Die Kolumne von Sophie Selbst-Zweifel

Eine Erfolgsgeschichte

Foto: Hans / Pixabay

Ich heiße Sophie und ich bin Denkerin. Heute gibt es zur Abwechslung etwas, dass ich mir ausgedacht habe.

Es war einmal eine kühne Fantasie. Sie verhieß Ruhm und Ehre. Ich war gedanklich auf einem fliegenden Teppich unterwegs und machte eine Zwischenlandung auf dem roten Sofa und in einer NDR-Talkshow. Im ersten Moment ließ ich mich von der Vorstellung blenden, öffentlich-rechtlich beachtet zu werden, doch bei näherer Betrachtung kamen mir Bedenken, angesichts des Scheinwerferlichtes.

Vieles spricht dagegen, dass ich mich in einem solchen Erfolgserlebnis sonnen könnte – jedenfalls nicht, ohne arg ins Schwitzen zu geraten. Mittelpunkte und Menschenansammlungen meide ich im Allgemeinen, und obwohl ich mein Privatleben häufig vor anderen ausbreite, möchte ich doch nicht danach befragt werden. In der Maske würde man mich zurechtmachen, was zur Folge hätte, dass ich mich selbst nicht wiedererkennen würde, mich fremd fühlte und unter der Schminke noch mehr schwitzte.

Bei aller Bescheidenheit glaube ich darüber hinaus um die Gefahren von Ruhm zu wissen, der einem zu Kopf steigen und süchtig machen kann. Das alles führte dazu, dass ich aus den Augen verlöre, worum es mir eigentlich geht. Zugegeben, ich möchte natürlich wahrgenommen werden, aber nicht im Rampenlicht stehen.

Nachdem ich mich von jenen Erfolgsaussichten verabschiedet hatte, schwang ich mich flux wieder auf meinen Teppich, kehrte in meine geistige Heimat zurück und landete dort wohlbehalten auf dem Boden der Tatsachen. Und wenn ich nicht gestorben bin, dann lebe ich noch heute als bekennende Schummer- und Dämmerllichtliebhaberin glücklich und zufrieden im Land der Fantasie.

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