Das Orgeljahr 2019 steuert an diesem Wochenende auf seinen Höhepunkt hin

Neuenfeldes bedeutendster Bauer

Die Arp-Schnitger-Orgel in der St. Pankratius-Kirche in Neuenfelde (Foto: Orgelstadt Hamburg e V /Alexander Voss)

2019 steht in Hamburg ganz im Zeichen der Orgel: Das ganze Jahr über wird in der Hansestadt mit zahlreichen Veranstaltungen, Konzerten, Ausstellungen sowie der interaktiven Website www.orgelstadt-hamburg.de die Vielfalt der Orgeln in Hamburg und der Orgelmusik gefeiert. Am morgigen Sonntag ist einer der Höhepunkte.

Mit den Veranstaltungen zum 300. Todestag des bedeutenden Hamburger Orgelbauers Arp Schnitger am 28. Juli 2019 nähert sich nun ein Höhepunkt des Orgeljahres 2019. Aus diesem Anlass gibt es am 29. Juli 2019 auch einen Senatsempfang im Rathaus. Bereits am Tag zuvor findet ein Festkonzert in der St. Pankratius Kirche in Neuenfelde statt. Zudem beginnt an diesem Tag die 67. Internationale Orgeltagung der Gesellschaft der Orgelfreunde e. V. in Hamburg, zu der rund 300 Orgelexperten aus aller Welt erwartet werden. Weitere Konzerte, Ausstellungen und neue Publikationen runden das Programm ab.

Arp Schnitger

Schnitger zählt zu den bedeutendsten Orgelbauern der Geschichte. Er unterhielt seine Werkstatt An den Mühren und betrieb seinen Orgelbauerhof in Neuenfelde. In der dortigen St. Pankratius Kirche fand er seine letzte Ruhestätte. Dort befindet sich auch ein erst jüngst mustergültig restauriertes Instrument seiner Werkstatt. Wie sehr Arp Schnitger die bis heute lebendige Orgeltradition Hamburgs prägte, zeigt sich in der Hauptkirche St. Jacobi, in der seine Orgel, die größte erhaltene Barockorgel im nordeuropäischen Raum, Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Insgesamt baute Schnitger mit Hilfe eines Filialnetzes und vieler Gesellen 170 Orgeln im Nordseeraum und darüber hinaus. 40 dieser Instrumente sind heute ganz oder teilweise erhalten. Sein Schaffen wirkt bis heute nach: Der von Schnitger weiterentwickelte und zum gestalterischen Maßstab erhobene sogenannte „Hamburger Prospekt“, die in Teilwerke gegliederte Schauseite der Orgel, ist noch immer ein wichtiges Gestaltungsprinzip im Orgelbau.

Zwei der bedeutendsten Instrumente stehen originalgetreu restauriert in Hamburg, in St. Jacobi und in St. Pankratius Neuenfelde. In dem Hamburger Dorf Neuenfelde befinden sich zudem der Werkstatthof Schnitgers sowie sein Grab.

Das Orgeljahr 2019 in Hamburg

Für das Orgeljahr 2019 hat der Verein Orgelstadt Hamburg zusammen mit zahlreichen Unterstützern ein vielfältiges Programm zusammengestellt, das die Vielfalt der Orgelmusik zeigt. Neben einer Vielzahl von Konzerten in Kirchen, aber auch in der Elbphilharmonie, wurde eigens die interaktive Website www.orgelstadt-hamburg.de erstellt. Diese bietet neben einem laufend erweiterten Veranstaltungskalender und Hintergrundinformationen einen virtuellen Stadtrundgang, einen multimedialen Zeitstrahl zu Leben und Werk von Arp Schnitger und eine virtuelle Orgel zum Selberspielen. Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zeigt bis zum 3. November 2019 unter dem Titel „Manufaktur des Klangs“ eine Ausstellung zu 2.000 Jahren Orgelbau und Orgelmusik mit Stationen zum Ausprobieren und Selberspielen. Noch bis zum 30. August 2019 findet mit zahlreichen Veranstaltungen und Konzerten in allen Hamburger Hauptkirchen und dem Mariendom der „Hamburger Orgelsommer“ statt. Ergänzt wird das vielfältige Programm unter anderem durch eine Orgelnachtwanderung und der Reihe Orgel AHOI!, mit der das Amt für Kirchenmusik auf Entdeckungstour durch die Stadtteile einlädt oder mit der Licht-Klang-Installation „Windlicht“, die Orgeltöne in St. Johannis-Harvestehude zum Leuchten bringt. Das Programm wird laufend erweitert.

Die Hamburger Orgeln dokumentieren Musikgeschichte, Theologie, Kunstgeschichte, Technikgeschichte, Handelsbeziehungen und kulturelle Bedeutung des Kunsthandwerks für die Stadt und Norddeutschland. Neben Hamburg verfügt einzig Paris in seiner Innenstadt über eine so hohe Dichte an herausragenden Instrumenten. Einzigartig ist in Hamburg zudem die Vielfalt der Orgelbaustile auf so engem Raum.

„Entscheidend geprägt“

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit ihren über 300 Orgeln ist Hamburg eine der bedeutendsten Orgelstädte der Welt und hat als solche eine lange Tradition. Diese wurde durch Arp Schnitger entscheidend geprägt und wirkt bis heute. Seine Instrumente sind zugleich beeindruckende Zeugnisse der Musik- wie der Technikgeschichte. Mit einem vielfältigen Programm werden sein Schaffen und die Orgellandschaft Hamburgs dieses Jahr in unserer Stadt lebendig und sichtbar. Ich freue mich, dass aus diesem Anlass die 67. Internationale Tagung der Gesellschaft der Orgelfreunde in Hamburg stattfindet.“

Hans-Jürgen Wulf, Landeskirchenmusikdirektor und Vorstandsvorsitzender des Orgelstadt Hamburg e .V.: „Der 300. Todestag Arp Schnitgers am 28.7. ist der Kristallisationspunkt aller Aktivitäten rund um die Orgelstadt Hamburg. Die Musikstadt Hamburg kann stolz darauf sein, wie vielfältig sich dieser traditionsreiche Teil bisher bereits präsentiert hat und weiter präsentieren wird. Die großen Komponisten der Stadt haben die Orgel bedacht, bekannte wie Telemann, C.P.E. Bach, Mendelssohn oder Brahms und eher unbekannte wie Scheidemann, Reincken oder Weckmann vor ihnen. Die 2019 entstandenen Auftragswerke als musikalische Hommage à Arp Schnitger und nicht zuletzt die aktualisierte Neuauflage des Hamburger Orgelinventars mit allen Hamburger Orgeln stehen für ein lebendiges kulturelles Erbe.“

Veranstaltungen rund um den 300. Todestag von Arp Schnitger:

  1. Juli, 16.30 Uhr, St. Pankratius Kirche Neuenfelde

Festkonzert zum 300. Todestag von Arp Schnitger

Arp-Schnitger-Ensemble, Leitung: Thomas Albert; Orgel: Hilger Kespohl

mit Fotoausstellung „Arp Schnitger – Orgelmacher – 1648-1719“

St. Pankratius Neuenfelde, Organistenweg 7, 21129 Hamburg, Tickets: 20 Euro (erm. 16 Euro)

  1. Juli bis 3. November, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg:

Ausstellung „Manufaktur des Klangs. 2000 Jahre Orgelbau und Orgelspiel“

Wie funktioniert eine Orgel eigentlich? Wo kommt der Orgelwind her? Was sind Register? In der Ausstellung erklärt das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg das Wunderwerk Orgel und lädt die Besucherinnen und Besucher ein, selbst Klänge mit Balg, Tasten und Windlade zu erzeugen, am Orgelsimulator und einer digitalen Elbphilharmonie-Orgel zu spielen oder eine Orgel mit einer VR-Brille zu entwerfen.

  1. Juli bis 3. August
  2. Internationale Tagung der Gesellschaft der Orgelfreunde e.V.

Das Tagungsprogramm entnehmen Sie bitte der Website der Gesellschaft der Orgelfreunde e.V.

  1. Juli,  18.00 Uhr, Hauptkirche St. Katharinen

Eröffnungskonzert der 67. Internationalen Orgeltagung der Gesellschaft der Orgelfreunde

Johann Sebastian Bach: Clavier-Übung III (große Bearbeitungen)

Andreas Fischer, Orgel mit CD-Präsentation

Hauptkirche St. Katharinen, Katharinenkirchhof 1, 20457 Hamburg, Tickets: 10 Euro

  1. Juli, 18.00 Uhr, Hauptkirche St. Jacobi

Johann Sebastian Bach zum 269. Todestag. Orgelbüchlein BWV 599-644

Gerhard Löffler – Arp-Schnitger-Orgel

Hauptkirche St. Jacobi, Jakobikirchhof 22, 20095 Hamburg, Tickets zu 10 Euro (erm. 7 Euro)

Am Montag, den 29. Juli, wird es auch einen Sentsempfang im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses anlässlich des 300. Todestages von Arp Schnitger geben, bei dem auch Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, und Prof. Dr. Matthias Schneider, Präsident der Gesellschaft der Orgelfreunde e. V. sprechen werden.

Publikationen

  • Günter Seggermann/Alexander Steinhilber/Hans-Jürgen Wulf: Die Orgeln in Hamburg (erscheint im August)
  • Konrad Küster: Arp Schnitger: Orgelbauer, Klangarchitekt, Vordenker. 1648–1719 (bereits erschienen)
  • Thomas Emanuel Cornelius und Orgelstadt Hamburg e. V. (Hrsg.): Hommage à Schnitger. 1719–2019. Neun musikalische Reflexionen zum 300. Todestag (erscheint im August)

Quelle: www.hamburg.de/bkm

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