Sieben Stipendien vergibt das Kulturministerium Niedersachsen nun für literarische Projekte. Und die Bandbreite der Genres und Ideen ist erstaunlich groß.
In einer Pressemitteilung des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur heißt es:
„Ein Wohnsitz in Niedersachsen oder eine besondere Verbundenheit zum Land – das sind die Förderkriterien für die Literaturstipendien, die das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur in diesem Jahr bereits zum 13. Mal vergeben hat. 2018 dürfen sich sieben Stipendiatinnen und Stipendiaten über eine Unterstützung des Landes in Höhe von insgesamt 45.000 Euro freuen.
Das mit 14.000 Euro dotierte Jahresstipendium geht an Kirsten Reinhard aus Berlin, aber aufgewachsen in der Lüneburger Heide (geboren 1964). Das Stipendium für Kinder- und Jugendbuchautoren, dotiert mit 8.000 Euro, geht an Christina Wolff aus Hannover (geboren 1977). Für das Übersetzerstipendium in Höhe von 7.800 Euro wurde Karsten Singelmann aus Hannover (geboren 1954) ausgewählt.
Ein Arbeitsstipendium in Höhe von jeweils 3.750 Euro erhalten für ihre literarischen Projekte, die jeweils einen inhaltlichen Bezug zu niedersächsischen Orten, Landschaften oder Personen haben: Judith Poppe aus Berlin (geboren 1979), Dorothee Brix aus Bad Kreuznach (geboren 1973), Tania Witte aus Berlin (geboren 1974) und Christian Schulteisz aus Stuttgart (geboren 1985).
„Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit Bezug zu Niedersachsen sind literarisch in verschiedenen Genres außerordentlich aktiv. Es ist schön zu sehen, wie inspirierend Land und Leute für die literarische Szene sind“, sagt der Niedersächsische Kulturminister Björn Thümler. „Ich freue mich, dass in diesem Jahr insgesamt sieben Autorinnen und Autoren unterschiedlichen Alters in ihrem künstlerischen Schaffen gefördert werden. Die Werke der ausgewählten Stipendiatinnen und Stipendiaten überzeugen durch besondere inhaltliche Tiefe sowie ihre kreative und komplexe Sprache.“
Das Romanprojekt „Tochter“ von Jahresstipendiatin Kirsten Reinhardt überzeugt mit inhaltlicher Tiefe und komplexer sprachlicher Anlage. Die in Hannover lebende Protagonistin wird durch die Zeichnung ihres Körpers nach einer Gesichtsoperation veranlasst, ihre Identität als Frau zu hinterfragen. Der mit der Operation verbundene längere Klinikaufenthalt rührt an verschütteten Erinnerungen und lässt die Protagonistin an das Verschwinden der Mutter in ihrer Kindheit denken. „Reinhardt stellt in ihrem Roman überzeugend dar, dass das Motiv der abwesenden Mutter mit dem Erwachsenwerden ihrer Protagonisten und Leser nicht an Dringlichkeit verliert“, so die Begründung der Literaturkommission für ihre Empfehlung.
Der Kinder- und Jugendbuchautorin Christina Wolff gelingt es in ihrem Roman „Elfie – Die dreizehnte Fee“ im populären Feld von Familie, Schule und fantastischer Feenwelt stereotype Erwartungen an Figuren und Handlungsstränge immer wieder überraschend zu unterlaufen. Romanprotagonistin Elfie wird bei einem Besuch im Planetarium von einem Feenstab getroffen und damit unfreiwillig zu einer Fee. Das stößt weder bei Elfie noch beim zuständigen Feenzirkel auf Begeisterung. „Das hohe Sprachtempo der Autorin und ein schnörkelloser, sicherer Ton sorgen für Dynamik, Komik, Spannung und eine gute Lesbarkeit“, so das Urteil der Literaturkommission.
Mit dem Übersetzerstipendium unterstützt das Land Niedersachsen 2018 die Arbeit von Karsten Singelmann, der den Roman „The Wycherly Woman“ von Ross MacDonald aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. „Singelmann stellt sich den hohen Anforderungen dieses Klassikers der Krimiliteratur mit dem lakonischen Blick auf gesellschaftliche Verwerfungen und seelische Abgründe. Insbesondere die subtile Komik und die ungewöhnlichen Sprachbilder verlangen großes übersetzerisches Fingerspitzengefühl. So lässt sich MacDonald nun auch im deutschen Sprachraum ohne Kürzungen oder Glättungen (wie in den alten Übersetzungen) völlig neu entdecken“, urteilt die Literaturkommission.“
Quelle: www.mwk.niedersachsen.de