Dr. Tobias Hof beginnt die externe Forschung an der Kunststätte Bossard

„Forschungs- wie Detektivarbeit“

v.l.: Prof. Dr. Magnus Brechtken (Stellv. Direktor des IfZ), Dr. Tobias Hof, Rainer Rempe (Landrat des Landkreises Harburg, Vorsitzender der Stiftung Johann und Jutta Bossard), Heike Duisberg-Schleier (Leiterin der Kunststätte Bossard) im Schaumagazin der Kunststätte Bossard (Foto: PR)

Jesteburg. Das Archiv der Kunststätte Bossard umfasst neben einem umfangreichen Fundus an Kunstwerken auch eine große Sammlung an Briefen des Ehepaars Bossard, Geschäftskorrespondenz, theoretische Schriften und Notizen. Diese Fülle an Material sichtet Dr. Tobias Hof in den nächsten Wochen. Der 41-Jährige forscht für das Institut für Zeitgeschichte München−Berlin (IfZ), das im Auftrag der Stiftung Kunststätte Johann und Jutta Bossard die externe Aufarbeitung der Haltung des Ehepaares Bossard zum nationalsozialistischen Regime übernimmt.

Tobias Hof ist Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sein Lehr- und Forschungsschwerpunkt liegt in der Geschichte des Faschismus. Er habilitierte sich 2018 mit einer Arbeit über den italienischen Außenminister Galeazzo Ciano (1903-1944). Zur Expertise des Müncheners gehört unter anderem die Erstellung eines Gutachtens zum Berliner Olympiastadion sowie ein Gutachten zu Alfred Bauer, dem ersten Leiter der Berlinale, und seiner Rolle in der nationalsozialistischen Filmpolitik. Beide Gutachten sind in Zusammenarbeit mit dem IfZ entstanden.

Tobias Hof freut sich auf die vor ihm liegende Arbeit an der Kunststätte Bossard. „Die Anfänge eines Forschungsprojektes sind ein wenig wie Detektivarbeit“, gibt er begeistert zu. „Ich möchte Johann Bossard und seiner Frau auf einer breiten empirischen Basis näherkommen. Im ersten Schritt werde ich über das umfangreiche Archivmaterial der Kunststätte Informationen sammeln und dann eine noch breitere Quellenbasis über Recherchen im Bundesarchiv, Landesarchiven oder auch ausländischen Archiven wie den National Archives Großbritanniens und beim Schweizer Bundesarchiv aufmachen.“  Interessant sind für ihn zusätzlich Zeitungen und Zeitschriften zur Kunst, Kultur und Bildhauerei aber auch Zeitungen aus der Hamburger Gegend. Die Quellenlage für die Zeit nach 1934/35 scheint dünn belegt. Hier erhofft sich Tobias Hof weiteres Material von der Staatlichen Kunstgewerbeschule Hamburg, an der Bossard viele Jahre gelehrt hat.

Tobias Hof legt sein Augenmerk weiterhin auf das Netzwerk rund um Johann Michael Bossard. Dabei sind seine Förderer und Mäzene von besonderem Interesse. „Johann Bossard ist eine sehr komplexe Persönlichkeit. Ich möchte ihn in seiner Zeit verorten, prüfen, ob es Personen aus einem ähnlichen sozio-kulturellen Umfeld gibt, die sich verhalten haben wie er, weil sie eine ähnliche Prägung erfahren haben oder auch aus ihrer Generation heraus“, beschreibt er sein Vorgehen. Die bisherigen Veröffentlichungen der Kunststätte Bossard gilt es, mit in die neuesten Erkenntnisse der NS-Forschung einzubinden.

Die Suche, wie viele Spuren das Ehepaar Johann und Jutta Bossard tatsächlich hinterlassen hat, ist in den Monaten September und Oktober Fokus der wissenschaftlichen Arbeit. Im November wird Tobias Hof das Material sichten und den Dezember für weitere und detailliertere Nachforschungen nutzen. Ein erstes Fazit des Historikers in Form eines Vorgutachtens, zusammen mit Ideen und Vorschlägen für weitere Forschungen, wird für Ende Januar 2022 erwartet.

Im Rahmen der Gesprächsreihe „Reden wir über Bossard“ wird Dr. Tobias Hof zusammen mit dem Stellvertretenden Direktor des IfZ, Prof. Dr. Magnus Brechtken, die Ergebnisse der fünfmonatigen Forschungszeit präsentieren und erläutern.

 

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