Die Kolumne von Sophie Selbst-Zweifel

Welk und weise

Foto: Axel Schnell / Pixabay

Mein Name ist Sophie und ich bin Denkerin. Manchmal zerbreche ich mir unnötig den Kopf.

Just nach meinem amtlichen Älterwerden machte ich mir Gedanken bzw. Sorgen, wie man mich nach meinem Ableben finden könnte. In einer nicht mehr unvorstellbar fernen Zukunft werde ich nackt aufgebahrt liegen und von unvorteilhaftem Neonlicht beleuchtet werden, meine Cellulitis zur bleichen Mondlandschaft.

Ich versuche zu denken: Das kann mir doch völlig egal sein! Und wenn das nicht hilft, tröste ich mich: Die betreffende Person hat bestimmt von Berufs wegen schon schlimmere Körper gesehen, faltigere, mit fetteren Polstern oder unrasierte, behaarte Beinen, z.B. bei Männern. Dafür ist meine Lunge schon lange nicht mehr geteert worden, aber das sieht man ja nicht sofort. Wahre Schönheit verbirgt sich eben im Inneren und muss erst zutage gefördert werden.

Ich beschließe, mir ein Vorbild am Herbst zu nehmen und in Würde zu welken. Ich lasse meine Haare ergrauen, weil ich nichts von Schönfärberei halte. Es soll nach Möglichkeit alles seinen natürlichen Gang gehen. Bis auf eine Ausnahme: Mein strahlendes Lachen ist nicht echt. Dahinter verbirgt sich Zahnersatz.

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