Gemälde Landschaft mit der Flucht nach Ägypten durch Rückkauf bewahrt:

Kunst der Wiedergutmachung

Das Werk "Landschaft mit der Flucht nach Ägypten" hat einen langen Weg hinter sich, obwohl es sich lange nicht bewegt hat. (Kunsthalle HH)

Wiedergutmachung kann man sehen. Etwa in der Kunsthalle. Dort hat ein Werk von Tobias Verhaecht, Nachfolger nach einem langen Weg seinen Platz einfach behalten.

Im Nationalsozialismus wurde viel Unrecht begangen. Auch in Sachen Kunst. Geraubt, enteignet, verhökert … es brauchte lange, bis man sich auch offen mit dieser Geschichte mancher Museumsstücke beschäftigen wollte. Jetzt aber sind erste Erfolge sichtbar., Im wahrsten Sinne des Wortes. In der Pressemitteilung der Kunsthalle Hamburg heißt es:

„Die Hamburger Kunsthalle hat das Ölgemälde Landschaft mit der Flucht nach Ägypten von Tobias Verhaecht (1561 – 1630), Nachfolger – ein namentlich nicht bekannter, in der Nachfolge und Art des flämischen Malers Verhaecht wirkender Künstler – restituiert und zurückgekauft. Die Rückgabe des Werkes an die Erbengemeinschaft nach Dr. Hanns Fischer erfolgte nach umfangreicher Forschung und in Anerkennung der Verfolgung Dr. Hanns Fischers durch das Nazi-Regime. Der Rückkauf des Gemäldes durch die Hamburger Kunsthalle sichert dessen Verbleib in der Sammlung des Museums.

Der Berliner Rechtsanwalt Dr. Hanns Fischer gehörte seit dem 30. Januar 1933 aufgrund seiner „jüdischen Abstammung“ zu dem Personenkreis, der in seiner Gesamtheit von der damaligen deutschen Regierung und der NSDAP aus rassischen Gründen verfolgt wurde (Kollektivverfolgung). Als niedergelassener Rechtsanwalt und Notar musste er unmittelbar nach Machtergreifung der Nationalsozialisten aufgrund von Boykottmaßnahmen einschneidende Umsatzeinbußen hinnehmen. Dr. Hanns Fischer war der Schwager von Prof. Dr. Curt Glaser, einem Berliner Arzt, Kunsthistoriker und Verfasser zahlreicher bedeutender kunsthistorischer Publikationen, der selbst eine umfangreiche Kunstsammlung besaß. Diesem übergab Fischer das Gemälde Landschaft mit der Flucht nach Ägypten. Glaser ließ es zusammen mit seinen Besitztümern auf der Auktion im Internationalen Kunst- und Auktionshaus am 9. Mai 1933 in Berlin versteigern. Wer das Werk auf der Auktion ersteigerte, konnte bisher nicht ermittelt werden. Die Freie und Hansestadt Hamburg erhielt das Gemälde von Max Arnolds, La Tour-de-Peilz (Schweiz), 1972 als Geschenk.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Durch intensive Bemühungen aller Beteiligten ist es gelungen, eine für alle zufriedenstellende Lösung zu finden und das Werk für die Sammlung der Kunsthalle zu erhalten. Beispiele wie dieses verdeutlichen immer wieder die Relevanz der Provenienzforschung und der Arbeit, die basierend auf den Prinzipien der Washingtoner Konferenz geleistet wird. Es ist gut, dass die Hamburger Kulturinstitutionen so verantwortungsvoll mit ihren Aufgaben umgehen.“

Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, Direktor der Hamburger Kunsthalle: „Der Verbleib des Werkes in der Kunsthalle stärkt nachhaltig unsere Sammlung der Landschaftsmalerei. Wir freuen uns über die einvernehmliche Lösung und die jetzt rechtmäßige Erwerbung des Gemäldes.“

Die Sammlung Alte Meister der Hamburger Kunsthalle zeichnet sich durch ihre große historische Spannweite vom frühen 15. Jahrhundert bis zum Ende des 18. Jahrhunderts aus. Die Landschaftsmalerei bildet dabei einen Hauptakzent sowohl innerhalb dieses Sammlungsbereiches als auch im übergreifenden Sammlungsprofil des Museums. Die Landschaft mit der Flucht nach Ägypten von Tobias Verhaecht, Nachfolger verstärkt die kleine Gruppe der frühen flämischen Landschaftsdarstellungen, die Idealansichten im Sinne von Weltlandschaften zeigen. Das Gemälde ist aktuell in der Sammlungspräsentation ausgestellt, die in drei Räumen die Entwicklung der Landschaftsmalerei den Besucherinnen und Besuchern unmittelbar erfahrbar macht. Das Werk wird zukünftig mit folgendem Zusatz beschriftet: „Bis 1933 Slg. Dr. Hanns Fischer, Berlin; Restitution an die Erben, 2018; Rückkauf von diesen, 2018″.

Die Einigung basiert auf den Prinzipien der Washingtoner Konferenz 1998 und in Umsetzung der Gemeinsamen Erklärung der Bundesregierung, der Länder und kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz, vom 14. September 1999.“

Quelle: www.hamburger-kunsthalle.de

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