Leipziger Buchmesse und Buchtage Berlin werfen Schatten voraus:

„Buchkäufer – quo vadis?“

Die Favoriten des Deutschen Buchpreises 2017 - sind sie aber auch dem Leser seinen Preis wert? (Foto: Gass / Börsenverein)

Der Deutsche Börsenverein als Verband der Buchbranche macht sich nicht nur über Umsatzrückgänge sondern auch um unsere demokratischen Werte Sorgen.

Im März lädt Leipzig wieder zur Buchmesse und schon im Vorfeld schlägt der Börsenverein als Verband der Branche Alarm. In einer Erklärung der vier großen Buch- und Leseförderorganisationen in Deutschland fordern diese Nachwuchsarbeit für die Demokratie und mehr Begeisterung der Jugend für Politik. Dazu lädt sie auch zum Diskurs nach Leipzig ein.

In einer Mitteilung heißt es:

Gesellschaftliche Veränderungen, Fake News, Hasskommentare: Politische Bildung von Kindern und Jugendlichen wird angesichts der aktuellen Entwicklungen zu einer zentralen Herausforderung für die Buchbranche, Bildungsinstitutionen und die gesamte Gesellschaft. Gemeinsam sind sie gefragt, bei jungen Menschen Interesse an politischen Themen zu wecken sowie Verständnis und Beteiligung zu fördern. Diesen Appell formulieren die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj), der Arbeitskreis für Jugendliteratur (AKJ), der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Stiftung Lesen im Rahmen des Trendberichts Kinder- und Jugendbuch 2018 im Vorfeld der Leipziger Buchmesse.

„Aktuelle gesellschaftliche Veränderungen stellen uns vor die Herausforderung, Kindern und Jugendlichen die Regeln einer fairen Auseinandersetzung und politischen Denkens zu vermitteln. Mehr denn je braucht unsere Gesellschaft jetzt und in Zukunft mündige und kritische Bürgerinnen und Bürger, die politische Themen einordnen und Demokratie mitgestalten können.

Kinder- und Jugendliteratur kann das Interesse an politischen Themen wecken. Sie bietet Erfahrungsräume, ermöglicht, sich gesellschaftlichen Themen aus unterschiedlichen Perspektiven anzunähern, fördert Empathievermögen sowie kritisches Urteilen. Sie setzt sich differenziert mit dem gesellschaftlichen Umfeld auseinander, macht Unterschiede und Veränderungen altersgerecht erfahrbar.
Bei unseren Leseförderprojekten verzeichnen wir ein zunehmendes Interesse junger Menschen für politische Zusammenhänge. Kinder und Jugendliche sind neugierig, hinterfragen und möchten sich selbst aktiv einbringen – politisches Potential, auf das eine Gesellschaft nicht verzichten kann. Der frühe Umgang mit vielfältigen Geschichten, die ihre jungen Leserinnen und Leser ernst nehmen, schafft die Grundlagen für ein respektvolles Miteinander, auch in kontroversen Debatten.

Nicht nur lesen – auch diskutieren!

Romane oder Sachbücher müssen jedoch nicht nur gelesen, sondern auch diskutiert werden. Neben vielstimmigen und hochwertigen Texten brauchen junge Menschen qualifizierte schulische und außerschulische Partner, die sie bestärken und zum Mitgestalten anregen. Eltern, Erzieher und Lehrkräfte müssen die notwendige Unterstützung erfahren, Kinder und Jugendliche an Politik heranzuführen, für gesellschaftliche Themen zu begeistern, zum kritischen Denken zu ermuntern sowie neue Konzepte der Teilhabe zu erproben. Verlage müssen sich mit analogen und digitalen Publikationen ihrer Verpflichtung stellen: Es ist ihre Aufgabe, gemeinsam mit Autoren und Illustratoren, Konzepte zu entwickeln, die unterschiedlichen Altersgruppen das notwendige Rüstzeug an die Hand geben. Gleichzeitig übernehmen Buchhandlungen mit ihrem Sortiment, mit ihrer fachkundigen Beratung und ihren Veranstaltungen eine entscheidende Rolle als Mittler. Im Buchhandel, wie auch in Bibliotheken, Literaturhäusern und anderen Kultureinrichtungen können Kinder und Jugendliche politische Bücher entdecken und auf gesellschaftliche Themen aufmerksam gemacht werden.“

Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj), Arbeitskreis für Jugendliteratur (AKJ), Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Stiftung Lesen“

Podiumsdiskussion auf der Leipziger Buchmesse
Auf der Leipziger Buchmesse widmen der Börsenverein, die avj, der AKJ und die Stiftung Lesen dem Thema eine Podiumsdiskussion:
Trendbericht Kinder- und Jugendbuch 2018
Meine Meinung zählt: Junge Menschen mit Büchern für Politik begeistern
Wie lassen sich politisches Interesse und Engagement fördern? Ideen, Methoden, Angebote

Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Dr. Susann Gessner (Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Schulpädagogik, Elementarbildung und Didaktik der Sozialwissenschaften); Susann Struppert (Kinderbuchladen Serifee, Leipzig); Birgit Schulze-Wehnick (Buchkinder Leipzig); Heiko Bergt (Kinderstadt Halle); Moderation: Ines Dettmann (Junges Literaturhaus Köln)
Freitag, 16. März 2018, 10.30-11.30 Uhr
Leipziger Buchmesse, Forum Politik und Medienbildung, Halle 2, D 310

In einer weiteren Meldung äußert sich der Börsenverein zu veränderten Bedingungen im Buchhandel. In der Erklärung heißt es:

„Frequenz- und Käuferrückgänge fordern Buchhandlungen und Verlage heraus. Bei den Buchtagen Berlin 2018 diskutieren am 12. und 13. Juni Verleger, Buchhändler, Zwischenbuchhändler und Branchenpartner über Wege zum Käufer und die Leser von morgen. Warum kaufen weniger Menschen Bücher? Auf welche Entwicklungen muss sich die Branche einstellen? Was sind die Strategien, um Käufer zurückzugewinnen und auch in Zukunft Menschen zu überzeugen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Kongresstages am 12. Juni. Die Buchtage Berlin finden dieses Jahr erstmals im Ellington Hotel Berlin, in der Nähe des Kurfürstendamms, statt.

Beim Kongress präsentieren Börsenverein und GfK zum ersten Mal die kompletten Ergebnisse der Studie „Buchkäufer – quo vadis?“. Die Studie analysiert den Käuferrückgang auf dem Buchmarkt und untersucht, warum weniger Menschen Bücher kaufen. Dazu hat der Börsenverein gemeinsam mit der GfK umfassend Daten analysiert und Fokusgruppengespräche in Frankfurt und Leipzig durchgeführt.

Heike Scholz, Gründerin des Onlinemagazins mobile zeitgeist und Beraterin für Digitalisierung im stationären Handel, wirft in ihrem Gastvortrag einen Blick auf den „antizipierbaren Kunden“ und das Potenzial von Künstlicher Intelligenz im Handel. Der Soziologe und Bestseller-Autor Harald Welzer sieht im Einfluss der großen Internetkonzerne eine „smarte Diktatur“. In seinem Vortrag plädiert er für aktive Gegenwehr und eine Rückkehr zur selbstbestimmten Freiheit. Informatiker Alexander Markowetz warnt vor unterbewussten Automatismen. Er diagnostiziert den „Digitalen Burnout“.

Nach dem Kongressprogramm am Dienstag, den 12. Juni, treffen sich die Mitglieder zu den Fachgruppenversammlungen. Dort stehen unter anderem die Wahlen der Fachausschüsse auf der Agenda. Die 194. Hauptversammlung am Mittwoch, den 13. Juni, nimmt das Verbandsgeschehen in den Fokus. Am Abend des 12. Juni trifft sich die Branche zum Mitgliederfest im Hotel Ellington.

Auch der Branchenachwuchs ist wieder bei den Buchtagen Berlin dabei: Beim Nachwuchsparlament vom 11. bis 13. Juni tauschen sich junge Köpfe der Branche über aktuelle Aspekte aus Beruf, Branche und Gesellschaft aus und tragen ihre Ideen und Anregungen an die Hauptversammlung heran. Darüber hinaus warten Workshops, Diskussionen und Exkursionen zu Buchhandlungen, Verlagen und Startups auf die Teilnehmer.

Am 11. Juni, dem Vortag der Buchtage Berlin, findet die Jahresversammlung der IG Digital mit einem umfangreichem Workshop- und Diskussionsangebot zu Themen wie Marketing-Automation, künstlicher Intelligenz und digitaler Distribution statt.“

Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

 

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