Die Harburger Herzblatt-Kolumne

Harburg, deine Seele ist geklaut!

Clara Klatsch hat wieder genau hingehört ...

Meine Lieben, schnallt euch an! Heute habe ich keine lustigen Anekdoten, keine Steckenpferde und keinen Lotto King Karl für euch. Stattdessen fühle ich mich, als hätte mir jemand das Herz aus der Brust gerissen. Und genau das ist in Harburg passiert: Jemand hat unser Herz, unsere Erinnerung, unsere Seele geklaut.

Ich rede vom Diebstahl des „Trauernden Kindes“ und des „Blumenmädchens“ – zwei Bronzestatuen, die über Nacht verschwunden sind. Das Abendblatt schreibt, die Tat lasse niemanden kalt, vor allem nicht die, die jahrelang dafür gekämpft haben. Und da krieg ich das kalte Grausen. Die Diebe haben nicht nur wertvolles Metall gestohlen, sie haben ein Mahnmal gegen den Krieg gestohlen. Ein Mahnmal, das sich die Harburger Friedensbewegung in den 80ern hart erkämpft hat, um dem kriegsverherrlichenden Riesensoldaten vor der Johanniskirche etwas entgegenzusetzen. Wolfgang Brandt vom DGB Harburg sagt es so treffend: „Das müssen Menschen ohne Gefühl für Geschichte sein!“ Recht hat er.

Das war kein einfacher Metalldiebstahl. Nein, das war ein Angriff auf das Gedächtnis unserer Stadt. Auf die Erinnerung an eine Zeit, in der Menschen auf die Straße gingen und sich gegen einen Heldenkult des Krieges stellten. Die Mopo spekuliert schon, ob es Metalldiebe oder rechte Gruppen waren. Und egal, wer es war – die Tat ist eine Schande! Ob aus Gier oder aus blinder Ideologie, es ist die Zerstörung eines Symbols der Hoffnung.

Pastorin Sabine Kaiser-Reis hat das sehr schön gesagt: Das kleine, weinende Kind, das zwischen zerschossenen Soldatenhelmen kniet, hat als Gegendenkmal funktioniert. Es hat Menschen zum Nachdenken gebracht, es war ein Ort der Mahnwachen und des Protestes. Und jetzt ist es einfach weggerissen. Zerschlagen, zersägt, für ein paar Euro verkauft.

Das ist keine Klatsch-Kolumne, das ist eine Wutrede! Aber was sollen wir tun? Abwarten, bis die Polizei die Täter findet? Nein, wir müssen unsere Empörung zeigen!

Wer macht so was? Sind das Menschen, die die Geschichte von Harburg nicht kennen? Oder die sie bewusst ignorieren? Die nicht wissen, dass dieses kleine, trauernde Kind in den 80ern so viel Streit und Debatten ausgelöst hat? Dass es dafür steht, dass Krieg nicht glorifiziert, sondern betrauert werden muss?

Das „Blumenmädchen“ wurde gleich mitgeklaut, wahrscheinlich weil es auch aus Bronze ist. Einfach mitgenommen, als wäre es ein Blumentopf. Als wäre es nur Schrott. Das ist der Gipfel der Respektlosigkeit.

Ich will nicht glauben, dass unser Harburg so gefühllos ist. Ich will glauben, dass die Diebe eine Ausnahme sind. Aber es schmerzt. Es schmerzt zu sehen, dass die Geschichte, die wir uns so mühsam erstritten haben, mit einem Ruck einfach weggerissen werden kann.

Also, liebe Harburger: Haltet die Augen offen! Redet drüber! Seid wütend, seid traurig, aber schweigt nicht! Das „Trauernde Kind“ mag weg sein, aber die Erinnerung und die Geschichte dahinter dürfen nicht verschwinden. Diese Geschichte muss weiterleben – und da sind wir alle gefordert.

In diesem Sinne: Haltet die Ohren steif, aber lasst eure Herzen offen. Und wer irgendwas weiß: bitte melden! Wir brauchen unser Kind zurück.

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