Die Harburger Herzblatt-Kolumne

Phoenix-Viertel im Dauer-Vollbrand – oder nur der Reporter?

Clara Klatsch hat wieder genau hingehört ...

Meine Lieben, schnallt euch an, denn diese Woche fühl ich mich wie auf dem falschen Film. Während wir alle noch vom Weißen Dinner träumen und uns fragen, ob wir wirklich so schick sein können, hat das Phoenix-Viertel mal wieder bewiesen, dass es sein eigenes, ganz spezielles Genre bedient: den Blaulicht-Krimi.

Ich habe das Hamburger Abendblatt und harburg-aktuell.de studiert und meine Augen rollten bis hinter meine Stirn. Da lese ich doch allen Ernstes, dass sich 20 junge Männer in einer Art „Rumble in the Jungle“ im Viertel getroffen haben, um sich zu prügeln. Und dabei soll es „laut geknallt haben“. Oh je.

Die Polizei rückt mit Blaulicht an, der Rettungswagen sowieso, und was finden sie? Ein paar zerborstene Flaschen und – wie so oft im Phoenix-Viertel – nichts als die sprichwörtliche heiße Luft. Die Beteiligten sind natürlich weg, nur ein paar Jungs werden später aufgegriffen. Einer mit Nasenbeinbruch, der sich übergeben muss. Klingt nach einem ganz tollen Abend. Wer braucht da noch einen Club, wenn man sich die Nase im Rondell brechen kann, oder?

Aber wisst ihr, was mich wirklich auf die Palme bringt? Die Berichterstattung! „Wieder Massenschlägerei im Phoenix-Viertel“, titelt es. Und ich frage mich: Wer hat eigentlich ein größeres Problem? Die Jungs, die sich da die Köpfe einschlagen, oder der Redakteur, der mit jeder neuen Meldung das Klischee vom Phoenix-Viertel als Problembezirk befeuert? Das ist ja fast, als würde er darauf warten, dass sich wieder die Fäuste fliegen lassen, nur um dann genüsslich darüber zu schreiben.

Das Phoenix-Viertel ist kein Schläger-Magnet. Es ist ein Viertel, in dem Menschen leben und arbeiten, mit Problemen, ja, aber auch mit viel Potenzial. Aber wenn man immer nur die gleichen Geschichten von Ärger und Gewalt liest, bekommt man das Gefühl, dass hier der Krieg nie endet. Ist das fair? Nein, das ist es nicht!

Ich finde, wir sollten uns nicht nur über die kaputten Flaschen aufregen, sondern auch über die kaputte Berichterstattung. Jedes Viertel hat seine Probleme. Aber nur wenige werden so gnadenlos auf ihre Schlimmsten-Momente reduziert.

Also, liebe Harburger: Haltet die Augen offen! Nicht nur nach Schlägern, sondern auch nach den positiven Geschichten. Nach den Leuten, die das Phoenix-Viertel zu dem machen, was es wirklich ist: ein lebendiger, komplexer Teil unserer Stadt. Und lasst uns nicht vergessen: Manchmal ist der wahre Zankapfel nicht auf der Straße, sondern in den Schlagzeilen selbst.

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