Eine Nachbetrachtung zum „Dialog zur Nutzung der Freilichtbühne“

Interessenkonflikt

Die Freilicht-Bühne im Harburger Stadtpark. (Foto: Sonja Alphonso)

Vergangene Woche lud die Verwaltung zum „Dialog zur Nutzung der Freilichtbühne“ im Harburger Stadtpark. Eine Nachbetrachtung von Sonja Alphonso.

Ich frage mich, ob und wie man einen Interessenausgleich hinbekommen könnte, Stichwort: Stadtkultur vs. Anwohner. Privatprotest spricht gegen öffentliche Veranstaltungen. Eine kleine Teilmenge fühlt sich nämlich extrem gestört, wenn an einigen Wochenenden im Jahr Veranstaltungen auf der Freilichtbühne stattfinden.

Der Bezirk hatte zum Dialog geladen. Zwei Meinungen standen im Raum: die einen begrüßen die Initiative, die Freilichtbühne wieder bzw. mehr zu bespielen, die anderen wollen ihre Ruhe haben. Beides verständlich.

Aber wessen Interessen zählen mehr? Wiegen vereinzelte Beschwerdebriefe mehr als das öffentliche Interesse? Stadtentwicklung braucht doch Kultur, sie dient dem Miteinander und der Stärkung eines WIR-Gefühls. Man sollte sie fördern, und nicht verhindern.

Mein Verständnis für den Protest hält sich in Grenzen, obwohl ich die Stille liebe und mich in meiner Freizeit ebenfalls gut und gerne zuhause erholen möchte. Doch ich lebe in der Stadt, unter anderem, weil ich die Infrastruktur zu schätzen weiß. Das bringt mit sich, dass ich Verkehr höre und Martinshörner, menschliche Stimmen, Hundebellen usw. Und sogar, wenn ich weiter draußen spazieren gehe, höre ich nur selten ausschließlich das Rauschen im Walde, sondern meistens auch irgendeine Autobahn. Hätte meine Klage über diese Art von Lärmbelästigung Aussicht auf Erfolg, damit all jene Straßen stillgelegt würden, die meine Nerven nerven? Wohl kaum.

Eine Handvoll Anlieger will jedoch von einer Ausweitung der Kultur in ihren Gefilden nichts wissen und auch nichts davon hören. Von Musik, die vehement als Lärm bezeichnet und als unzumutbar empfunden wird.

Zum Glück gab es bei der „Anhörung“ auch solche – und nicht wenige – Anwohner, die sich zu Wort meldeten, die ebenfalls von der Beschallung betroffen sind, und das trotzdem anders sehen, nämlich deutlich toleranter – trotz eigener Beeinträchtigung -und dankbar, dass es diesen Ort u. a. zu diesem Zweck gibt, weil er dazu einlädt, kulturelle Vielfalt im grünen Bereich zu feiern!

Es spricht vieles dafür, dass sich die Gegner mit dem mehrheitlichen Wunsch auseinandersetzen und über ihren Tellerrand hinausschauen sollten.

Es stünde Harburg gut zu Gesicht, wenn Harburger Harburgern Kultur bieten könnten, und andere Harburger dem nicht im Weg stünden. An diese richte ich meine werbenden Worte und rufe ihnen mit wohlwollend leiser Stimme zu: Auf gute, bessere Nachbarschaft! Kultur wird für und nicht gegen die Harburger gemacht.

Allen Mitwirkenden einen herzlichen Dank, dass sie dieses Revival möglich machen.

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