Sonderausstellung im Außenbereich der Kunststätte Bossard

Der blinde Fleck

Daniel Wrede vor dem "Blinden Fleck" (Foto: Kunststätte Bossard)

Bis zum 29. Oktober 2023 ist an der Kunststätte Bossard eine speziell für den Ausstellungsort entwickelte und produzierte skulpturale Intervention unter dem Titel „Der blinde Fleck“  zu sehen.

Für den doppelreihig angelegten Baumkreis, das sogenannte Omega, setzt der Hamburger Bildhauer Daniel Wrede das große Projekt »Der Blinde Fleck« um.

In seiner künstlerischen Arbeit setzt sich Wrede intensiv mit Material und dessen Wirkung und Bedeutung in unserer Gesellschaft auseinander. Den vom Künstlerehepaar Bossard angelegten Gartenraum eignet sich Wrede als Ausstellungsraum an, greift mit seiner Arbeit die Kreisform auf und verändert zeitlich begrenzt die Wahrnehmung dieses Ortes. Dabei hat er bewusst die räumliche Distanz zum Gebäudeensemble der Kunststätte gewählt. Mit dem ungewöhnlichen Material Gelatine, das sich durch Luftfeuchte und Temperatur verändert, hat er einen Anknüpfungspunkt zu Bossards Hauptthema »Werden und Vergehen« gefunden.

Die Arbeit »Der Blinde Fleck« lässt durch ihre Form, insgesamt 164 Zylinder aus mit gelbem Pigment versetzter Gelatine, und einer exakten Anordnung in zwei mal zwei Meter Abständen zahlreiche Assoziationen zu. So bietet Wredes Installation etwa die Möglichkeit, sich mit historischen Ereignissen aber auch mit der direkten Umgebung, der Kunststätte Bossard selbst, und den blinden Flecken in der eigenen Biografie auseinanderzusetzen.

Nach intensiver Recherche und einer Vorbereitungszeit von rund eineinhalb Jahre hat sich die Umsetzung der ortsspezifischen Installation letztlich gewandelt. Statt wie ursprünglich geplant auf eine monumentale und plakative Geste in Form eines einzigen großen Flecks zu setzen, zeigt sich das Werk vor Ort nun mit einzeln gesetzten Zylindern, die den Gästen der Ausstellung ein persönlich aktives Eintauchen in die Arbeit ermöglichen. Die Installation lässt damit auch die Vielschichtigkeit der Aufarbeitung zur Kunststätte Bossard sichtbar werden.

„Der Besucher wird Teil des Kunstwerkes, steht nicht davor, sondern kann in den einzelnen Reihen bewusst in den Dialog gehen, neue Perspektiven gewinnen und als Besucher Verantwortung übernehmen, sich mit diesem geschichtlichen Ort und mit seinen eigenen blinden Flecken auseinander zu setzen“, so Daniel Wrede. Ein Durchschreiten des Kunstwerks ist ausdrücklich gewünscht.

Die Kuratorin Katharina Groth holt mit Daniel Wrede erstmals einen zeitgenössischen Künstler an die Kunststätte Bossard, der sich intensiv und gezielt mit den aktuellen Diskussionen um das Künstlerehepaar Bossard beschäftigt. „Über die Auseinandersetzung mit seiner Arbeit stößt Daniel Wrede einen Dialog zwischen Werk und Betrachter und regt zum vertiefenden Nachdenken über das Gesamtkunstwerk Kunststätte Bossard, das Künstlerehepaar Bossard aber auch den Stellenwert von zeitgenössischer Kunst an“, betont sie. „Für die Kunststätte Bossard lässt sich über die Blinden Flecken in der Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk des Künstlerehepaars Bossard weiter an der aktuellen wissenschaftlichen Aufarbeitung nachdenken und die externe Forschung mit unserem Ausstellungsprogramm begleiten.“

Daniel Wrede wurde 1979 in Pinneberg geboren und lebt in Hamburg. Nach einer Ausbildung zum Bauzeichner im Hochbau und dem Studium des Kommunikationsdesigns wechselte er in die freie Kunst. An der Hochschule für Künste Bremen schloss er sein Studium 2015 mit dem Meisterschüler ab.

Die Ausstellung ist täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. www.bossard.de

KUNSTSTÄTTE BOSSARD | Bossardweg 95 | 21266 Jesteburg

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