Freilichtmuseum Kiekeberg lädt zu verschiedenen Themenausstellungen

Geschichte, Fotos, Wissen

Jede Menge Themen und Objekte zu sehen gibt es rund um das Freilichtmuseum Kiekeberg. (Fotos [3]: FLMK)

Jede Menge Themenvielfalt findet sich in aktuellen Ausstellungen des Freilichtmuseums am Kiekeberg. Ein Besuch lohnt …

„Geschichte des Landkreises Harburg und der Metropolregion Hamburg“ im neueröffneten Siedlungsdoppelhauses der „Königsberger Straße“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg, Freilichtmuseum am Kiekeberg – Dienstag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr, Sonnabend/Sonntag/Feiertag, 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 9 Euro, für Besucher unter 18 Jahren und Fördervereinsmitglieder ist er kostenfrei.

Die Geschichte der Metropolregion Hamburg und des Landkreises Harburg hat jetzt ihren Platz am Kiekeberg: Im neuen Gebäude der „Königsberger Straße“ stellt eine Dauerausstellung sowohl die Flüchtlingssituation und Neuformung des Landes Niedersachsen als auch die wirtschaftliche Entwicklung und die Wechselbezüge mit der Großstadt Hamburg dar. Das Ausstellungsgebäude ist ein rekonstruiertes Siedlungsdoppelhaus aus den 1950ern und fügt sich somit nahtlos in die neue Baugruppe ein. Schließlich holt das Projekt „Königsberger Straße. Heimat in der jungen Bundesrepublik“ die Nachkriegszeit von 1945 bis 1979 ins Museum.

Das neue „Haus der Geschichte“ konnte das Freilichtmuseum am Kiekeberg insbesondere durch die Förderung des Landkreises Harburg und dem Förderfonds Hamburg / Niedersachsen der Metropolregion Hamburg realisieren. „Die gemeinsame Förderung ist ein Sinnbild für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Hamburg und Niedersachsen. An der ‚Königsberger Straße‘ lässt sich komplexe Geschichte hervorragend erläutern – zum Beispiel die Integration der vielen neuen Mitbürger in der Nachkriegszeit“, erklärt Birgit Honé, die niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung. Über zwölf Millionen Flüchtlinge, Vertriebene und Evakuierte gab es in West-Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Landkreis Harburg, in dem das Freilichtmuseum am Kiekeberg liegt, zeigt beispielhaft, wie sich die Integration der Neubürger vollzog. „Der Landkreis nahm überproportional viele Menschen auf. Wohnten hier 1939 noch 62.602 Menschen, waren es zehn Jahre später bereits 124.397. Wir stellen dar, wie Einheimische, aber auch Neubürger die Aufbauzeit erlebten“, erläutert Museumsdirektor Stefan Zimmermann. In den Dörfern zeigen sich die großen Veränderungen der Nachkriegszeit im Kleinen. Andreas Rieckhof, Staatsrat der Behörde für Wirtschaft und Innovation der Hansestadt Hamburg und Vorsitzender des Regionsrats der Metropolregion Hamburg, bekräftigt: „Das Haus der Geschichte thematisiert am Beispiel des Landkreises Harburg die typische Nachkriegssituation in Hamburg und seinem Umland mit großen Aufgaben und Umbrüchen angesichts der enormen Flüchtlingszahlen. Es ist ein Haus der Metropolregion Hamburg und trägt auch daher ihren Namen. Dies ist der Grund für die umfangreiche Förderung des Hauses der Geschichte aus Mitteln der Förderfonds der Metropolregion Hamburg.“

Die Dauerausstellung, die den Hintergrund für die gesamte „Königsberger Straße“ bildet, zeigt auch die Entwicklungen und Veränderungen in den wirtschaftlichen Beziehungen mit der Großstadt Hamburg, im Verkehr, in der Politik oder im Freizeitbereich. „Hier wird die jüngere Geschichte der Region wieder lebendig – das ‚Haus der Geschichte‘ bildet dabei so etwas wie ein Herzstück“, freut sich Landrat Rainer Rempe über das wachsende Großprojekt. Der Vorsitzende des Stiftungsrates vom Freilichtmuseum am Kiekeberg, Klaus-Wilfried Kienert, ergänzt: „Die ‚Königsberger Straße‘ erhält einen großen Teil der gemeinsamen Geschichte Hamburgs und Niedersachsens.“ Heiner Schönecke, der Vorsitzende des Fördervereins, stimmt zu und versichert: „Der Förderverein des Freilichtmuseums am Kiekeberg wird dieses schöne Projekt gerne weiter unterstützen!“

Das Gebäude, das die Ausstellung beherbergt, wurde nach alten Plänen rekonstruiert. Es ist ein typisches Siedlungsdoppelhaus entstanden, das zu Hunderten in den 1950er Jahren im Landkreis Harburg gebaut wurde, um die Wohnungsnot zu lindern. Die Originalpläne für das Doppelhaus am Kiekeberg stammen von einem Gebäude, das die damalige Wohnungsbaugenossenschaft des Landkreises Harburg 1958 in Maschen errichtete. Es konnten insgesamt vier Familien im Doppelhaus wohnen. Den Keller und den Stall hatten sie in Eigenarbeit zu errichten.

Die „Königsberger Straße“ besitzt bundesweite Bedeutung: Erstmals wird die Kulturgeschichte der Nachkriegszeit bis 1979 in der ländlichen Region erforscht und durch den Aufbau von Häusern und einer umfassenden Ausstellung gezeigt. Diese bundesweite Ausstrahlung verdeutlicht auch die Förderung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien in Höhe von 3,84 Millionen Euro. Das Museum wählte typische Gebäude mit aussagekräftigen Geschichten aus, die in gleicher Weise für die gesamtdeutsche Entwicklung stehen:

  • eine Tankstelle,
  • eine Ladenzeile mit sechs Geschäften,
  • ein Siedlungsdoppelhaus und ein Flüchtlingssiedlungshaus,
  • ein Fertighaus als neuer Bautyp.

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg baut, wenn möglich, Originalgebäude der Region an ihren Standorten ab und bringt sie ins Museum. Beim Siedlungsdoppelhaus und dem Geschäftshaus stand trotz intensiven Bemühungen kein geeignetes Gebäude für die Translozierung zur Verfügung, unter

anderem weil die Substanz durch Umbauten unwiderruflich verändert wurde oder Besitzer andere Pläne mit dem Haus haben. Für die „Königsberger Straße“ rekonstruiert das Freilichtmuseum die ursprünglichen Bauten anhand der Bauzeichnungen.

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Kleine Sonderausstellung: Auf Glasplatten verewigt – Museumsbauernhof zeigt zwanzig Schwarz-Weiß-Fotografien des Wanderfotografen Max Broders (1886-1974); Bis 31. Oktober im Schafstall des Museumsbauernhofes Wennerstorf; Dienstag bis Freitag von 10 bis 16.30 Uhr, Sonntag/feiertags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 9 Euro, für Besucher unter 18 Jahren und Fördervereinsmitglieder ist er kostenfrei.

Die Windmühle in Vahrendorf mitten im Schnee, idyllische Heidelandschaften und ein verfallener Schafstall – die Sonderausstellung „Max Broders – Fotografien aus der Lüneburger Heide“ zeigt im Schafstall des Museumsbauernhofes Wennerstorf die Lüneburger Heide im Wandel. Bis zum 31. Oktober sehen Besucher in der neuen Ausstellung zwanzig Schwarz-Weiß-Fotografien von 1905 bis 1935. Das Besondere: Die Negative sind aus Glasplatten. Auch eine Balgenkamera aus den 30er Jahren und andere Objekte aus dem Besitz Max Broders können Besucher in der Ausstellung sehen. Finanziert wird sie von der Sparkasse Harburg-Buxtehude.

„Die Bilder sind ein einzigartiges Zeugnis unserer Region, da sie die Landschaft der Lüneburger Heide mit hohem künstlerischen Anspruch abbilden. Sie sind ein beredtes Zeugnis des frühen Heidetourismus“, erklärt Dr. Moritz Geuther, Leiter des Museumsbauernhofs Wennerstorf. „Die Fotos zeigen zudem die Lebensverhältnisse der Menschen in unserer Region im frühen 20. Jahrhundert. Sie bilden die letzten Relikte der überkommenen Heidebauernwirtschaft ab.“ Die Ausstellung knüpft somit an die Thematik des Museumsbauerhofes an. Der Smedtshof in Wennerstorf ist eine der wenigen erhaltenen historischen Hofanlagen im nördlichen Niedersachsen. Besucher erfahren dort, wie die ländliche Bevölkerung der Nordheide in den 1930er Jahren arbeitete und lebte.

Max Broders, Touristenverein Morgenrot am Karlstein, 1905

Max Broders (1886-1974) war Gründungsmitglied des „Touristenvereins Morgenrot von 1903“. Mit den „Morgenrötern“ unternahm er im gesamten norddeutschen Raum Wanderungen und Ausflüge. Dabei trug er eine Kameraausrüstung mit sich, die immerhin etwa 5 kg wog. 1904 erwarb er von seinem Lehrlingsgehalt eine Balgenkamera der Firma Voigtländer. Wie zeitgenössisch üblich wurden die Bilder mit dieser Kamera auf Glasplatten im Format 9×12 cm festgehalten. Nach der Lehre als Kaufmann arbeitete er als kaufmännischer Gehilfe bei der Deutsch-Australischen Dampfschiffgesellschaft und der Hamburg-Amerika-Linie. Das Freilichtmuseum am Kiekeberg verwahrt in seinem Archiv über 300 Glasnegative mit Aufnahmen von Broders. Diese entstanden zwischen 1903 und 1935 bei Ausflügen in der Lüneburger Heide und den Schwarzen Bergen. Die Glasnegative sind eine Schenkung von Broders‘ Sohn Volquart Broders. Dieser überließ zudem auch einige Objekte aus dem Besitz seines Vaters, darunter eine Balgenkamera aus den 30er Jahren, einen Spazierstock und einen Rucksack.

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Dauerausstellung: „Spielwelten. Spielzeuge des 20. Jahrhunderts“ 

Freilichtmuseum am Kiekeberg, Dienstag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr, Sonnabend/Sonntag/Feiertag, 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 9 Euro, für Besucher unter 18 Jahren und Fördervereinsmitglieder ist er kostenfrei.

Spielen wie früher! In der Dauerausstellung „Spielwelten“ präsentiert das Freilichtmuseum am Kiekeberg seine umfangreiche Spielzeugsammlung. Als einzige Ausstellung in Deutschland legt „Spielwelten“ einen Schwerpunkt auf die rasanten Entwicklungen in der Spielzeugkultur zwischen 1950 und 1980. Mehr als 2.000 Exponate, zahlreiche Mitmachangebote sowie Medienstationen laden die Besucher auf 650 qm zu einer Zeitreise in die vergangene Kindheit ein. Der Eintritt ins Museum kostet 9 Euro, Besucher unter 18 Jahren haben freien Eintritt.

Die Dauerausstellung „Spielwelten“ zeigt als erste Ausstellung in Deutschland die spannenden Entwicklungen der Spielkultur in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Damit widmet sie sich insbesondere dem Spielzeug, mit dem heutige Eltern oder Großeltern spielten. „Die Zeit zwischen 1950 und 1980 ist besonders spannend“, erklärt Stefan Zimmermann, Direktor des Freilichtmuseums am Kiekeberg. „Gesellschaftliche Umbrüche und veränderte Wirtschaftsbedingungen spiegeln sich auch im Spielzeugangebot. Neue Inhalte und Werkstoffe setzten sich durch und neue Spielzeugproduzenten eroberten den Markt.“ Insgesamt zehn verschiedenen Themenwelten vermitteln die Vielfalt in der Welt des Spielzeugs: Von Konstruktionsspielzeug, wie Lego, über Playmobil oder Spielzeugautos, bis hin zu Tauschobjekten, Spielekonsolen oder selbst gebautem Spielzeug. In einem eigenen Bereich veranschaulicht die Ausstellung auch die Veränderungen in der Spielzeugherstellung. Hier erleben die Besucher die Veränderungen von der manuellen Fertigung zur seriellen Massenproduktion.

Aufwändig inszenierte und begehbare Spielzeugläden von 1900, 1950 und 1980 laden die großen und kleinen Besucher zum Staunen ein. Mit ihrer originalgetreuen Einrichtung verdeutlichen sie den rasanten Wandel in der Spielzeugkultur im Laufe des letzten Jahrhunderts: Statt Soldaten- oder Kriegsspielen gelangen nach 1945 Themen wie Mobilität, Freizeit oder Raumfahrt in die Kinderzimmer. Auch neue Materialien setzten sich durch, so löste etwa Kunststoff in den 1950er Jahren Holz und Metall ab. Gleichzeitig vermitteln die liebevoll gestalteten Läden auch die zeitlose Faszination von Spielzeugläden für Kinder und Erwachsene.

Gemeinsam spielen und ausprobieren – in den „Spielwelten“ heißt es entdecken und mitmachen! Spiele-Begeisterte können PC-Spiele-Klassiker wie Pacman oder Pong noch einmal selbst ausprobieren und durch digitale Welten fliegen. Eine interaktive Station lockt mit Schiffe versenken oder Tic-Tac-Toe. Am Legotisch lassen Kinder und Erwachsene ihrer Kreativität freien Lauf und konstruieren individuelle Bauwerke.

Besucher entdecken in den „Spielwelten“ außerdem ein Stück Regionalgeschichte: In mitten der Dauerausstellung vergnügen sich Kinder auf der Rutsche und dem Karussell aus dem ehemaligen Harburger Schuhgeschäft Raczka. Der bekannte Hingucker weckt bei Mitarbeitern und Besuchern lebhafte Kindheitserinnerungen. Heute begeistern die Rutsche und das Karussell die kleinen Besucher im Museum.

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Dauerausstellung: „Agrarium. Landwirtschaft und Ernährungsindustrie gestern und heute“; Agrarium im Freilichtmuseum am Kiekeberg, Freilichtmuseum am Kiekeberg;  Dienstag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr, Sonnabend/Sonntag/Feiertag, 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 9 Euro, für Besucher unter 18 Jahren und Fördervereinsmitglieder ist er kostenfrei.

Das Agrarium, die Ausstellungswelt im Freilichtmuseum am Kiekeberg, zeigt auf 3.300 Quadratmetern Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Lebensmittelproduktion. Zahlreiche Exponate und interaktive Elemente machen die Entwicklung von Landwirtschaft und Ernährungsindustrie seit der Industrialisierung deutlich. Die Besucher gehen mit allen Sinnen der Frage nach, wie ihr Essen hergestellt wird. Über drei Etagen widmet sich das Agrarium den Themen Landwirtschaft – von der Aussaat bis zur Ernte, den Antriebskräften – Dampf, Diesel und Strom sowie der modernen Ernährungswirtschaft. Der Museumseintritt kostet 9 Euro, für Besucher unter 18 Jahren ist er frei.

Die Fowler Dampfpluglokomotive

Wie arbeitet ein Landwirt heute? Was veränderte die Erfindung des Traktors an der Ernährungssituation? Über 30 Traktoren und Dampfmaschinen, ausgestellt in offenen Stahlregalen, veranschaulichen das: von der 19-Tonnen-Dampflokomotive bis zum Pommes-Schneider und vom Lanz Bulldog bis zum Pflaumenmus-Kessel. Architektonischer Höhepunkt ist der Treckerturm. Er durchzieht alle drei Etagen und präsentiert die Meilensteine der Traktorengeschichte. Einen Vergleich zur Gegenwart machen moderne Landmaschinen möglich, die im Außenbereich unter einem großen Schleppdach stehen. An zahlreichen Mitmachstationen legen die großen und kleinen Besucher selbst Hand an, indem sie eine Modellkuh melken, auf einem Lanz Bulldog-Traktor das Fahrgefühl aus den 1950ern erleben oder am Simulator in einer echten Fahrerkabine einen modernen Mähdrescher fahren.

Was steckt hinter den Bio-Siegeln der Lebensmittel? Das Agrarium zeigt als erste dauerhafte Ausstellung in Deutschland, wie Lebensmittel in Landwirtschaft und Industrie hergestellt werden. „Landwirtschaft und Ernährung sind unsere Kernthemen“, erklärt Museumsdirektor Stefan Zimmermann. „Wir schaffen eine Verbindung von den offenen Feuerstellen in unseren alten Gebäuden und den historischen Maschinen zu den aktuellen Techniken von heute.“ Das Agrarium wirft einen Blick in die Zukunft. Im Vordergrund stehen dabei Fragen zur Ernährung. „Viele Menschen haben keine konkrete Vorstellung, wie ihre Lebensmittel heute hergestellt werden. Dabei ist Essen ein wichtiger Lebensbestandteil und interessiert schon Kinder sehr“, ergänzt Stefan Zimmermann. „Wir zeigen es ihnen von Traktoren über ein Bullenskelett bis zu einem der ersten Kühlschränke. Sie erhalten dadurch ein realistisches Bild von der Lebensmittelherstellung.“

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Handwerk zwischen Tradition und neuen Herausforderungen: Neue Dauerausstellung im „Haus des Handwerks“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg. Ab 20. September 2020, Dienstag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr, Sonnabend/Sonntag/Feiertag, 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 9 Euro, für Besucher unter 18 Jahren und Fördervereinsmitglieder ist er kostenfrei.

Handwerk hat goldenen Boden – diese Weisheit ist weithin bekannt und anerkannt. Jedoch: Das Handwerk, wie wir es heute kennen, hat sich über Jahrhunderte gewandelt. Neue Berufszweige kamen hinzu, andere werden heute nicht mehr ausgeübt. Die neue Dauerausstellung „Haus des Handwerks. Zwischen Tradition und neuen Herausforderungen“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg zeigt die Veränderungen der vergangenen 200 Jahre vom klassischen Landhandwerk bis zur aktuellen Dienstleistungsorientierung. Die Dauerausstellung ist ab Sonntag, dem 20. September, zu den Museumsöffnungszeiten zu sehen.

Sattler, Elektriker, Klempner und Uhrmacher – jedes Handwerk passt sich gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen und Techniken an, seine Aus- und Fortbildung und auch Arbeitsbereiche ändern sich. „Für uns als Freilichtmuseum ist das Thema Arbeit ganz zentral“, erläutert Stefan Zimmermann, Museumsdirektor im Freilichtmuseum am Kiekeberg. „Noch im 19. Jahrhundert waren Böttcher und Harkenmacher wichtige Handwerke, Fässer und Arbeitsgeräte aus Holz wurden überall gebraucht. Heute sind Berufe wie Elektriker oder Installateur, die erst mit dem Einzug von Strom und Wasser in den Haushalten etabliert wurden, in unserem Bewusstsein.“ Die neue Dauerausstellung zeigt daher viele verschiedene Facetten von Handwerk: Seiler, Stilmöbeltischler oder Raumausstatter zeigen exemplarisch, wie tiefgreifend sich viele Gewerke veränderten. Die neue Ausstellung erzählt auch Geschichten hinter den Gegenständen und Meisterbriefen, zeigt die Entwicklung von norddeutschen Handwerksbetrieben der vergangenen 100 Jahre. Insbesondere Familiengeschichten machen die Umbrüche in den unterschiedlichen Handwerken anschaulich: Ein Uhrmacherbetrieb schaffte die Schritte von der Jahrhundertwende über zwei Weltkriege bis in die Moderne. Eine Sattlerei, die sich zur Raumausstatterwerkstatt weiterentwickelt hatte, wurde von der dritten Generation zwar aufgegeben, das Wissen als Raumausstattermeister bringt diese jedoch in Beratertätigkeiten ein und entwickelte so neue Berufsperspektiven.

Besondere Blickpunkte sind Handwerkerinnen gewidmet, außerdem der Do-it-Yourself-Bewegung. Große Einflüsse auf die Handwerke hatten auch Mobilität und technische Neuerungen. So zeigt die Ausstellung einen Tempo Wiking, der als Arbeitsauto in den 1950ern den Elektriker samt Werkzeug zum Kunden brachte – eine neue Situation für Handwerker, die gewohnheitsmäßig in eigenen Werkstätten arbeiteten. Und auch ausgestorbene Traditionen, die Besucher heute nur noch in Freilichtmuseen antreffen, werden ausführlich gezeigt, die Mühe und das besondere Wissen und Können, das in den handgefertigten Produkten steckt. Flachsanbau und -verarbeitung, Böttcherei und Harkenmacherei werden eigens in historischen Speichern und Scheunen erklärt. Besucher, die die Region erkunden möchten, können auch bei einer Stellmacherei vorbeifahren: Die Museumsstellmacherei Langenrehm, eine der Außenstellen des Freilichtmuseums am Kiekeberg, bewahrt in einer alten Werkstatt mit originalem Wohngebäude das alte Handwerk des Wagenmachers.

Für Gruppenprogramme und Vorführungen entsteht eine gläserne Vorführ- und Mitmachwerkstatt: Handwerker werden hier ihr Können vorführen und erklären, Schul- und Kindergartengruppen erste Werkerfahrungen sammeln und Kursteilnehmer der Kiekeberger Museumsakademie an handwerklichen Kursen teilnehmen.

Ort: Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg, Am Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten-Ehestorf, www.kiekeberg-museum.de, Tel. 0 40 – 79 01 76-0

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