrem Buch „Ja, damals war man erfinderisch! Wohnverhältnisse und Lebensbedingungen im Landkreis Harburg zwischen 1943 und 1955“, mit welchen Strategien die Menschen in der Not privat zu Wohnraum kamen. Denn damalige Behelfsheimprogramme, Barackenbau und Zwangswohnraumbewirtschaftung waren meist unzureichende Provisorien. Für ihr Buch führte die Autorin Interviews mit Zeitzeugen, die Besitz und Heimat verloren hatten. Sie veranschaulicht dabei, wie die hinzugezogene und eingesessene Bevölkerung miteinander umging.

Arndt-Hinrich Ernst stellt in seinem Buch „Neue Heimat Landkreis Harburg. Aufnahme und Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen 1945-1955“ die Spannungen und Erfolge im Zusammenleben der Menschen anhand zahlreicher erstmals ausgewerteter Quellen vor. Er erklärt, wie sich lokalpolitische Maßnahmen und Personen auf ein Gelingen der Integration auswirkten. Der Landkreis nahm ab 1939 überproportional viele Flüchtlinge und Vertriebene auf. In zehn Jahren hatte sich die Bevölkerung auf rund 124.400 Menschen verdoppelt. Das brachte angesichts der mangelhaften Versorgung große Schwierigkeiten mit sich.

Die Buchvorstellung wird moderiert von Museumsdirektor Stefan Zimmermann und Alexander Eggert, dem Abteilungsleiter Volkskunde im Freilichtmuseum am Kiekeberg.

Über die Autoren:

Corinna Löhning, geboren 1980 in Lüneburg, studierte in Göttingen, Zürich und Hamburg und schloss 2006 mit einem Magister in Kulturanthropologie, Germanistik und prähistorische Archäologie ihr Studium ab. Sie arbeitete als wissenschaftliche Volontärin im Freilichtmuseum am Kiekeberg und promoviert an der Universität Hamburg über den Prozess des Wohnhaftwerdens der Flüchtlinge und Vertriebenen im Landkreis Harburg nach dem Zweiten Weltkrieg. Corinna Löhning arbeitet und lebt mit ihrer Familie in Dänemark.

Arndt-Hinrich Ernst, geboren 1985, studierte Geschichte und Ethnologie an der Universität Hamburg und absolvierte ein wissenschaftliches Volontariat im Freilichtmuseum am Kiekeberg. Er arbeitet als Archivar im Gemeindearchiv Seevetal und verfolgt die Forschungsschwerpunkte Neuere Deutsche Geschichte und Zeitgeschichte, Regionalgeschichte nordöstliches Niedersachsen und Schulgeschichte.

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg erforscht das frühere Leben in Winsener Marsch und Lüneburger Heide. Die Ergebnisse gibt das Museum in seiner Schriftenreihe heraus, die mittlerweile 97 Publikationen umfasst. Die „Königsberger Straße“ besitzt bundesweite Bedeutung: Erstmals wird die Kulturgeschichte der Nachkriegszeit bis 1979 in der ländlichen Region erforscht und durch den Aufbau von Häusern und einer umfassenden Ausstellung gezeigt.

Lesung: Sonntag, 20. Okt., 13 Uhr, 9 Euro (inkl. Museumseintritt)

Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg, Am Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten-Ehestorf, www.kiekeberg-museum.de

Die Bücher:

Corinna Löhning: „Ja, damals war man erfinderisch!“ Wohnverhältnisse und Lebensbedingungen im Landkreis Harburg zwischen 1943 und 1955. Ehestorf 2019. Schriften des Freilichtmuseums am Kiekeberg, Band 96, ISBN 978-3-935096-60-7, Preis: 17,90€

Arndt-Hinrich Ernst: „Neue Heimat Landkreis Harburg. Aufnahme und Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen 1945-1955.“ Ehestorf 2019. Schriften des Freilichtmuseums am Kiekeberg, Band 97, ISBN 978-3-935096-66-9, Preis: 17,90€

Die Publikationen sind im Museumsladen des Freilichtmuseums am Kiekeberg erhältlich.”

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