Mörderische Schwester Regine Seemann im Gespräch:

„SuedLese sollte möglichst zwei Mal im Jahr stattfinden“

Regine Seemann bei einer Ladies Crime Night, (Foto: privat)

Den Abschluss der SuedLese Literaturtage beschreiten dieses Jahr sieben mörderische Schwestern. Die Oberschwester Regine Seemann im Interview.

Regine Seemann ist in Neugraben geboren, lebt noch immer da – sogar im selben Haus, arbeitet hauptberuflich als Lehrerin in Wilhelmsburg, schreibt leidenschaftlich gerne Krimis mit Lokalkolorit und organisiert zum wiederholten Male eine Ladies Crime Night (14.4., 19 Uhr) zusammen mit einigen „mörderischen Schwestern“ bei den SuedLese Literaturtagen. Da wollten wir`s doch mal genauer wissen …

Tiefgang (TG): Die Ladies Crime Night bildet den krönenden Abschluss der SuedLese Literaturtage 2025. Was hat Dich dazu inspiriert, dieses besondere Format zu wählen, und was erwartet das Publikum?

Regine Seemann: Die Ladies Crime Nights gibt es schon eine ganze Weile. Sie sind quasi ein Markenzeichen der Mörderischen Schwestern e.V. Eine LCN ist eine besonders lebendige Art, eine Lesung zu gestalten, da innerhalb einer Veranstaltung wechselnde Szenarien gibt. Und, ohne jetzt viel vorwegnehmen zu wollen: Ein bisschen Nervenkitzel ist auch immer dabei. Sie findet in der Woche vor Ostern statt, was bedeutet, dass es für die Zuhörer*innen auch möglich sein wird, signierte Bücher für das Osternest zu erstehen.

TG: Wie kam es zu der Auswahl der 7 Krimiautorinnen Carola Christiansen, Franziska Henze, Marley Alexis Owen, Sylvia Bergman, Elisabeth Grimm, Alex Roller und Ihnen?

Regine Seemann: Wenn ich eine LCN organisiere, spreche ich zunächst die Autorinnen an, die ich kenne. Natürlich ist es dann manchmal so, dass diesen die Lesung terminlich nicht passt. Dann schicke ich eine Mail an den Verteiler der Mörderischen Schwestern HH / SH mit der Anfrage, wer gern lesen würde. In der Regel gibt es schon in den ersten Minuten eine Vielzahl von Interessentinnen, denn das Format ist sehr beliebt. Für diese LCN habe ich versucht, einen guten Mix auszuwählen. Das Genre Thriller ist vertreten sowie Cosy Crime und natürlich Regionalkrimis wie die, die ich schreibe.

TG: Die SuedLese Literaturtage haben sich zu einem festen Bestandteil der Harburger Kulturszene entwickelt. Was macht dieses Literaturfestival Deinjer Meinung nach so besonders?

Regine Seemann: Der Süden Hamburgs wird ja manchmal belächelt, auch, was kulturelle Events angeht. Dabei haben wir hier wahnsinnig viel zu bieten. Es gibt die verschiedensten Spielstätten, Theater, Bücherhallen, Literaturcafés, um hier nun ein paar zu nennen. Und die Buchläden, die es im Hamburger Süden gibt, sind regelmäßig unter den Nominierten und auch Gewinnern des Hamburger Buchhandlungspreises wie z. B. Der Buchladen von Bettina Meyer in Neugraben oder Lüdemann in Wilhelmsburg. Dies alles wird bei der SuedLese absolut stimmig bei verschiedenen Veranstaltungen repräsentiert. Und vor allem ist es wichtig, dass das Lesen an sich mindestens einmal im Jahr im Vordergrund steht.

TG: Wie lange bist Du schon an der Organisation der SuedLese beteiligt?

Regine Seemann: Das erste Mal habe ich bei der SuedLese 2019 aus meinem Debut-Krimi „Falkenberg“ gelesen. Das war in der Seniorenresidenz Neugraben. Total passend, da diese als Vorlage für die Senioren-Wohnanlage in meinem Buch gedient hat. Ich bin in Neugraben aufgewachsen. Insofern war dieser Abend ein Heimspiel. Es folgten drei weitere Lesungen im Rahmen der SuedLese, zwei in Wilhelmsburg, wo ich arbeite und eine während des ersten Corona-Lockdowns per Video. Auch eine interessante Erfahrung.

TG: Du bist nicht nur Organisatorin der Ladies Crime Night sondern auch selbst Krimiautorin. Kannst Du uns etwas über Deinen persönlichen Bezug zum Genre und Deine eigenen Werke erzählen?

Regine Seemann: Ich habe selber immer gern Krimis gelesen. Vor allem die aus dem Norden Europas. Und auch mystische Geschichten interessieren mich wie z. B. die Sage um den berühmten Seeräuber Klaus Störtebeker, der seinen Piratenschatz am Neugrabener Falkenberg vergraben haben soll. Als Kind bin ich selber mit einem Plastikschäufelchen losgezogen, um ihn auszugraben. Und, als ich mal ein bisschen mehr Zeit hatte, habe ich begonnen, meine Gedanken um diese Sage in einen „kriminellen“ Bezug zur Gegenwart zu setzen. Wichtige Elemente aller meiner Bücher sind die zwei Handlungsebenen. Eine spielt in der heutigen Zeit und eine in der Vergangenheit. Das Dritte Reich kommt immer wieder vor, aber auch das Leben in menschenverachtenden Sekten wie der Colonia Dignidad oder Medikamentenversuche an Kindern und Jugendlichen in den siebziger Jahren waren schon Themen. Bei den Ermittlungen stehen zwei Kommissarinnen im Fokus, die in Hamburg geborene Stella und die aus der Türkei stammende Banu.

TG: Gibt es Verbindungen oder Gemeinsamkeiten zwischen Deinen Werken und denen der anderen Autorinnen?

Regine Seemann: Bei dieser Ladies Crime Night ist das nicht der Fall. Bei manchen LCN ist es aber so, dass aus einer gemeinsamen Anthologie, also einer Sammlung von Kurzkrimis, vorgelesen wird, die von den Mörderischen Schwestern herausgegeben wurde. Dies hatten wir z. B. bei der SuedLese 2023 als ausschließlich aus „Tatort Nord 2 “ gelesen wurde.

TG: Die Ladies Crime Night ist ein Veranstaltungsformat der Mörderischen Schwestern. Was genau bedeutet das und wie wirkt sich das auf den Ablauf des Abends aus?

Regine Seemann: Zunächst einmal haben wir eine tolle Deko, die ein bisschen aussieht wie ein Tatort. Alles ist in Rot und Schwarz gehalten. Dies ist auch der Dresscode für die Autorinnen, die lesen. LCN sind ein bisschen wie kurzweilige Theateraufführungen, bei denen die Zuschauenden etwas über die Autor*innen erfahren und in dramatischer Art und Weise deren Werke kennenlernen. Wir haben einige Highlights zu bieten, ich möchte hier aber nicht zu viel verraten.

TG: Was sind Deine Zukunftsvisionen für die SuedLese Literaturtage und die Ladies Crime Night?

Regine Seemann: Die SuedLese sollte möglichst wie 2022 zwei Mal im Jahr stattfinden, denn es gibt viele Kulturschaffende und -interessierte hier bei uns, die so häufiger zusammenkommen können. Warum nicht auch mal Lesungen an außergewöhnlichen Orten im Hamburger Süden veranstalten? Ich würde z. B. sehr gern einmal aus „Falkenberg“ auf dem Falkenberg, also outdoor, lesen. Vielleicht im Rahmen der nächsten SuedLese? Die LCN sollten meiner Meinung nach ein fester Bestandteil der SuedLese sein. Dieses Format bietet wie kein anderes die Möglichkeit, bei nur einer Lesung, mehrere Autor*innen kennenzulernen. Außerdem kommen hier Spiel, Spaß und Spannung niemals zu kurz.

TG: Vielen Dank das Gespräch und auf eine mordsspannende Ladeis Crime Night zum Abschluss der diesjährigen SuedLese!

Krimis von Regine Seemann:

Falkenberg (2018), Elbleichen (2019), Alsterschwan (2020), Friedhofsengel (2022), Bitterkaltes Land (2024)

Termin:

Mo., 14. Apr., 19 Uhr: Ladies Crime Night – Spannung bis zum Sch(l)uss, Eintritt: 10,- €

Speicher am Kaufhauskanal, Blohmstr. 22, 21079 Hamburg-Harburg (Hafen)

Es lesen: Carola Christiansen, Franziska Henze, Regine Seemann, Marley Alexis Owen, Sylvia Bergman, Elisabeth Grimm und Alex Roller

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