Serie „Gedenken in Harburg“: Otto Ernst Lang – Am Gleise 8 (Veddel)

Tod auf der Insel Kos

Die "Harburger Rundschau" berichtete am 3. Mai 2006 zur Verlegung des Stolpersteins für Otto Ernst Lang.

Als Sozialdemokrat war Ärger mit den Nationalsozialisten täglich und vorprogrammiert. Der Widerstand aber blieb. Der Tod kam kurz vor Kriegsende und in Griechenland: Otto Lang.

Otto Ernst Lang wurde am 30. Jan. 1908 geboren, stammte aus einer sozialdemokratischen Familie und schloss sich selbst früh der Sozialistischen Arbeiterjugend an. Am 8. Oktober 1924 trat er in die Jugendgruppe Hamburg des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold ein und war in den Folgejahren auch in der SPD in Rothenburgsort aktiv.

Der Schwerpunkt der Parteiarbeit in Rothenburgsort lag seit Ende der 20er Jahre in der Auseinandersetzung mit Nationalsozialisten und Kommunisten. Die Gruppe um Fritz von Hacht, Helmuth Weidt, Franz Wendt und Otto Lang las nationalsozialistische Schriften wie Hitlers „Mein Kampf“ und verfasste Flugblätter gegen die drohenden Gefahren des braunen Terrors. Handfeste Konfrontationen zählten zum politischen Tagesgeschäft.

Konfrontationen zählten zum Tagesgeschäft

Selbst arbeitslos engagierte sich Otto Lang Anfang der 30er Jahre in der Erwerbslosen-Selbsthilfe Groß-Hamburg e.V.. Auch nach der Gleichschaltung der Erwerbslosen-Selbsthilfe im Jahr 1933 blieb der Verein weiterhin ein Treffpunkt für Mitglieder der nun verbotenen SPD.

Mit seinen Weggefährten setzte Otto Lang die politische Arbeit in der Illegalität fort. Sie trafen sich regelmäßig und aus Sicherheitsgründen umschichtig in ihren jeweiligen Wohnungen, um die politische Lage zu diskutieren, Flugblätter zu entwerfen und ihre Verteilung zu organisieren. Die Gruppe unterhielt Kontakte zu anderen sozialdemokratischen Widerstandsgruppen in Hamburg und Umgebung. Ein Großteil des Widerstandsmaterials wurde aus Dänemark eingeschleust, wo geflohene Sozialdemokraten versuchten, den Widerstand der einzelnen Gruppen gegen den Nationalsozialismus zu aktivieren und zu koordinieren.

Denunziation

Aufgrund einer Denunziation flog die Gruppe dann aber am 5. Februar 1935 auf. Fritz von Hacht, Helmut Weidt, Franz Wendt und Otto Lang wurden verhaftet und im Konzentrationslager Fuhlsbüttel interniert. Die Gestapo, die nach der Verhaftung Langs die Wohnung der Familie nach illegalen SPD-Schriften durchsuchte, entdeckte zur Erleichterung der Ehefrau nicht die unter dem Wohnzimmertisch befestigte Druckmaschine, mit der viele Flugblätter hergestellt worden waren.

Otto Ernst Lang © Archiv Helga Roepert

Während die Gestapo nach eingehenden Ermittlungen wegen des Verdachts „den organisatorischen Zusammenhalt der SPD aufrecht erhalten zu haben“ Otto Lang am 30. April 1935 wieder frei ließ, verurteilte das Gericht die anderen drei Widerstandskämpfer zu Gefängnisstrafen. Am 16. Oktober 1935 verhaftete die Gestapo aber Otto Lang erneut. Eine weitere sozialdemokratische Widerstandsgruppe war zerschlagen worden und in diesem Zusammenhang war auch der Name Otto Langs gefallen. Zusammen mit sechs weiteren Angeklagten – zu denen Otto Lang jedoch in keinerlei Verbindung stand – erhob die Staatsanwaltschaft wiederum den Vorwurf „durch das Vertreiben hochverräterischer Schriften“ das Verbot der SPD zu unterlaufen. Im Prozess gab Otto Lang zu, etwa 25 bis 30 Exemplare der sozialdemokratischen Zeitung „Sozialistische Aktion“ an den schon verurteilten Franz Wendt weitergereicht zu haben.

Aufgrund dieser Tätigkeit verurteilte das Hanseatische Oberlandesgericht Otto Lang wegen Vorbereitung zum Hochverrat am 19. Dezember 1935 zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus mit Ehrverlust. Lang wurde in das Konzentrationslager Börgermoor/Ems eingeliefert. Am 19. Januar 1938 kam Otto Lang wieder frei, nachdem er unterschrieben hatte, nichts über die Haftbedingungen in Börgermoor verlautbaren zu lassen.

Bewährungsbataillon 999

Während der Haftzeit erhielt die Ehefrau Otto Langs, Senta Lang, keinerlei staatliche Unterstützung für sich und ihre Tochter Helga. Außerdem ruhte die Krankenversicherung, so dass alle anfallenden Krankheitskosten privat bezahlt werden mussten. Die Behörden offerierten ihr, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen, um ihre Situation zu verbessern. Senta Lang bestritt den Lebensunterhalt in dieser Zeit als Wäscherin und Putzfrau. Sie unterlag der Überwachung durch die Gestapo und musste sich einmal wöchentlich bei der Polizei melden. Besucher der Familie wurden offen von der Gestapo beschattet.

Foto: NordNordWest

Nach der Haftentlassung fand Otto Lang von 1938 bis 1942 Arbeit als Monteur bei der amerikanischen Firma International Harvester Company, die in Hamburg landwirtschaftliche Maschinen fertigte. Hier arbeiteten mehrere Regimegegner. Am 3. Dezember 1942 zog die Wehrmacht Otto Lang als „wehrunwürdigen“ Soldaten ein und wies ihn ins ´Bewährungsbataillon 999` ein. Im Laufe des Jahres 1943 wurde das Bataillon auf die griechische Insel Kos verlegt. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges ertrank Otto Lang beim Versuch, gemeinsam mit einem Kameraden per Floß von der Insel zu fliehen.

© Christel Oldenburg

Quelle: Privatarchiv Helga Roepert (Prozessakten, Familienunterlagen u.a.), Interview Helga Roepert am 7.Juni 2001

 (leichte Überarbeitung für ´Tiefgang` v. Heiko Langanke)

Standort: googlemaps

Weiterführende Links:

stolpersteine-hamburg.de; verfolgte.spd-hamburg.de; www.gedenken-in-harburg.de

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