Kunstleihe hat umfangreiches Online-Portal fertiggestellt

Harburgs digitales Kunstgedächtnis

Sabine Schnell von der Kunstleihe Harburg präsentiert das neue Online-Portal in der Meyerstraße 26. (Foto: PR)

Die Kunstleihe Harburg e.V. hat in seinem gerade mal anderthalbjährigen Bestehen lokale Kunst für viele einfach zugänglich gemacht. Zu dem analogen Erlebnis kommt nun – ganz corona-like – das digitale hinzu: die eigene website ist nun online.

Die Kunstleihe Harburg, in der seit Anfang 2019 zeitgenössische lokale Kunst aus Harburg für 3 Monate und für nur 6 € für Zuhause, das Büro oder homeoffice leihbar ist, hat jetzt ihr neues Webportal online gestellt:  www.kunstleihe-harburg.de

War bisher nur ein Werksverzeichnis über die Initiativseite SuedKultur verfügbar, hat der mittlerweile eigenständige und als gemeinnützig anerkannte Verein Kunstleihe Hamburg e.V.  nun ein umfassendes digitales Portal ins Leben gerufen. Dort sind nicht nur die rund 200 Werke von Künstler*innen wie Petra Hagedorn, Anke de Vries, Yvonne Lautenschläger oder Harald Finke zu sehen. Sie können auch dort schon reserviert werden. Aber mehr noch: Maße, Techniken und Materialien finden sich und es sollen auch noch Angaben zu den biografischen Daten ergänzt werden. Dabei dient das Portal aber nicht nur dem Kunstinteressierten als Werksverzeichnis, sondern es ist über Schnittstellen mit dem Museumsportal der Museumsgenossenschaft digicult (www.museen-sh.de) verbunden. Digicult mit Sitz in Kiel wurde gegründet, um Museumsbestände nach und nach zu digitalisieren und so nicht nur hinsichtlich ihrer Herkunft verfügbar zu halten sondern auch für die Nachwelt zumindest in digitaler Form zu erhalten und sichtbar zu machen. „Das Prinzip hat uns von Beginn an gut gefallen, obwohl wir ja kein Museum sind. Aber durch diese technische Möglichkeit können auch wir auf lange Sicht die aktuelle Kunst Harburgs ins digitale Gedächtnis bringen und sichtbar machen. So sind Werke von verstorbenen Harburger Künstler*innen wie Margrit Rohmann, Theo Stenzel oder Klaus W. Mitransky erfasst und geben Einblick in ihr Schaffen. Dadurch, dass diese Kunst zudem durch die Ausleihe in viele private Haushalte kommt, bleibt die Kunst aktuell“, so Sabine Schnell vom Team der Kunstleihe.

Das wäre dem unentgeltlich ehrenamtlich arbeitenden Verein aus sich selbst heraus nicht möglich gewesen, wohl aber durch die Mitgliedschaft im Artothekenverband Schleswig-Holsteins, der sich nun auf Schleswig-Holstein/Hamburg erweitert hat.

„Die mittlerweile gut 70 Dauerleihenden, die je 2-3 Werke alle Vierteljahr wechseln und so gesamt über 100 Werke aktiv nutzen, beweisen uns, wie groß das Interesse an aktueller Kunst im Bezirk ist“, so Schnell. „Da unser Bestand nun schon binnen kurzer Zeit auf gut 200 Werke angewachsen ist, sind wir froh, diesen Schritt frühzeitig angedacht und umgesetzt zu haben. Denn ältere Artotheken (wie andernorts Kunstleihen seit den 80er Jahren meist bezeichnet werden) arbeiten noch mit Karteikarten und die riesigen Bestände später digital zu erfassen, wird zunehmend schwerer, zeitintensiver und so auch kostspieliger.“ Und auch das Harburger Kunstleihe-Team hatte dafür schon viel Zeit investieren müssen. Die Werke zu fotografieren, mit Inventarnummer, Werksname, Technik, Maßen oder Jahrgang zu versehen, wegen der Urheberrechte mit einem Wasserzeichen zu schützen, in der Datenbank der digicult-Genossenschaft einzupflegen und von dort wieder zur neuen Website zu importieren, kostete viel Zeit und auch Geld.

„Jetzt aber haben wir erst mal die aktuellen Werke erfasst und neu hinzukommende sind dann immer mal wieder einzufügen“, so Sabine Schnell, die als selbständige Grafikerin dies auch nur schaffen konnte, weil aufgrund der Corona-Pandemie derzeit Aufträge  im eigentlichen Broterwerb brach liegen. „Wir hatten für die Programmierung als auch Erfassung der Werke bei verschiedenen Stellen um Zuschüsse gebeten. Aber bei uns entstand der Eindruck, dass zwar alle von Digitalisierung reden, aber kaum wissen, was es wirklich damit auf sich hat“.

Neben dem Werksverzeichnis findet der Portalsbesucher aber auch Kursangebote aus dem Kunstbereich als auch kommende und aktuelle Ausstellungen lokaler Künstler*innen oder Ausstellungsorte wie dem Kunstverein Bahnhof Harburg. Und ein „Blog“ wird künftig nicht nur über die hintergründige Arbeit des Kunstleihe Teams informieren sondern etwa auch Erfahrungsberichte von Kunstleihenden abbilden. „Es ist nämlich schon interessant, wie unterschiedlich die Kunst auf die Menschen wirkt. Ist es bei dem einen passend zum Sofa, ist es für andere die intensive Faszination von Motiven, Techniken oder Farben. So unterschiedlich die künstlerischen Ansätze als auch Künstler*innen selbst sind, so divers ist es auch bei den Betrachtenden“, resümiert Sabine Schnell. Dies wird der Blog mit Erfahrungsberichten künftig auch dokumentieren.

Ebenso hat sich derweil eine künstlerische Gruppe aus der „Kunstklink Eppendorf“ (vormals „Kulturhaus Eppendorf“) gemeldet. Auch die will dem Beispiel Harburgs folgen und eine Kunstleihe mit den örtlichen Künstler*innen eben Eppendorfs noch dieses Jahr auf den Weg bringen. „Wir haben Ihnen nicht nur unsere gesammelten Erfahrungen zur Verfügung gestellt sondern auch über das Portal berichtet. So wie es aussieht, werden sie es auch für sich nutzen, so dass Hamburg dann eine Kunstleihe mit 2 Standorten und wohl mehr als 300 Werken lokaler Künstler*innen online findet. Damit gehen wir einen großen Schritt weiter, die lokale Kunst aus der 2. und 3. Reihe und im Schatten der Prominenz sichtbar und wahrnehmbar zu machen.“

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