Die Kolumne von Sophie Selbst-Zweifel

Schaulust

Ich heiße Sophie und ich bin Denkerin. Ich denke über Doppelmoral nach.

G20 liegt hinter uns, ein Gipfeltreffen, das die Stadt gewaltig in Atem hielt. Ich erinnere mich an die steigende Spannung, die Mobilmachung und den unvermeidlichen Zusammenprall.

Mit Provokationen fängt es immer an, dann kommt es zu Über-Reaktionen und schließlich zur Eskalation. Es folgen Aufräumarbeiten und Schuldzuweisungen. Das ist nicht neu. Das Ausmaß der Gewalt schon, das macht betroffen.

Was mich allerdings über das Ereignis hinaus beschäftigt, ist die Rolle der Medien in dem Spektakel. Sie prangern eben jene Bilder an, die sich erfahrungsgemäß besonders gut ausschlachten und verkaufen lassen. Einerseits wird darauf spekuliert, dass etwas passiert, was die Quoten steigen lässt, andererseits aus vermeintlich sicherer Distanz an den Pranger gestellt.

Sogar die Schaulustigen werden kritisiert, dabei profitiert man selbst von der Gunst der Zuschauer. Ich denke, wir machen uns alle etwas vor, wenn wir mit dem Finger auf andere zeigen und doch selber Teil des Systems sind.

Wer im Glashaus sitzt, sollte eben nicht mit Steinen werfen.

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