Serie „Gedenken in Harburg“: Rudolf Mokry, Otterhaken 5 (Wilhelmsburg)

Kritisch und kämpferisch bis zum Ende

Stein der Erinnerung: Rudolf Mokry wohnte am Otterhaken 5 in Wilhelmsburg. (Collage: S. Schnell)

Er war Schmied, Schlosser und Sportler und äußerst kritisch. Aber den Streit unter den Genossen hat er nie verstanden …

Rudolf Mokry wurde in Klockow (Mecklenburg-Vorpommern) geboren, wuchs aber in Rostock auf. Dort arbeitete er als Schmied und Schlosser, machte aber zudem aktiv Sport – unter anderem die Kampfsportart Ju-Jutsu. Nach Feierabend nahm er am Aufbau des Arbeitersportstadions teil, das heute noch als Volksstadion existiert. In der Wirtschaftskrise sah er in Rostock keine Möglichkeit mehr seinen Unterhalt zu verdienen und ging nach Hamburg-Wilhelmsburg. Dort nahm er am Kampf gegen das NS-Regime teil. Gleich 1933 wurde er erstmals inhaftiert, baute ungeachtet dessen aber ab 1935 eine antifaschistische Jugendgruppe auf, der junge Kommunisten, Sozialdemokraten, jüdische Jugendliche und Christen angehörten. Bei Wanderungen in die Nordheide vermittelte er diesen auch die Kampfsporttechnik des Ju-Jutsu, schon um sich gegen Übergriffe der Hitlerjugend und SA wehren zu können. 1937 wurde er wegen Hochverrates verhaftet. Nach seiner Haftverbüßung kam er aber nicht frei, sondern wurde in das KZ Sachsenhausen überstellt. Selbst dort aber schloss er sich dem illegalen Lagerkomitee an. Am 11. Oktober 1944 wurde Mokry letztlich zusammen mit drei Franzosen und 23 Deutschen ermordet.

Aus der Wilhelmsburger Zeit konnte sich ein Mitglied seiner Widerstandsgruppe, Kurt van der Walde, noch an ihn erinnern. Van der Walde selbst stieß über den deutsch-jüdischen Wanderbund „Kameraden“ und das später aufgelöste „Schwarze Fähnlein“ im Frühjahr 1935 durch eine Fahrt in die Heide zu Rudolf Mokry.

Kurt van der Walde selbst wurde am 7.5.1936 verhaftet, 12 Monate später vom 1. Strafsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner Haftstrafe im KZ Fuhlsbüttel emigrierte er binnen weniger Tage nach England, zig aber nach Kriegsende wieder nach Hamburg-Barmbek. Seine Erinnerungen an Rudolf Mokry:

„Ich habe Rudi Mokry gar nicht sehr lange gekannt, aber dafür sehr intensiv. Er war ja der Leiter unserer antifaschistischen Jugendgruppe. Und was mir im Nachhinein nach all den Jahrzehnten so großartig erscheint, ist, dass er einer der allerersten war, der wirkliche Konsequenzen aus den schlimmen politischen Fehlern der Weimarer Republik gezogen hat. Er ist lange Zeit in der KPD gewesen. Er hatte Schwierigkeiten mit der Leitung der Partei, und zwar mit dem Problem, wie sie umging mit den Sozialdemokraten. Er gehörte zu einer bestimmten Gruppe unter den Kommunisten, die sich ‚Westermann-Gruppe‘ nannte. Westermann war ein sehr bekannter kommunistischer Widerstandskämpfer, der leider auch von den Nazis getötet worden ist. Diese ‚Westermann-Gruppe‘ hat opponiert gegen die Feindschaftspolitik gegenüber den Sozialdemokraten. Rudolf Mokry hat nie mit den Kommunisten gebrochen. Er war bestimmt kein Gegner der KPD, jedoch äußerst kritisch. Und er war offen in seiner Kritik. Darum konnte er auch mit Kommunisten, die nicht seine Meinung vertraten, wunderbar zusammenarbeiten.“

Gedenkstein in Rostock (Foto: Schiwago)

In Rostock erinnert noch ein Gedenkstein im Barnstorfer Wald an Rudolf Mokry. In Wilhelmsburg wurde 1989 auf Initiative der Deutschen Kommunistischen Partei Wilhelmsburg der nördliche Teil der Industriestraße in Mokrystraße umbenannt. Auf Initiative des Vereins „Für ein Soziales Wilhelmsburg“ wurde an seinem früheren Wohnhaus im Jahr 2013 in der Straße Otterhaken 5 für ihn ein Stolperstein verlegt.

Weiterführende Links: wikipedia.org, bildungsserver.hamburg.de und stolpersteine-hamburg.de

 

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