Das neue Bucerius Kunst Forum feiert seine Eröffnung

Begegnungsstätte für Bildende Kunst

Neu und die nächsten zwei Wochen bei freiem Eintritt: das Bucerius Kunst Forum. (Visual: gmp)

Wenige Tage vor seiner Eröffnung schmeißt plötzlich der Direktor hin. Das klingt nach Ärger. Doch – typisch hanseatisch – zur Feier dazu kein Wort.

Alter Wall 12 lautet die neue Adresse und liegt direkt neben der alten. Und doch: die Architekten von Gerkan, Marg und Partner wurden eigens geordert, um das neue Forum zu erschaffen.

Die Räume befinden sich direkt gegenüber dem Rathausinnenhof. „Unseren Leitsätzen „Ein Haus für alle Besucher“, „Ein Haus für alle Generationen“ und „Ein Haus für alle Künste“ können wir in den neuen Räumen auf insgesamt vier Etagen noch stärker gerecht werden“, erklärte Prof. Dr. Andreas Hoffmann, zur Zeit der Geschäftsführer des Bucerius Kunst Forums.

Kurz vor der Neueröffnung erst verließ der langjährige Direktor, Prof. Franz Wilhelm Kaiser, das Ausstellungshaus. Er wende sich neuen Aufgaben zu, hieß es dazu knapp und nebulös. Die bisherige Kuratorin Kathrin Baumstark übernahm dann ab Ende Mai erstmal kommissarisch die künstlerische Leitung und Andreas Hoffmann wurde erstmal alleiniger Geschäftsführer. Über eine Nachfolge wolle das Kuratorium später entscheiden. (Dr. Kathrin Baumstark ist derweil am 6.6. zur Direktorin ernennt worden, Anm. d. Red.)

Kaiser, 1957 in Boppard am Rhein geboren, war nach Stationen in Eindhoven, Lyon, Grenoble und Den Haag in die Hansestadt gekommen. Während seiner Zeit in Hamburg kuratierte er die Ausstellungen „Die Geburt des Kunstmarktes. Rembrandt, Ruisdael, van Goyen und die Künstler des Goldenen Zeitalters“ und „Anton Corbijn. The Living and the Dead“. Mit dem Verhältnis zwischen Kunst und Markt oder der Frage, wann Fotografie zu Kunst wird, hätten seine Ausstellungen in außergewöhnlicher Weise den Platz der Kunst in einer globalisierten Welt diskutiert.

Das Neue Forum:

Für das umfangreiche Veranstaltungsprogramm mit Lesungen, Konzerten, Diskussionen und Vorträgen ist eine eigene Etage entstanden. Mit dem Auditorium und einem angrenzenden Lichthof verdoppelt sich im neuen Haus die Fläche für Veranstaltungen. Das Konzept der fokussierten Ausstellungen hat bei den Besuchern breite Anerkennung gefunden und so ist der neue Ausstellungssaal nur geringfügig größer. „Die neuen Räume haben den großen Vorzug, dass wir die Kunst auf einer Ebene präsentieren können. Auf die jeweilige Ausstellung abgestimmt kann der Saal im Ganzen bespielt oder in viele kleine Kabinette unterteilt werden“, erläutert Dr. Kathrin Baumstark. Im Erd- und Untergeschoss gibt es deutlich großzügigere und den Publikumsbedürfnissen angemessenere Servicebereiche. Ebenfalls im Erdgeschoss ist der neue Bucerius Book Shop entstanden, der sich sowohl räumlich als auch inhaltlich vergrößert. Mit einem gläsernen Atelier auf Fleethöhe im Untergeschoss wird das Vermittlungsprogramm für Jung und Alt transparenter und erhält zugleich mehr Raum für neue Formate.

Gute Aussichten für die Kunst. (Foto: Ulrich Perrey)

Der Zugang ins Haus ist nun über drei Wege möglich: Über den Alten Wall, über die neue Fleetbrücke, die den Neuen Wall mit der Bucerius Passage für Fußgänger verbindet, und über die Tiefgarage unter dem Gebäude mit direktem Zugang zur Bucerius Passage. Hinter der historischen Fassade des Gebäudekomplexes am Alten Wall ist ein hochmodernes Ausstellungshaus entstanden, in dem die neuesten Entwicklungen in der Licht- und Klimatechnik berücksichtigt wurden. Das sichere dem Haus auch künftig Leihgaben aus Museen wie dem MoMA, dem Louvre oder dem Prado. Die Laufzeit des Mietvertrags für die neuen Räume beträgt 30 Jahre. Damit hat das Bucerius Kunst Forum eine langfristige Perspektive. „Mit dem Umzug ist die ZEIT-Stiftung für 30 weitere Jahre mit hochkarätigen Ausstellungen direkt neben dem Hamburger Rathaus präsent“, so Prof. Dr. Michael Göring, Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung.

Auf rund 3.400 Quadratmetern findet sich der neue Ausstellungssaal, der sich mit über 800 Quadratmetern Fläche auf einer Ebene erstreckt. Es ist Platz für ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit Lesungen, Konzerten, Diskussionen sowie Poetry Slams, die zukünftig auf einer eigens dafür vorgesehenen Etage mit Auditorium und in einem angrenzenden Lichthof stattfinden werden. Im Erd- und Untergeschoss gibt es weiterhin erweiterte Servicebereiche sowie einen neuen Bucerius Book Shop. Mit Ein gläsernes Atelier auf Fleethöhe im Untergeschoss steht für das Vermittlungsprogramm und neue Veranstaltungsformate zur Verfügung.

Innen moderne Kunst, außen historische Fassaden. (Foto: Ulrich Perrey)

Das private, von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius getragene Ausstellungshaus lädt nun alle Interessierten ein, die Räume und die Ausstellung in den ersten zwei Wochen bei freiem Eintritt zu entdecken. Den Abschluss dieser Eröffnungswochen wird ein großes dreitägiges Festivalwochenende vom 21. bis 23. Juni mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm bilden.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit dem Umzug des Bucerius Kunst Forums in die neuen Räume öffnet sich das Haus weiter für ein breites Publikum und kann so mit der Mischung aus hochkarätigen Ausstellungen und begleitenden Veranstaltungen seine Bedeutung als lebendiger Ort der Kunst weiter ausbauen. Die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius hat mit dem Bucerius Kunst Forum nicht nur einen weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus renommierten Ausstellungsort geschaffen, sondern diesen für die Kulturstadt Hamburg so wichtigen Ort des Austauschs und der Begegnung jetzt auch räumlich und konzeptionell erweitert. Ich freue mich, dass das Ausstellungshaus direkt neben dem Rathaus im Herzen der Stadt eine zentrale Anlaufstelle für die Begegnung mit der Bildenden Kunst und davon ausgehend für Diskussionen zu gesellschaftlichen Fragestellungen im Herzen Hamburgs ist und bleibt.“

Prof. Dr. Andreas Hoffmann, Geschäftsführer des Bucerius Kunst Forums: „‚Offen. Für Kunst. Für Hamburg. Für die Welt‘ – so lautet das Motto der Umzugskampagne, die die Neueröffnung des neuen Bucerius Kunst Forums begleitet. Das Motto macht deutlich: Museen und Ausstellungshäuser übernehmen neue Aufgaben in der Gesellschaft und werden von reinen Repräsentationsräumen für Kunst zu Orten intensiver Auseinandersetzung mit uns und unserer Gegenwart. Mit seinen internationalen Ausstellungen und den interdisziplinären Veranstaltungen ist das Bucerius Kunst Forum ein Ort, an dem zentrale gesellschaftliche und soziale Themen mit einem aktiven Publikum erörtert werden.“

Eröffnungsfestival

Kunst- und Architekturinteressierte aus Hamburg, dem Umland und der ganzen Welt sind herzlich eingeladen, die neuen Räume im Juni zu entdecken. Die ersten zwei Wochen ist der Eintritt in das neue Bucerius Kunst Forum und in die Ausstellung Here We Are Today frei. Großer Abschluss dieser Eröffnungswochen bildet ein dreitägiges Festival vom 21. bis 23. Juni mit einem vielfältigen und interdisziplinären Veranstaltungsprogramm. Auch hier ist der Eintritt frei.

Hintergrund

Seitdem das Bucerius Kunst Forum im Herbst 2002 seine Tore für das Publikum öffnete, begeistert es Kunstliebhaber mit Ausstellungen, die sich durch die besondere Qualität der Exponate, die Internationalität der Leihgaben und die Themenvielfalt auszeichnen. Durch den großen, über die Jahre stark gestiegenen Publikumszuspruch mit inzwischen etwa 200.000 Besuchern im Jahr und drei bis vier Veranstaltungen pro Woche waren die räumlichen Kapazitäten an eine Grenze gekommen. Mit dem Umbau des Gebäudes am Alten Wall hat sich die einmalige Gelegenheit ergeben, dass das Bucerius Kunst Forum neue Räumlichkeiten innerhalb des Gebäudes beziehen konnte.

Atelier und Gruppenraum. (Foto: Ulrich Perrey)

Kommende Ausstellungen

Here we are today – Das Bild der Welt in Foto- & Videokunst – 7. Juni- 29. September 2019

Im Juni eröffnet das Bucerius Kunst Forum die neuen Räume am Alten Wall mit der Ausstellung Here We Are Today. Das Bild der Welt in Foto- & Videokunst. Im Zentrum der Schau stehen hochaktuelle Fragestellungen unserer globalisierten Gesellschaft. Kaum eine andere Gattung der bildenden Kunst greift so unmittelbar aktuelle Themen des gesellschaftlichen Diskurses auf wie Videokunst und Fotografie, weshalb sich die Ausstellung auf diese beiden Medien konzentriert. Gezeigt werden 80 größtenteils seriell angelegte Fotografien und sieben Videos, die sich auf die Themen Identität, Heimat, Vergangenheit, Verbrechen und Kapital konzentrieren. Die Schau versammelt exemplarische Positionen von 16 bedeutenden zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern wie Thomas Demand, Andreas Gursky, Pieter Hugo, Herlinde Koelbl, Eva Leitolf, Shirin Neshat, Marcel Odenbach, Peter Piller, Hito Steyerl oder Tobias Zielony.

Amerika! Disney, Rockwell, Pollock, Warhol –  19. Okt. 2019 – 12. Jan. 2020

Walt Disney, Norman Rockwell, Jackson Pollock und Andy Warhol sind Ikonen der visuellen amerikanischen Kultur des 20. Jahrhunderts, und jeder von ihnen steht für eine signifikante Position im Spektrum zwischen freier Kunst und Kulturindustrie: Von Pollock, der Ikone der abstrakten Malerei, bis Disney, der Ikone der Kulturindustrie. Dazwischen findet sich Werbeillustrator Rockwell, dessen Gemälde horrende Preise auf dem Kunstmarkt erzielen, und Warhol, der die Unterscheidung zwischen Kunst und Industrie explizit hinterfragte. Die Ausstellung konfrontiert erstmalig die Werke dieser Größen der amerikanischen Kultur miteinander, um zum Nachdenken über die Unterscheidung zwischen freier und kommerzieller Kunst anzuregen: Ist diese noch inhaltlich oder vielmehr mit dem Marktwert begründet?

David Hockney –  1. Feb. – 10. Mai 2020

Mit David Hockney (geb. 1937) präsentiert das Bucerius Kunst Forum einen der bedeutendsten Gegenwartskünstler Großbritanniens. Seine Ausstellungen sind Publikumsmagnete und jüngst löste er Jeff Koons als teuersten noch lebenden Künstler ab. Doch was steckt hinter dem Phänomen Hockney? Welche Themen treiben den Maler seit jeher an? Die Ausstellung widmet sich Hockneys vielseitigem Schaffen als Maler, Zeichner und Grafiker und untersucht dabei einen zentralen Aspekt, der sich durch sein gesamtes Werk zieht: die konsequente Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Wahrnehmung und Darstellung von Realität. Die Ausstellung spannt einen Bogen von Hockneys künstlerischen Anfängen in den 1960er-Jahren, als er sich gegen die Dominanz abstrakter Malerei auflehnte, über seine in Südkalifornien entstandenen, mittlerweile ikonisch gewordenen Werke bis zu seiner Abkehr von der Zentralperspektive und der Neuerfindung des kubistischen Raumes in den 1980er- und 1990er-Jahren, die sein Schaffen bis heute prägt. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit Tate London.

Informationen zum Eröffnungsfestival und das vollständige Programm unter www.buceriuskunstforum.de

 

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