Dr. Carsten Brosda überreicht die Literaturpreise in 7 Kategorien

Stanišićs „Herkunft“ ist Hamburgs „Buch des Jahres“

Saša Stanišić (Foto: Saša Stanišić)

Ein Hamburger Buch des Jahres ist ein neu geschaffener Preis und ihr erster Träger ist Saša Stanišićs mit seinem Roman „Herkunft“.

Kultursenator Dr. Carsten Brosda wird am 2. Dezember 2019 die Literaturpreise in sieben Kategorien an elf Preisträgerinnen und Preisträger überreichen. Und Saša Stanišićs Roman „Herkunft“ ist dabei das Hamburger „Buch des Jahres“ 2019. Stanišić ist damit der erste Träger, mit dem die Behörde für Kultur und Medien herausragende literarische Arbeiten auszeichnet.

Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Seine Erzählungen und Romane wurden in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Saša Stanišić erhielt u.a. den Preis der Leipziger Buchmesse für »Vor dem Fest« und zuletzt für »Herkunft« den Deutschen Buchpreis 2019 sowie den Eichendorff-Literaturpreis und den Hans-Fallada-Preis der Stadt Neumünster. Er lebt und arbeitet in Hamburg.

Insgesamt vergibt die Behörde für Kultur und Medien elf Preise nach dem Votum einer unabhängigen Jury. 2019 wurden die Preise neu strukturiert und damit das Förderprogramm verbessert. Die Preise in den Kategorien „Buch des Jahres“, Kinder- und Jugendliteratur sowie eine Auszeichnung für Comics wurden neu geschaffen und zum ersten Mal verliehen. Außerdem werden Werke in den Kategorien Roman, Erzählung, Lyrik / Drama / Experimentelles sowie Literaturübersetzungen ausgezeichnet. Die Literaturpreise sind mit je 6.000 Euro dotiert, die Preise für literarische Übersetzungen mit je 3.000 Euro.

Die mit je 6.000 Euro dotierten Hamburger Literaturpreise erhalten in der Kategorie:

  • „Buch des Jahres“: Saša Stanišić für „Herkunft“
  • Roman: Tamar Baumgarten-Noort für „Ans Licht“; Katrin Seddig für „Eine deutsche Familie“
  • Erzählung: Sven Lenz für „Nebenrolle“; Julia Ditschke für „Mutter. Zwölf Versuche“
  • Lyrik/Drama/Experimentelles: Ulrike Syha für das Theaterstück „Der öffentliche Raum“
  • Kinder- und Jugendbuch: Cornelia Franz für „Calypsos Irrfahrt“
  • Comic: Karina Tungari für „Ahh … Das Gras auf der anderen Seite ist nicht immer grüner“.

Die mit jeweils 3.000 Euro dotierten Preise in der Kategorie Literarische Übersetzungen gehen an:

  • Dagmar Mißfeldt für die Übersetzung des Romans „Beinahe Herbst/Nærmere høst“ von Marianne Taurin aus dem Norwegischen
  • Britt Somann-Jung für die Übersetzung des Romans „In guten wie in schlechten Tagen/An American Marriage“ von Tayari Jones aus dem amerikanischen Englisch
  • Claudia Steinitz für die Übersetzung des Romans „Querwege/La traversière“ von Albertine Sarrazin aus dem Französischen

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit den neuen Hamburger Literaturpreisen würdigen wir das literarische Schaffen von Hamburger Autorinnen und Autoren in seiner ganzen Vielfalt. Zu den Preisträgern und Preisträgerinnen zählen etablierte literarische Stimmen ebenso wie noch zu entdeckende, die wir mit den neu strukturierten Preisen nun noch besser fördern können. Besonders freue ich mich, dass Saša Stanišićs ,Herkunft‘ zum Hamburger ,Buch des Jahres‘ gewählt wurde, nachdem es bereits mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich zu ihrer Auszeichnung.“

Die Jury, bestehend aus dem Buchhändler John Cohen, dem Autor Daniel Mellem, der Literaturkritikerin Judith Liere, dem Übersetzer Stefan Pluschkat und der Lektorin Judith Weber, hat ihre Wahl aus 275 anonymisierten Einsendungen für Literatur, 43 Comic-Projekten und 19 literarischen Übersetzungen getroffen. 

Quelle: www.hamburg.de/bkm

Das Buch:

HERKUNFT ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt. HERKUNFT ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung. Ein Buch über Sprache, Schwarzarbeit, die Stafette der Jugend und viele Sommer. Den Sommer, als mein Großvater meiner Großmutter beim Tanzen derart auf den Fuß trat, dass ich beinahe nie geboren worden wäre. Den Sommer, als ich fast ertrank. Den Sommer, in dem die Bundesregierung die Grenzen nicht schloss und der dem Sommer ähnlich war, als ich über viele Grenzen nach Deutschland floh. HERKUNFT ist ein Abschied von meiner dementen Großmutter. Während ich Erinnerungen sammle, verliert sie ihre. HERKUNFT ist traurig, weil Herkunft für mich zu tun hat mit dem, das nicht mehr zu haben ist.

In HERKUNFT sprechen die Toten und die Schlangen, und meine Großtante Zagorka macht sich in die Sowjetunion auf, um Kosmonautin zu werden.

Diese sind auch HERKUNFT: ein Flößer, ein Bremser, eine Marxismus-Professorin, die Marx vergessen hat. Ein bosnischer Polizist, der gern bestochen werden möchte. Ein Wehrmachtssoldat, der Milch mag. Eine Grundschule für drei Schüler. Ein Nationalismus. Ein Yugo. Ein Tito. Ein Eichendorff. Ein Saša Stanišić.

Saša Stanišić: Herkunft; Gebundene Ausgabe: 368 Seiten, Verlag: Luchterhand Literaturverlag; Auflage: Originalausgabe (18. März 2019), ISBN-10: 3630874738; ISBN-13: 978-3630874739; Preis: 22,- €

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