
Geht es um Verkehrsberuhigung erhitzen sich die Gemüter. Meist heißt es, wer die eine Straße verkehrsberuhigt, drängt den Verkehr nur auf andere. Eine neue Studie belegt wieder mal das Gegenteil …
Verkehrsberuhigung ist schon lange aber auch aktuell ein intensiv diskutiertes Thema. Sei es bei der (Teil-)Sperrung einzelner Straßen für den Autoverkehr, sei es bei der Einführung von Fahrradstraßen oder sogenannten Superblocks, d.h. Wohnvierteln, die vom Durchgangsverkehr entlastet werden und in denen der Straßenraum neu genutzt wird. Bei all diesen Maßnahmen wird der Autoverkehr stärker als bislang reguliert, mit dem Ziel, bessere Rahmenbedingungen für den Fuß- und Radverkehr zu schaffen, die Lebens- und Aufenthaltsqualität in städtischen Wohnquartieren zu verbessern und die Verkehrssicherheit zu erhöhen.
Viele der Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung sind heftig umstritten und häufig mit der Befürchtung verbunden, dass der motorisierte Verkehr letztlich doch nur in das angrenzende Straßennetz verdrängt werde und Staus und Verkehrskollaps die Folge seien. Aber trifft das überhaupt zu?
Forschungsergebnisse aus den 1960er Jahren lassen eher das Gegenteil vermuten. So ist in mehreren Studien belegt, dass zusätzliche Fahrspuren oder Straßen langfristig nicht zur Entlastung des Verkehrs beitragen, sondern letztlich nur mehr Autoverkehr produzieren. Erklärt wird das mit dem Fakt, dass unsere tägliche „Unterwegszeit“ seit Jahrzehnten konstant bei ca. 80 Minuten pro Tag liegt. Wird das Fahren mit dem Auto attraktiv, werden weiter entfernte Ziele gewählt, die Zahl der Wege pro Tag und die „Unterwegszeit“ verändert sich jedoch kaum. Das heißt: Wer Straßen für Kfz baut, erntet Autoverkehr (Braess, 1968; Downs, 1962). Im – in Anbetracht der vielen Faktoren, die auf die Verkehrsmenge Einfluss nehmen, – sicherlich nicht gänzlich zulässigen Umkehrschluss würde das bedeuten: Verbessert man das Angebot erreichbarer Ziele im Nahbereich und die Rahmenbedingungen für das „Unterwegssein“ zu Fuß und mit dem Rad („15-Minuten-Stadt“), gehen mehr Menschen zu Fuß und fahren Fahrrad, der Kfz-Verkehrsfluss verbessert sich eher, weil insgesamt weniger Autos fahren.
Die Studie kann hier kostenfrei abgerufen werden: difu-Studie

