Ich heiße Sophie und ich bin Denkerin.
Wie mein Name schon sagt, zweifle ich manchmal an mir selbst. Und ich frage mich, ob es andere nervt, wenn ich so oft über mich selbst rede. Aber was soll ich machen? Das ist meine Art, mich um Verständnis zu bemühen. Wenn ich schon ein Teil vom Großen und Ganzen bin, konfrontiere ich mich zu Forschungszwecken mit mir selbst – und hoffe, dabei viel nicht nur über mich, sondern alles und jeden zu erfahren. Auf Basis meiner Selbstreflexion ziehe ich Rückschlüsse auf die Gesetzmäßigkeiten der Welt, in der wir leben.
Ich habe z. B. herausgefunden, dass wir uns alle danach sehnen, akzeptiert, beachtet und anerkannt zu werden. Ich bin da ganz gewiss kein Einzelfall. Wenn ich danach gehe, kann ich die gleichen Grundbedürfnisse auch bei meinem Gegenüber wahrnehmen. Auch verbinden mich Ängste und Sorgen mit Menschlichkeit. Eifersucht, Neid, Verärgerung… Jedes einzelne Gefühl kommt mir bekannt vor und nicht fremd.
Andererseits weiß ich etwas, was sich möglicherweise noch nicht bis zu jedem Einzelnen herumgesprochen hat: Ich bin nicht das Gefühl, die Eifersucht, der Neid, der Ärger. Man identifiziert sich zwar leicht mit seinen Gefühlen, weil sie einen so von Kopf bis Fuß vereinnahmen. Ich sage: Ich bin eifersüchtig, neidisch, verärgert. Es ist eine Facette von vielen, eine Spielart, die ich in mir trage. Gefühle sind launisch und besitzergreifend. Sie kommen und gehen. Freud und Leid begleiten uns ein Leben lang – aber WIR sind alles darüber hinaus.
(Jun. 2017, SZ)