Die Hamburger Medienlandschaft zieht an einem Strang: Im Rathaus wurde der Kampf gegen algorithmischen Irrsinn und Fake News eingeläutet. Kann ein Schulterschluss aus Politik, Redaktion und Bildung die Demokratie in der Ära der Künstlichen Intelligenz retten?
Hamburg hat Anfang Oktober ein politisches Signal mit Wumms gesendet: Im Rathaus versammelte sich die norddeutsche Medienelite zum »Runden Tisch« auf Einladung von Bildungssenatorin Ksenija Bekeris und Kultur- und Mediensenator Dr. Carsten Brosda. Der Anlass ist durchaus ernst: In einer Welt, in der KI-generierte Inhalte und manipulative Feeds die Informationslandschaft fluten, droht jungen Menschen der kritische Kompass abhandenzukommen.
Die Zeit, in der Nachrichten einfach nur aus Zeitung oder Tagesschau kamen, ist längst vorbei. Heute kämpfen klassische, verifizierte Inhalte gegen einen Tsunami an Desinformation – ein Kampf, der auf den Smartphones der Schüler*innen in Hamburg täglich neu entschieden wird. Es geht nicht nur darum, Fakten von Fiktion zu unterscheiden, sondern auch darum, die Logik hinter der algorithmischen Steuerung zu verstehen, die uns alle in Filterblasen fängt.
Der Austausch war insofern ein direkter Angriff auf diese Komplexität. Das Ziel: Die vielen bestehenden Initiativen zur Nachrichten- und Informationskompetenz bündeln, klug vernetzen und so die Schulen strukturell stärken.
Die Dringlichkeit war in den Worten der Senator*innen spürbar. Es geht um nicht weniger als die Fundamente des demokratischen Miteinanders. Mediensenator Brosda verdeutlichte die hohe Messlatte: „Demokratie lebt davon, dass alle Bürgerinnen und Bürger Nachrichten und Informationen verstehen und einordnen können. Gerade in einer zunehmend digitalen und vernetzten Welt.“ Er hob hervor, dass Hamburg als führender Medienstandort bereits starke Initiativen hervorgebracht habe, wie etwa #UseTheNews, die zeigen, wie moderne Medienbildung gelingen kann.
Bildungssenatorin Bekeris zeigte sich begeistert von der Beteiligung: „Ich freue mich daher sehr, dass die Medienakteure der Einladung so zahlreich gefolgt sind und mit ihrer Expertise den Austausch bereichern.“ Sie sieht in dem Treffen einen wichtigen Impuls, der das Thema »Nachrichten- und Informationskompetenz« in die Stadtgesellschaft trage. Die zentrale Frage sei nun, ob Synergieeffekte genutzt werden können, „um diese wichtigen Kompetenzen der Hamburger Schülerinnen und Schüler weiter zu stärken.“
Was diesen Auftakt so bemerkenswert macht, ist die Bandbreite der anwesenden Akteur*innen: Es waren keine Nischenspieler, sondern die Schwergewichte der deutschen Medienlandschaft, die sich im Rathaus versammelten. Von den Nachrichtenagenturen wie der dpa Deutsche Presse-Agentur über öffentlich-rechtliche Anstalten wie dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) bis hin zu den großen Verlagen wie der Bauer Media Group, Gruner+Jahr/Stern und dem Zeitverlag Gerd Bucerius.
Auch lokale Größen wie das Hamburger Abendblatt und die Morgenpost, sowie innovative Ausbildungsstätten wie die Hamburg Media School und das Hans-Bredow-Institut, waren beteiligt. Diese geballte Expertise, die nun gemeinsam mit der Politik prüft, wie man die Verteidigungslinie gegen Desinformation in den Klassenzimmern aufbaut, ist ein starkes und notwendiges Zeichen.
Der Runde Tisch war somit nur der Auftakt. Das eigentliche Werk beginnt jetzt: Die Projekte müssen verzahnt, die Lücken im Bildungsangebot geschlossen und die Schulen dauerhaft mit den Werkzeugen und der Expertise der Medienprofis ausgestattet werden. Denn im digitalen Zeitalter ist Medienkompetenz nicht nur ein Schulfach, sondern die Überlebensstrategie der Demokratie.
