Viermastbark PEKING an Stiftung Historische Museen übergeben:

Schwimmt sogar

Fährt nicht, schwimmt aber: die PEKING (Foto: Stiftung Hamburg Maritim)

Der politische Strippenzieher Johannes Kahrs hat sein Bundestagsmandat niedergelegt und staatstragenden Auftritten steht die Kontaktsperre im Weg. Die PEKING ist dennoch restauriert.

Es ist wie beim Berliner Flughafen. Im Grunde wäre es ein Grund zu feiern, wenn Unmögliches doch noch wirklich wird. Doch die Pandemie macht auch hier nicht halt. Nun ist die Restaurierung der historischen Bark abgeschlossen und freuen tun sich dennoch etliche …

In der Mitteilung der Behörde für Kultur und Medien heißt es:

„Die Viermastbark PEKING erstrahlt wieder im vollen Glanz! Das 1911 bei Blohm+Voss gebaute Frachtschiff gehört zu den legendären Flying P-Linern der Reederei F. Laeisz, die für ihre Geschwindigkeit und ihre Sicherheit berühmt waren. Unter Leitung der Stiftung Hamburg Maritim wurden in den letzten drei Jahren auf der Peters Werft in Wewelsfleth Rumpf und Rigg des historischen Frachtseglers fachgerecht restauriert. Das Schiff mit seinen imposanten über 50 Meter hohen gelben Masten erstrahlt nun wieder in den Reedereifarben Schwarz (Rumpf über der Wasserlinie), Weiß (Wasserlinie) und Rot (Unterwasserschiff). Am heutigen Tag übernimmt die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) das Schiff wie geplant in ihr Stiftungsvermögen. In der Verantwortung der SHMH werden an Bord der PEKING in den kommenden Monaten noch weitere Ausrüstungsmaßnahmen für ihren künftigen Einsatz als größtes Objekt des zukünftigen Deutschen Hafenmuseums stattfinden. Im August ist die Rückkehr der PEKING in ihren Heimathafen Hamburg vorgesehen, wo sie zunächst im Hansahafen festmachen wird.

Das Schiff, das bis 1932 für die Reederei F. Laeisz über den Atlantik segelte, ist im Sommer 2017 aus New York zurück an die Elbe geholt worden. Zuvor war es seit 1974 fester Bestandteil des South Street Seaport Museums in Manhattan. Der Rückholung und Restaurierung ging ein jahrelanger unermüdlicher Einsatz der Stiftung Hamburg Maritim und der „Freunde der Viermastbark PEKING e.V.“ voraus. Möglich wurde dies durch die Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien in Höhe von rund 38 Millionen Euro aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags aus dem November 2015. Besonders Hamburger Bundestagsabgeordnete hatten sich erfolgreich dafür eingesetzt.

Überführung und Restaurierung wurden an die Stiftung Hamburg Maritim übertragen. Die Stiftung, die eine eigene Flotte historischer Schiffe betreibt, verfügt über große Erfahrung in der Restaurierung und hat auch dieses große Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss geführt. Nach nunmehr vier Jahren seit Projektbeginn überträgt die Stiftung Hamburg Maritim die PEKING an die Stiftung Historische Museen Hamburg.

Mit der Entwicklung, der Errichtung und dem Betrieb des Deutschen Hafenmuseums ist die Stiftung Historische Museen Hamburg beauftragt, von der auch derzeit die inhaltliche Konzeption zur späteren Nutzung der PEKING im Kontext des Deutschen Hafenmuseums erarbeitet wird. Im August 2020 wird die PEKING voraussichtlich im Hansahafen festmachen. Dort, in unmittelbarer Nachbarschaft zum historischen Schuppen 50A und der bestehenden Museumsflotte der Stiftung Historische Museen Hamburg, wird die PEKING als Zeugnis des transnationalen Seehandels weiter ertüchtigt und die Rekonstruktion der Inneneinrichtung vorangetrieben. Der Viermaster wird von einer Crew von vier Mitarbeitern betreut werden. Mit zusätzlicher Unterstützung von Ehrenamtlichen und den „Freunden der Viermastbark PEKING e.V.“ wird sie die Wartung und Pflege fachgerecht sicherstellen.

Die PEKING wird mit der Eröffnung des Deutschen Hafenmuseums auf dem Grasbrook seinen festen Liegeplatz in Hamburgs neuem Stadtteil erhalten. Dort sollen mit ihr die vielfältigen Verflechtungen aus der Zeit des Salpeterhandels zwischen Deutschland und Chile mit ihren wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Verästelungen erzählt werden. Sie wird so ein wichtiger Ort für das Thema Globalisierung am Knotenpunkt Hafen.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Es ist beeindruckend, was für ein strahlend schönes Schiff die Stiftung Hamburg Maritim und die Peters Werft in den letzten drei Jahren wieder aus der PEKING gemacht haben. Ich danke allen, die in den letzten Jahren zu der erfolgreichen Rückführung und Restaurierung der Viermastbark beigetragen haben. Hamburg bekommt mit der PEKING ein außerordentliches Segelschiff, das uns auf eindrückliche Weise die Geschichte der Globalisierung deutlich macht. Die Planungen zum Deutschen Hafenmuseum sind in vollem Gange und die Stiftung Historische Museen wird die PEKING in den nächsten Jahren zu einem der zentralen Objekte dieses neuen Museums weiterentwickeln.“

Prof. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien: „Endlich erstrahlt die PEKING wieder in all ihrer Pracht. Das Schiff, das 34 Mal das Kap Hoorn umrundet hat, gibt uns nicht nur einen Einblick in vergangene Transport- und Arbeitswelten. Die PEKING ist darüber hinaus auch ein Symbol für die frühe Globalisierung und ein maritimes Kulturgut von nationaler Bedeutung. Aus diesem Grund hat der Bund die Restaurierung und Rückholung des Schiffs in erheblicher Höhe gefördert. Wenn die PEKING einmal ihren endgültigen Liegeplatz eingenommen hat, wird sie ganz sicher zum Wahrzeichen des Deutschen Hafenmuseums in Hamburgs neuem Stadtteil werden.“

Prof. Dr. Hans-Jörg Czech, Direktor und Vorstand der Stiftung Historische Museen: „Der heutige Tag ist ein historisches Datum in der Geschichte unserer Stiftung und ein Anlass zu großer Freude. Die Übernahme der PEKING bedeutet für die Stiftung Historische Museen Hamburg einen wichtigen Entwicklungsschritt, der die Aufgabenstellungen unserer Einrichtung erheblich erweitert. Ich bin mir sicher, dass die Viermastbark, für deren hervorragende Restaurierung wir der Stiftung Hamburg Maritim größten Dank schulden, ein neues Wahrzeichen Hamburgs sowie ein spektakulärer Botschafter und deutlich sichtbares Symbol für die fortschreitende Planung und Realisierung des Deutschen Hafenmuseums werden kann.“

Joachim Kaiser, Vorstandsmitglied der Stiftung Hamburg Maritim: „Als uns 2016 die Projektträgerschaft für die Restaurierung der PEKING angetragen wurde, waren wir zunächst eher reserviert, denn wir wussten sehr genau um ihren desolaten Zustand. Insbesondere ich habe immer wieder vor einer Übernahme gewarnt, weil sich hier ein Multi-Millionen-Risiko abzeichnete, auch wenn der Rumpf schon längst zu verschenken war. Die Fördermittelzusage und das in uns gesetzte Vertrauen haben uns dann motiviert, uns dieser großen Aufgabe zu stellen. Mannigfaltige Schwierigkeiten auf dem langen Weg liegen jetzt hinter uns, heute sind wir stolz und froh über das Gelingen des Restaurierungsprojekts. Wir danken der Werft für die qualitätsvolle Arbeit und allen, die zum erfolgreichen Gelingen beigetragen haben – der Bauaufsicht und den Taklern, aber auch den kaufmännischen Experten in unserer Stiftung, die das umfangreiche Vertragswerk betreut und die finanzielle Abwicklung des komplexen Projekts gesteuert haben.“

Johannes Kahrs, Mitglied des Deutschen Bundestags a.D.: „Ich habe mich bereits als 18-jähriger im Hafen von New York in die PEKING verliebt. Als ich hörte, dass sie verschrottet werden soll, war ich zunächst tieftraurig. Doch dann kam mir die Idee, die Rückholung und Sanierung der Viermastbark mit der Errichtung eines Deutschen Hafenmuseums zu verknüpfen. Diese ließ sich im Haushaltsausschuss dankbarerweise durchsetzen. Jetzt nähert sich die PEKING immer mehr ihrer Vollendung und ich bin nicht nur immer noch verliebt, sondern auch stolz wie Bolle, dass wir das Schiff retten konnten. Ganz besonders danke ich allen Beteiligten der Stiftung Maritim und insbesondere allen Ehrenamtlichen des Deutschen Hafenmuseums für Ihre leidenschaftliche Unterstützung.“

Rüdiger Kruse, Mitglied des Deutschen Bundestages aus Hamburg: „Mit der PEKING kehrt ein Schiff nach Hamburg zurück, dass nicht nur für eine Epoche der Seefahrt steht, sondern das Credo Hamburgs verkörpert: Handel treiben mit aller Welt. Seefahrt war nie Romantik. Die PEKING, in Hamburg gebaut, war modernste Transporttechnik, sowie die Schiffe und nun auch Flugzeuge, die heute in Hamburg gebaut werden. Ich bin froh, dass ich einen Beitrag leisten konnte, die Peking nachhause zu holen.“

Mathias Kahl, Vorsitzender des Vereins Freunde der Viermastbark PEKING e.V.: „Der Verein der Freunde der Viermastbark PEKING dankt allen Beteiligten für die Rückholung und herausragende Restaurierung der PEKING. Doch nach der Restaurierung ist vor der Pflege und Instandhaltung: Dieses große Schiff mit seinem riesigen Rigg über Jahre in dem jetzt erreichten Zustand zu erhalten, ist eine wirkliche Herausforderung, der sich unser Verein mit seinen derzeit 350 Mitgliedern aber gern annimmt; unsere Ehrenamtlichen brennen darauf, die PEKING in ihre Obhut zu nehmen.“

Nikolaus H. Schües, Inhaber der Reederei F. Laeisz und Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Hamburg Maritim: „Dank und Gratulation an alle Beteiligten. Die PEKING bald wieder in altem Glanz in Hamburg zu sehen, ist ein wahres Gemeinschaftswerk von öffentlicher Hand, Werft und Ehrenamt.“

Mark Dethlefs, Geschäftsführer der Peters Werft: „Ein jeder Refit- oder Reparatur-Auftrag der Peters Werft hat spezielle Herausforderungen, die wir in Zusammenarbeit mit unserem Kunden lösen müssen. Als die Viermastbark PEKING im Sommer 2017 von New York nach Wewelsfleth gebracht wurde, war sie in einem wirklich maroden Zustand. Der besondere Anspruch dieses Auftrags an uns als Werft und die SHM als Eigentümerin wurde offensichtlich. Im Laufe der aufwendigen Sanierung der PEKING, in der einmal nicht die Fahrtüchtigkeit, sondern die Nutzung zu einem reinen Museumsschiff die Aufgabe war, wurde jedoch nach und nach die Schönheit dieses historischen Frachtenseglers deutlich. Wir sind stolz, an diesem Auftrag mit historischer Bedeutung mitgewirkt zu haben und sind bewegt von der Tatsache, dass die PEKING auch heute noch so viele Emotionen weckt. Wir freuen uns schon darauf, gemeinsam mit anderen interessierten Besuchern die PEKING an ihrem Liegeplatz in Hamburg wiederzusehen.“

Michael Scheuermann, für den Vorstand von Hafenkultur e. V.: „‚Oha, das wird teuer…‘ sagten die Fachleute im Hafenmuseum, als 2014 der Erwerb der PEKING angekündigt wurde. So kam es denn auch – aber was für ein Prachtstück ist inzwischen aus dem Schiff geworden. Dankenswerter Weise wurde die PEKING – anders als viele andere, auch sehenswerte Museumsschiffe, die zu ihrem Unterhalt mit Gastronomie oder Hotelbetrieb an Bord beitragen müssen – wieder in den Originalzustand versetzt. So kann man als Besucher Seefahrt und Hafenumschlag nach 1900 nachvollziehen, so fügt sie sich hervorragend in das künftige Deutsche Hafenmuseum ein. Der Werft und den Beteiligten an der Wiederherstellung des Schiffes gebührt Anerkennung, die Ehrenamtlichen des Hafenmuseums Hamburg freuen sich auf das Festmachen der PEKING am Bremer Kai.“

Die Historie

Die Viermastbark PEKING wurde 1911 in Hamburg bei Blohm+Voss für die Reederei F. Laeisz gebaut, deren Schiffe alle ein „P“ als ersten Buchstaben im Namen tragen: PASSAT, POMMERN, PADUA zum Beispiel. Alle Frachtsegler der Reederei waren in der Salpeterfahrt eingesetzt. Ausgehend wurden Exportwaren für Chile geladen, zum Beispiel auch Steinway-Flügel für dort lebende Auswanderer-Familien, zurück segelten die Schiffe voll beladen mit Guano in Säcken, in Europa ein wichtiger Grundstoff für Dünger und Sprengstoff. Der Salpeterhandel sorgte auch in Südamerika bis zum Ersten Weltkrieg für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Auf jeder Reise wurde zweimal Kap Hoorn umsegelt, die PEKING allein brachte es auf 34 Kap-Hoorn-Umrundungen.

1932 machte die PEKING ihre letzte Reise unter Segeln, wurde außer Dienst gestellt und zum stationären Internats-Schiff umgebaut. Im Medway an der englischen Ostküste lag sie unter dem Namen ARETHUSA bis 1974 vor Anker und wurde dann vom New Yorker South Street Seaport Museum erworben. Das South Street Seaport Museum ließ den Rumpf der PEKING auf einer schottischen Werft in Stand setzen und anschließend über den Atlantik nach New York schleppen. Dort wurde sie wieder aufgetakelt und nahm zur 200-Jahr-Feier der amerikanischen Unabhängigkeit 1976 ihren prominenten Liegeplatz in Manhattan ein. Fortan diente sie als Museumsschiff und Touristenattraktion. Als das South Street Seaport Museum in den Jahren ab 2000 in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, wurde die PEKING für viel Geld zum Verkauf angeboten. Schon damals hatte die frisch gegründete Stiftung Hamburg Maritim Interesse an dem berühmten Viermaster gezeigt, wegen der erheblichen Restaurierungskosten jedoch wieder Abstand genommen von dem Projekt. Über Jahre fand sich kein Übernahmeinteressent, so dass das South Street Seaport Museum das Schiff am Ende sogar als Geschenk anbot. Nachdem der Bundestag 2015 auf Antrag der Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs und Rüdiger Kruse das Geld für Überführung und Restaurierung bereitgestellt hat, konnte 2017 die PEKING zurückgeholt werden.

Die PEKING ist einer von vier noch existierenden Windjammern aus der Flotte der legendären „Flying P-Liner“ der Laeisz-Reederei: die PASSAT liegt seit 1960 als Museumsschiff in Travemünde, die POMMERN liegt als Museumsschiff in Mariehamn (Finnland) und die ehemalige PADUA fährt unter dem Namen KRUZENSHTERN als Segelschulschiff unter russischer Flagge.“

Weitere Informationen: www.stiftung-hamburg-maritim.dedeutsches-hafenmuseum

 

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