Das New Hamburg Festival lädt im September zur Ideen-Forschung

Solidarische Veddel

Was hat die Veddel mit New York oder Toronto gemein? Eine Menge, sagen die Aktivist*innen von „New Hamburg“ und starten nach dem Sommer mit dem bereits 5. Festival …

Zur fünften Projektspielzeit und zum 250-jährigen Jubiläum der Veddel lädt NEW HAMBURG zu einem Festival ein. Unter dem Titel „SoliPolis“ erforscht das Projekt vom 15. bis 30. September gemeinsam mit Initiativen, Aktivist*innen, Kunst- und Kulturschaffenden sowie weiteren Partner*innen von der Veddel, aus Hamburg und Deutschland weltweit diskutierte Ideen und Konzepte einer „Solidarischen Stadt“.

Paulina Neukampf entwickelt in der Veddeler Kneipe „Zonck“ ein Stück zu Arbeitswelten und sozialen Rückzugsorten. In einer Tanz-Performance beschäftigt sich Sayouba Sigué mit der Frage des Alterns in verschiedenen gesellschaftlichen Strukturen. Der junge Regisseur und Schauspieler Dor Aloni erarbeitet eine Inszenierung zur Situation des Dazwischen und befragt hierzu unter anderem Menschen ohne Ausweispapiere und Staatenlose. Der Schau- und Puppenspieler Oscar Olivo choreografiert eine Parade der Puppen, die Visionen der Veddeler*innen erzählt. Das „Institut für Grauzonen“ recherchiert rechtliche Spielräume. Max Weydringer und die Nachbarschaftsgruppe „minigolf productions“ gestalten einen Parcours, der den Stadtteil und seine Themen spielerisch erkundet.

Und natürlich ist NEW HAMBURG nicht ohne Musik, ohne Essen, ohne Feiern, ohne verbindendes Zusammensein zu denken.

New York, Toronto, Veddel – zwei Wochen Theater, Performance, Installation, Musik, Diskurs und Begegnung. Wir erklären die Veddel zur Solidarischen Stadt“, ist die Headline, mit der geworben wird.

In »SoliPolis« ziehen die Projektmachenden Zwischenbilanz aus über vier Jahren auf der Elbinsel. Sie thematisieren Barrieren, strukturelle Probleme, Ausschlüsse und besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklungen, mit denen viele Bewohner*innen der Veddel täglich konfrontiert seien: Wie lebt es sich in einem Stadtteil ohne Drogerie und Apotheke? Wie fühlt es sich an, jeden Monat zur Ausländerbehörde zu müssen – seit über 20 Jahren? Wie muss ein Nachname klingen, um eine Wohnung zu bekommen? Wer bestimmt, was wessen Arbeit wert ist? Mit welcher Hautfarbe werde ich kontrolliert und mit welcher nicht? – Und es soll für die Zukunft inspirieren: Unter dem Schlagwort sogenannter „Solidarity Cities“ erproben Zivilgesellschaft und politische Entscheidungsträger*innen in New York, Toronto, in Barcelona, Zürich und zahlreichen weiteren Städten kommunalpolitische Lösungen, die bereits erfolgreich solidarische Prinzipien in den Mittelpunkt stellen. Für eine solche Entwicklung in der Hansestadt ist das NEW-HAMBURG-Festival »SoliPolis« nur einer von vielen Auftakten unterschiedlicher Lokal-Akteur*innen.

Im Anschluss schwärmen die Ideen für eine neue Gesellschaft mit der bundesweit organisierten »We’ll Come United«-Parade ins Zentrum und mit NEW HAMBURG in den MalerSaal aus, wo es im Oktober zu einer Werkschau kommen wird.

In der gesamten Spielzeit 2018– 19 lädt NEW HAMBURG mit vielen weiteren Akteur*innen dazu ein, die „Solidarische Stadt“ real werden zu lassen. Gemeinsam denken wir darüber nach, wer an welchen Stellen abgeben muss, wer welche Entscheidungen trifft, wo wir radikal anders handeln und uns verbünden müssen: In Theatersesseln und auf der Bühne, auf Kirchenbänken und auf der Kanzel, in der Bürgerschaft, im Wohnzimmer und auf der Straße.

Nähere Informationen zum Programm folgen.

Quelle: new-hamburg.de

Hintergrund:

NEW HAMBURG arbeitet seit 2014 als Kooperationsprojekt des Deutschen Schauspielhauses Hamburg und des Ev.-Luth. Kirchenkreises Hamburg-Ost sowie der lokalen Kirchengemeinde im und mit dem Stadtteil Veddel. Hier entstehen regelmäßig künstlerische und diskursive Veranstaltungsformate, die die Themen, Probleme, Ideen und Bedarfe vor Ort aufnehmen und sichtbar machen. Ein großes Anliegen ist allen NEW HAMBURG-Angeboten, dass Menschen in Verbindung gebracht werden, die sonst vielleicht nicht oder nur selten zusammenkommen: Alteingesessene und Geflüchtete, Festland- und Inselbewohner*innen, u. v. m.  Beheimatet in der Evangelisch-Lutherischen Immanuelkirche und den angrenzenden Gemeinderäumlichkeiten inmitten eines von Migration und somit von vielen Religionen geprägten Stadtteils, ist NEW HAMBURG täglich mit dem andauernden Umbruch unserer Gesellschaft konfrontiert: Während der evangelische Sonntagsgottesdienst zurzeit eher die Ausnahme im klassischen Repertoire des Ortes darstellt, werden die Räume für kulturelle, gastronomische und soziale Angebote auch von NEW HAMBURG genutzt und so von einem diversen Publikum rege besucht. Aus dieser Arbeit entstand und entsteht noch immer ein Ort, der von Herzlichkeit, vertrauensvollem Miteinander, von Gastfreundschaft und unvorhersehbaren Begegnungen geprägt ist – ein Ort, der von unterschiedlichsten Besucher*innen als außergewöhnlich wahrgenommen wird und immer wieder besondere Momente erlebbar werden lässt.

2017 wurde NEW HAMBURG mit dem Sonderpreis „Kultur öffnet Welten“ der Kultur- und Staatsministerin Prof. Monika Grütters ausgezeichnet.

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