Bestseller-Autorin Hennig im Interview

Wie man vom Adel lernt!

Bringt mehr Adel ins Leben: Autorin Bettina Hennig (Foto: Omid Najafi)

Die Autorin, Journalistin und gelernte und promovierte Kommunikationswissenschaftlerin Bettina Hennig stammt aus der preußischen Residenzstadt Bad Homburg. In ihrem Job als Klatschjournalistin traf sie u. a. Königin Silvia und Prinz Harry. Ihre Romane »Luise. Königin aus Liebe« und »Friederike. Prinzessin der Herzen« widmen sich dem preußischen Hochadel – und in ihrer Doktorarbeit ging sie der Frage nach, was adlige Kultur ist. Ein Urlaub ist für sie selbst kein Urlaub, wenn sie nicht zumindest ein Schloss besichtigen kann.

Und aus der Materie hat sie viel für sich gezogen. Ihr Credo: „Egal, wer Du bist, Du bist eine Prinzessin! Und: Es gibt so vielfältige Möglichkeiten, ein Leben wie eine Prinzessin zu führen, dass ich dazu ein ganzes Buch schreiben musste.“  

Grund genug, mal nach zu haken.

Tiefgang (TG): Sie werden gerne als „Klatschreporterin“ bezeichnet, da Sie viel im Adelsmilieu berichtet haben. Stört Sie das?

Bettina Hennig: Überhaupt nicht! Ich finde nichts falsch dran. Im Gegenteil: Ich habe mir sogar beim Deutschen Marken und Patentamt die Marke „Dr. Klatsch“ sichern lassen. Ich habe das erste Lehrbuch über „Klatschjournalismus“ geschrieben und über Klatschjournalismus promoviert. Man sollte die Dinge beim Namen nennen.

TG: Wie kommt man überhaupt dazu, Reporterin über Adel zu werden? Wie ist es bei Ihnen „passiert“?

Hennig: Ich bin Klatschjournalistin. Ich schreibe nicht nur über Adel sondern über alle Prominente. Und es ist mir tatsächlich „passiert“. Ich war in meinen Anfängen Filmkritikerin. Durch die Interviews mit den Schauspielern bin ich in ein anderes Fach reingerutscht.

TG: Mit Prinzessinnen und Prinzen umzugehen stellen sich sicher viele wahnsinnig spannend vor. Sind die Persönlichkeiten wirklich so anders als der „Otto-Normal-Bürger“?

Hennig: Es sind normale Menschen. Aber (geborene) Adelige haben ein anderes Selbstverständnis und andere Traditionen. Da müssen wir Bürgerliche draußen bleiben.

TG: Wenn man Fernsehen und Zeitungen anschaut, kann einen schnell das Gefühl überkommen, Adel ist wieder modern. Täuscht das?

Hennig: Adel war nie out. Jeden Tag bekommen wir Nachrichten von Prinz William, Herzogin Kate, der Queen, den Königinnen Máxima und Letizia, den Prinzessin Mary und Mette-Marit und ihren Familien geliefert. Es sind ja nicht nur die Klatschmagazine, die uns mit royalen Geschichten versorgen. Auch die bürgerliche Presse widmet sich königlichen Themen. Die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton war dem Magazin „Der Spiegel“ sogar eine Titelgeschichte wert.

TG: In »Krön Dich selbst, sonst krönt Dich keiner« leiten Sie ja durchaus positive Denk- und Handlungsweisen für jeden von uns ab. Welche halten Sie für die Wichtigsten?

Hennig: Pflege Freundschaften, sei gastfreundlich, mache Komplimente!

TG: Prinzessin sein zu wollen, ist ja der Traum vieler Mädchen – und wohl auch Frauen. Sind Krönchen und Purpur-Farbe denn mit der modernen emanzipierten Frau vereinbar? Und wenn, wie?

Hennig: Prinzessinnen tragen ja nicht nur pink. Das ist eine Vorstellung der Spielzeugindustrie. Aber wenn man sich historische Bilder ansieht oder sich moderne Prinzessinnen ansieht, stellt man fest: Sie tragen alle Farben. Prinzessin sein steht für Selbstsicherheit und Stolz, Machtansprüche und Karrierewünsche, Würde, Präsenz und Zuspruch, inneren und äußeren Reichtum, für Lust auf Freiheit, Selbstbestimmung, Unterhaltung, Partnerschaft und Sex, durchtanzte Nächte und Lebenslust. Ein durchaus modernes Rollenbild also.

TG: Man könnte das Buch »Krön Dich selbst, sonst krönt Dich keiner« auch ein wenig als Ratgeber von innerer Haltung oder Persönlichkeitsbildung verstehen, oder?

Hennig: Ja, es ist ein Ratgeber. Seit meiner Kindheit beschäftige ich mich mit Prinzessinnen und adeliger Lebenskultur. Der Adel hat über Jahrtausende hinweg eine Lebenskultur entwickelt, die sehr erfolgreich war. Ich habe mich gefragt: Was kann man sich vom Adel abschauen und in unseren Alltag übertragen? Da gibt es eine Menge Dinge, die auch in unserem bürgerlichen Alltag brauchbar sind.

TG: »Krön Dich selbst, sonst krönt Dich keiner« ist nach »Ich bin dann mal vegan« und »Der frühe Vogel kann mich mal« das 3. Buch von Ihnen…

Hennig: Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche, aber Sie haben meine beiden Romane „Luise. Königin aus Liebe“ und „Friederike. Prinzessin der Herzen“ vergessen. Und: Ja, Sie können noch viele Bücher von mir erwarten. Ich bin schließlich Autorin. Das ist mein Job.

TG: Sie stammen aus Bad Homburg und leben seit geraumer Zeit in Hamburg. Fühlen Sie sich auch als eine?

Hennig: Ich bin sogar eine geborene Hamburgerin und wohne 500 Meter von meinem Geburtshaus entfernt. Ich habe es also nicht weit gebracht.

TG: Was mögen Sie an Hamburg besonders?

Hennig: Ich bin begeistert von der Elbphilharmonie. Vom Hafen sowieso. Ich mag das feine Eppendorf genauso sehr wie die quirlige Schanze und den Kiez. Mir gefällt die Hamburger Popkultur und die Hamburger Film- und Theaterszene. Die Medien: Spiegel, Stern, Hamburger MOPO und der NDR: Die Tagesschau und DAS! sind Pflicht – und natürlich die NDR-Talkshow.

TG: Was kann Hamburg in Sachen Kultur und Stadtleben von anderen Städten lernen?

Hennig: Ganz prinzessinnenhaft: Mehr Selbstbewusstsein! Wir haben in der „Kunsthalle“ eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Europas, wenn nicht der Welt. Und alle blicken nach Berlin. Das haben wir gar nicht nötig.

Und wir sollten mehr auf unser architektonisches Erbe achten. Hier wird viel zu schnell abgerissen und dann entstehen trostlose Glas-Stahl-Monster. Wenn das so weiter geht, hat Hamburg seine Seele verkauft.

TG: Ihre Bücher erscheinen auch als E-Books. Wird das die Zukunft sein oder bleibt es beim guten alten Papier?

Hennig: Ist Papier gut? Ist ein E-Book schlecht? Meine Generation ist noch von Büchern geprägt. Die Bücherwand galt als Statussymbol. Für eine junge, mobile Generation sind E-Books praktischer.

 

Aktuelles Buch:

Bettina Hennig: Krön Dich selbst, sonst krönt Dich keiner – Prinzessin werden, sein und in jeder Lage bleiben

ca. 256 Seiten, Taschenbuch mit Klappen, € 10,95 (D) / € 11,30 (A)
ISBN 978-3-9591-0091-5, auch als E-Book erhältlich

(19. Jan. 2017, das Interview für „Tiefgang“ führte Heiko Langanke)

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