Denkmalschutzamt Hamburg hat "Praxishilfe für Denkmalbestand" erweitert

Mutmacher für Hamburgs Eigentümer

Auch denkmalgeschützte Gebäude können gut ernergetisch saniert werden. (Foto: Freepik)

Denkmalgeschützte Häuser sind schön aber auch manch Schrecken der Eigentümer. Geht aber auch anders …

Das Denkmalschutzamt Hamburg hat seine „Praxishilfe zum Umgang mit erneuerbaren Energien & Gebäudebegrünung im Denkmalbestand“ erweitert, um Denkmaleigentümern bei der Integration moderner Klimatechnologien und Begrünung in ihre historischen Gebäude zu unterstützen. Die neue Auflage, verfügbar unter www.hamburg.de/praxishilfe-denkmalpflege, bietet detaillierte Anleitungen für Wärmepumpen sowie Dach- und Fassadenbegrünungen.

Die Praxishilfe des Hamburger Denkmalschutzamtes ist ein Leuchtturmprojekt, das zeigt, wie Denkmalschutz und Klimaschutz Hand in Hand gehen können. Statt eines starren „Geht nicht!“, bietet sie einen pragmatischen „So geht’s!“-Ansatz, der Eigentümer von Denkmalen ermutigt, ihre Gebäude fit für die Zukunft zu machen, ohne deren historischen Wert zu kompromittieren.

Der Senator für Kultur und Medien, Dr. Carsten Brosda, betont in der dazugehörigen Pressemitteilung, dass das Denkmalschutzamt es sich zum Ziel gesetzt hat, den Schutz unserer Kulturdenkmäler und die Energiewende erfolgreich zusammenzubringen. Dies geschieht auf unkomplizierte und anschauliche Weise. Auch Umweltsenatorin Katharina Fegebank unterstreicht, dass Klimaschutz und Denkmalschutz sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern sogar einander ergänzen können, um Hamburgs Klimaziele zu erreichen.

Wesentliche Punkte und Hilfen der Praxishilfe:

Die Praxishilfe ist klar strukturiert und unterscheidet zwischen „Regelfällen“ und „komplexeren Fällen“. Dies hilft Denkmaleigentümern, schnell einzuschätzen, welche Art von Genehmigungsverfahren sie erwarten können.

1. Wärmepumpen im Denkmal:

  • Standortwahl ist entscheidend: Die Praxishilfe legt großen Wert auf die diskrete Platzierung von Außengeräten, um das Erscheinungsbild des Denkmals nicht zu stören. Empfohlen werden Standorte, die vom öffentlichen Raum nicht oder kaum einsehbar sind, beispielsweise im Innenhof, an der Rückseite des Gebäudes oder im Garten. Auch die Integration in Nebengebäuden, Garagen oder Kellern kann eine Lösung sein.
  • Geräuschemissionen berücksichtigen: Ein wichtiger Aspekt bei Wärmepumpen sind die Betriebsgeräusche. Die Praxishilfe gibt Hinweise zur Lärmminderung durch geeignete Platzierung, Schallschutzmaßnahmen (z.B. Einhausungen) und die Wahl leiserer Modelle. Die Einhaltung von Immissionsschutzgrenzwerten ist dabei unerlässlich.
  • Technische Einbindung: Es werden Lösungen für die denkmalverträgliche Verlegung von Leitungen und Anschlüssen aufgezeigt, oft durch bestehende Öffnungen oder unauffällige Verkleidungen.
  • Regel- und Komplexfälle: Die meisten oberirdischen Wärmepumpenanlagen außerhalb des direkten Blickfeldes fallen in die Regelfälle, während sichtbare Anlagen oder solche in sensiblen Bereichen als Komplexfälle gelten und eine detailliertere Abstimmung erfordern.

2. Dachbegrünungen auf Denkmalen:

  • Schutz der Dachkonstruktion: Die Praxishilfe betont die Bedeutung einer intakten Dachkonstruktion. Vor der Begrünung sind statische Prüfungen und gegebenenfalls Sanierungen notwendig, um die zusätzliche Last der Begrünung zu tragen.
  • Art der Begrünung: Es wird zwischen extensiver (pflegeleicht, geringe Aufbauhöhe) und intensiver (gartenähnlich, höhere Anforderungen) Begrünung unterschieden. Extensive Begrünungen sind in der Regel bevorzugt, um die historische Dachform und -last zu bewahren.
  • Wasserspeicherung und Entwässerung: Detaillierte Informationen zur Abdichtung, Drainage und zur optimalen Wasserversorgung der Pflanzen werden gegeben, um Feuchtigkeitsschäden am Gebäude zu vermeiden.
  • Unsichtbare Lösungen: Besonders bei sichtbaren Dächern wird darauf geachtet, dass die Begrünung die historische Erscheinung nicht beeinträchtigt. Dies kann durch die Wahl von niedrig wachsenden Pflanzen oder durch eine Begrünung nur auf weniger einsehbaren Flächen geschehen.

3. Fassadenbegrünungen im Denkmal:

  • Pflanzenwahl und Wuchstyp: Die Praxishilfe unterscheidet zwischen selbstklimmenden Pflanzen (Efeu, Wilder Wein) und Rankpflanzen (Rosen, Clematis), die eine Rankhilfe benötigen. Der Vorteil von Rankpflanzen ist, dass sie die Fassade nicht direkt bewachsen und bei Bedarf einfacher zu entfernen sind.
  • Schutz der Bausubstanz: Es wird darauf hingewiesen, dass eine Begrünung nicht für alle Fassadenmaterialien geeignet ist (z.B. nicht bei Putz, der durch Wurzeln beschädigt werden könnte). Regelmäßige Kontrolle und Pflege sind essenziell, um Schäden durch Wurzeln oder Feuchtigkeit zu vermeiden.
  • Sichtbarkeit und Gesamtbild: Die Begrünung soll das Erscheinungsbild des Denkmals nicht dominieren oder verfälschen. Eine Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt ist hier besonders wichtig, um ästhetische und denkmalgerechte Lösungen zu finden.

Generelle Hilfestellungen und Tipps:

  • Frühzeitige Beratung: Das Denkmalschutzamt rät dringend, frühzeitig Kontakt aufzunehmen. Die Mitarbeiter stehen für Beratungsgespräche zur Verfügung, um gemeinsam denkmalverträgliche Lösungen zu finden.
  • Antragsverfahren: Die Praxishilfe erläutert detailliert das Antragsverfahren und die benötigten Unterlagen, um den Prozess für die Eigentümer zu vereinfachen.
  • Steuerliche Vergünstigungen: Für denkmalgerechte Modernisierungen können steuerliche Vergünstigungen in Anspruch genommen werden, wenn die Maßnahmen im Vorfeld mit dem Denkmalschutzamt abgestimmt wurden.

Diese erweiterte Praxishilfe ist weit mehr als ein bürokratisches Dokument. Sie ist ein Signal, dass Denkmalschutz in Hamburg nicht als Verhinderer, sondern als Partner im notwendigen Klimawandel agiert. Sie zeigt, dass das historische Erbe unserer Stadt nicht nur bewahrt, sondern auch aktiv in die Energiewende integriert werden kann. Für alle, die ein denkmalgeschütztes Haus ihr Eigen nennen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchten, ist dieser Leitfaden ein unverzichtbarer Ratgeber und ein echter Mutmacher. Es ist der Beweis, dass der Charme der Vergangenheit und die Notwendigkeit der Zukunft Hand in Hand gehen können – ein grüner Gedanke für Hamburgs Dächer und Fassaden!

Die Praxishilfe finden Sie unter: www.hamburg.de/praxishilfe-denkmalpflege

 

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