Die Kolumne von Sophie Selbst-Zweifel

SuedLese im Fokus

Foto: Sonja Alphonso

Mein Name ist Sophie und ich bin Denkerin. Dieses Mal dachte ich vor, statt nach.

Das hatte seine Gründe, denn ich bin mental gerne vorbereitet, auf das, was da kommen mag. Mein Name wäre Hase, wenn ich keine Ahnung hätte, wie ich mit einer neuen Herausforderung gut umgehen kann.
Die Herausforderung bestand darin, möglicherweise selber ein Interview zu geben und das für´s Fernsehen. Dabei bin ich als natürliche Person hinter meinem Alter Ego Philo Sophie doch diejenige, die hier die Interviews mit Autoren macht und lieber hinter als vor der Kamera steht.
Im ersten Moment wurde ich bei der Vorstellung nervös – und vermutlich würde sich das im letzten Moment wiederholen. Darauf war ich also schon mal vorbereitet. Mental zumindest. Gegen Lampenfieber ist schließlich noch kein Kraut gewachsen, also heißt es klarkommen mit den Nebenwirkungen: Knie (weich) und Stimme (dünn und brüchig).
Die zweite Überlegung, die mir hilft: Es geht mir um die Sache. Ich stehe voll dahinter. Erstens sind für mich Lesen und Schreiben das A und O. Zweitens mache ich leidenschaftlich gerne Werbung für gute Leute und Orte, Kunst und Kultur, Begegnung und Austausch. Drittens lasse ich kaum eine gute Gelegenheit aus, um etwas dazu zu lernen, indem ich mich neugierig auf neue Erfahrungen einlasse.
Zu meiner mentalen Vorbereitung gehört einerseits eine gewisse Offenheit gegenüber der Situation statt einer Erwartungshaltung, andererseits sorge ich im Vorfeld für innere Klarheit. Dazu mache ich mir Notizen. Das verankert die Aspekte in mir und gibt mir eine gewisse Sicherheit.
Falls ich aller guten Vorsätze zum Trotz doch vor der Kamera stehen und nur herumstottern würde, wollte ich inhaltliche Angaben machen, die enttäuschte Zuhörer hier dann nachlesen können.

Mein Statement ist:
Es erfordert den Einsatz vieler Kräfte und Initiativen, um Kultur zu schaffen, ins Blickfeld zu rücken, für möglichst viele zugänglich zu machen, Chancen zu nutzen und Potentiale zu entwickeln.
Raum zur Entfaltung ist nötig und Wertschätzung der Schlüssel zu Vielfalt und Talentförderung.
Die Schreibwerkstatt in Harburg-Heimfeld ist z. B. so ein Ort, wo Autoren erste offene Ohren finden und ermutigt werden.
Es gibt auch fortgeschrittene Autoren wie Volker Maaßen, der Lyrik auf Rezept verschreibt, und andere Originale wie Roland Prakken, der eng mit seiner Ukulele zusammenarbeitet.
Die Initiative Suedkultur will diese Kräfte bündeln und hob dafür ein Format aus der Taufe: Literaturtage unter dem Namen SuedLese.
Gefragt sind nicht nur Promis wie der Harburger Heinz Strunk oder andere Buchautoren wie Birgit Storm, die bereits Verleger fanden oder Gewinner von Schreibwettbewerben sind wie Heide-Marie Preuß, Christoph Rommel oder Wilfried Abels.
Auch ambitionierte, noch unentdeckte Talente bekommen die Gelegenheit, uns mit ihren Texten etwas mitzuteilen, sei es, dass sie uns unterhalten, berühren oder zum Nachdenken anregen wollen.
Vielseitigkeit wir geboten: Junge und Alte schreiben autobiografisch bis fantastisch.
Bei der SuedLese können alle miteinander ins Gespräch kommen.
Lesen und Schreiben bildet. Vorlesen und Zuhören auch.
Dafür stehe ich mit meinem Namen.

Soweit die Vorbereitung. Doch 1. kommt es anders und 2. als man denkt. Für den Kulturtipp im Hamburg Journal standen nur 30 Sekunden zur Verfügung und der NDR hatte halbwegs einen Plan – in denen für Interviews jedenfalls kein Platz war.
Trotzdem freue ich mich über diesen ersten kleinen Erfolg, dass die SuedLese am heutigen Samstag eine halbe Minute Sendezeit bekommt. Und da man sich bekanntlich immer zweimal sieht, hoffe ich auf eine weitere Gelegenheit, die Literaturtage in Harburg einem größeren Publikum vorzustellen.
Die Macher und Werke hätten die Aufmerksamkeit verdient.

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