Dänisches Duos Linebug gastiert in Moorburg:

Musikalische Insel des Aufatmens

Photo: Bernd Roselieb

Ein Konzert, das zweifellos ein besonderes Erlebnis sein wird: das Duo Linebug entführt in eine Welt der Kreativität, Poesie und Musik entführen wird.

Eine verlassene Industriestadt in Ostdeutschland kann manchmal Sehnsuchtsort sein: Im Fall des dänischen Duos Linebug ist die ehemalige Herzogresidenz Zeitz in
Sachsen-Anhalt der Quell ihrer Inspiration. Nachdem die Singer-Songwriterin Line Bøgh und der Maler und Digitalkünstler Christian Gundtoft eine Tour durch Deutschland machten, verliebten sie sich in den rauen Charme des 27.000-Seelen-Städtchens und zogen zu Beginn der Pandemie Anfang 2021 kurzerhand aus Kopenhagen in die ostdeutsche Provinz.
„Deutsche selbst halten Ostdeutschland oft für harsch – ich denke, das ist natürlich historisch bedingt. In Dänemark ist alles so chic und geschniegelt und teuer, und um ehrlich zu sein: Ich habe genug davon“, sagt Line. „Es gibt wenig Möglichkeiten für Leute, die etwas Nischiges, Experimentelles machen.“
Und das kann man von Linebug wohl sagen. Die Musikerin Line war umtriebig mit vielen Projekten, bis sie sich entschied, mit ihrem Partner Christian 2019 etwas
ziemlich Einmaliges auf die Beine zu stellen: Er erschafft handgezeichnete, animierte Musikvideos zu ihren Songs, die live zum Leben erweckt werden. Die Illustrationen projizieren sie so an die Wand, dass Lines Performance Teil einer Art überdimensionaler Graphic Novel wird – das ist wahrlich fantastisch!
Mal wächst scheinbar eine Blume aus ihr, mal wird sie als Musikerin nach und nach Teil einer Szene auf einem Vergnügungspark samt Karussell und Riesenrad, dann
wieder küsst sich ein Pärchen im Hintergrund, gemalt in bunten Farben und dickem Strich, als wäre Klimt als Grafitti-Künstler wiederauferstanden.
„Wenn man die Zeichnungen zu wörtlich von den Lyrics ableitet, kann es langweilig werden, und wenn man zu abstrakt wird, werden die Musik und die Visuals zusammenhangslos“, erzählt Christian. „Eine gute visuelle Interpretation sollte die Songs öffnen, die Worte und die Musik unterstützen, und dabei gleichzeitig ein Eigenleben haben.“ Das ist den beiden Kreativschaffenden gelungen. Man fühlt sich erinnert an „Take On Me“ von A-ha oder „The Wall“ von Pink Floyd.
Zu bewundern ist dies nun auch auf ihrem neuen Album „Fast Changing Landscapes“. Die Platte ist nicht weniger als ein Kleinod: Behutsamer Alternative Pop,
durchzogen von skandinavischer Melancholie ebenso wie der Wärme eines nicht enden wollenden Midsommar-Festes. Es wurde co-geschrieben und produziert von
Maxi Menot, der Gewinnerin des Female* Producer Prize 2022 von Music Women* Germany in Zusammenarbeit mit Sony Music. Diese holte sogar das Deutsche Filmorchester Babelsberg ins Boot, die das Songwriter-Album auf fünf von neun Liedern cinematisch anreichern – kein romantischer Symphonie-Kitsch, sondern subtile Klassik.
Die erste Single „Skyline“, die am 27. Januar erschienen ist, zeugt davon: Eine wunderschöne Hommage an ihre Wahlheimat und ihre Lieblingsorte darin, die
Christian für das Musikvideo illustriert hat, etwa die Villa Weltfrieden, die Nikolaikirche oder den Johannesfriedhof. Darin singt Line von kaputten Fenstern, Betrunkenen im Park, verlassenen Schulen, um aber im zärtlichen Refrain zu konstatieren: „You are my skyline“. Das ist die Kunst von Linebug: Brüche zu benennen, und sie gleichzeitig wie ihre Heilung klingen zu lassen. „Ostdeutschland hat eine Ästhetik, die ich noch nie zuvor gesehen habe und die mich fasziniert. Man sieht die Stadt wachsen und kann sie als Künstlerin noch mitgestalten“, sagt Line.
Auf „Fast Changing Landscapes“ findet sich sanfter Folk Pop über den Wunsch nach Glück und welche Umwege Menschen auf der Suche danach nehmen. Etwa handelt „If I Had A Camera“ von dem Versuch, in einer komplizierten Beziehung die Augenblicke der Leichtigkeit festzuhalten. „Beijing“ wiederum beschäftigt sich mit der Klimakrise und wie zu Beginn der Pandemie in der chinesischen Metropole erstmals seit Langem ein Sternenhimmel zu sehen war. „Wir möchten mit unserer Musik und unseren Konzerten Inseln des Aufatmens schaffen, als würde man aus dem Alltag ausbrechen und in einen Film eintauchen“, erzählt Line. Das gelingt Linebug meisterlich.
Termin: Freitag, den 10. März, um 19 Uhr im Wasserturm & Feuerteufel, Moorburger Elbdeich 161, 21079 Hamburg-Moorburg:  das dänische Duo Linebug. Der Eintritt ist frei, jedoch wird eine Spende erbeten.

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