Frank Littek liest bei den SuedLese-Literaturtagen:

Aus der Vergangenheit lernen

 

Frank Littek stellt in der Buchhandlung am Sand am Do., 3. April sein Buch „Sechs Tage im Juli“ vor. Ein Interview …

Die Lesung findet in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt Harburg statt. Und es geht um Geschichte, nämlich die „Operation Gomorrha“ am Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine Geschichte mit vielen Facetten. Wir haben beim Autor Frank Littek mal nachgehakt …

Frank Littek ist freier Journalist und Buchautor. Der Wirtschaftswissenschaftler hat rund 40 Bücher veröffentlicht, darunter neben zwei Romanen zahlreiche Kinder-, Jugend- und Sachbücher. Er lebt und arbeitet in der Nähe von Hamburg.

Tiefgang (TG): Was hat Sie zu diesem Buch inspiriert?

Frank Littek: Nach meinem Studium habe ich meinen ersten Job als Redakteur im Hamburger Stadtteil Hammerbrook angenommen. Ich fand das Viertel – offen gestanden – hässlich und habe dann begonnen, mich mit der jüngeren Geschichte zu beschäftigen. Dabei war ich natürlich ganz schnell bei den Bombenangriffen von 1943. Das Thema hat sich dann über viele Jahre ausgeweitet, ist gereift, viele weitere Aspekte sind dazugekommen, bis ich das Buch geschrieben habe.

TG: Gab es einen Leitgedanken bei der Entstehung des Romans?

Frank Littek: Ich bin bei der Beschäftigung mit dem Thema immer wieder auf Zitate gestoßen, in denen Zeitzeugen sagten, die Menschen hätten die Zerstörungen durch die Bombenangriffe als „gerechte Strafe“ empfunden.

Recherchiert man weiter, ist bald klar, dass es um die Deportation der Juden geht – und wie verbreitet das Wissen darüber war. Auch das gehörte zum Lebensgefühl dieser Zeit und ist ein Aspekt, von dem wir heute kaum wissen. Ich wollte davon erzählen, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Dafür sprechen meine Figuren. Und das tun sie hoffentlich so, dass der Leser, die Leserin ihnen gerne folgt.

TG: „Sechs Tage im Juli“ sind Fiktion, dennoch finden sich viele Fakten. Wie haben Sie recherchiert?

Frank Littek: Die wichtigste Quelle war zunächst jede Menge Literatur. Dann habe ich mit Zeitzeugen gesprochen und mir die Schauplätze der Geschichte angesehen. Hinsichtlich Fliegerei kamen mir meine jahrelange Arbeit als Luftfahrtjournalist und die vorhandenen Kontakte zugute. Für einige Figuren hatte ich historische Vorbilder, viele Szenen aus dem brennenden Hamburg folgen den Aussagen von Zeitzeugen. Generell möchte ich in meinen Romanen der historischen Realität so nah kommen, wie möglich. Deshalb habe ich viel mit alten Fotos oder zum Beispiel einem alten Stadtplan aus der damaligen Zeit gearbeitet.

TG: Welche Bedeutung hat der Roman für die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, aber auch für die mit der Gegenwart?

Frank Littek: Ich glaube, wir tun uns in Deutschland heute schwer damit, einen Umgang mit unserer Vergangenheit zu finden. Dabei ist das sehr wichtig, denn ich kann die Gegenwart nur verstehen und in ihr zukunftsweisend handeln, wenn ich die Vergangenheit kenne, sie einzuordnen und daraus zu lernen vermag. Das kann ein langer Prozess sein, auf dem wir – wie ich finde – bisher gar nicht so schlecht vorangekommen sind. Mein Buch möchte einen Beitrag dazu leisten.

TG: Sie sind Autor von Sachliteratur, Romanen, Kinderbüchern. Was macht Ihnen beim Schreiben am meisten Freude, was ist Ihre größte Herausforderung?

Frank Littek: Auch wenn es kitschig klingt: Mit dem Schreiben kann ich Menschen im Herzen berühren. Das ist sicher nicht bei jedem Leser der Fall, aber vielleicht bei einigen. Genau das ist es, was mich schon als Kind zu dem begeisterten Leser gemacht hat, der ich heute noch bin. Es gibt immer wieder Bücher, die auf eine magische Weise etwas mit mir gemacht haben. Das bei anderen Menschen zu schaffen, ist mir die größte Freude. Die größte Herausforderung besteht darin, ein Buch in allen Aspekten so zu schaffen, dass das gelingt.

TG: Vielen Dank und Vergnügen am Donnerstag, 3. April in der Buchhandlung am Sand!

 

Termin:

Do., 3. April, 19 Uhr: Frank Littek – Sechs Tage im Juli, Eintritt: 10,- €

Buchhandlung am Sand |Hölertwiete 5 | 21073 Hamburg | Harburg

 

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