Mein Name ist Sophie und ich bin Denkerin. Wenn ich etliche Jahre zurückdenke,
stoße ich auf ein Wesen, dass evolutionär betrachtet der Vorläufer der heutigen Online-Falle war: das Tamagotchi. Ein kleines, harmlos aussehendes Etwas, das in einem Gehäuse steckte und so tat, als wäre es angewiesen auf Fürsorge und Zuwendung. Es wollte gehegt und gepflegt werden, und seine Bedürfnisse duldeten keinen Aufschub.
Es war wohl der Testlauf, um herauszufinden, ob Menschen sich solchen Mechanismen unterwerfen bzw. wie man sie dazu bringt. Quasi die Bedienungsanleitung des Homo Sapiens. Es ist geradezu erschreckend, wie gut wir nach den Programmen funktionieren, die auf uns zugeschnitten werden. Das System der totalen Unterwerfung ist vielleicht noch nicht komplett ausgereift, aber das Abhängigkeitsverhältnis entwickelt sich zur Zufriedenheit der Investoren.
Die Geräte sind aus den Kinderschuhen herausgewachsen, lernen im Eiltempo dazu und werden von uns rund um die Uhr mit persönlichen Daten gefüttert. Digitalis nimmersatt.
Wir leisten ihren Anordnungen Folge. Gehorsam findet alles Beachtung, was uns zugespielt wird. Fast unvorstellbar, dass jemand nicht alles stehen- und liegenlässt, wenn das Smartphone zweimal klingelt.
Gefangen im Netz. Leider fällt mir keine Lösung ein, wie wir uns wieder aus der ausweglosen Online-Falle befreien könnten. Als letzte Möglichkeit bliebe nur der totale Stromausfall.