Das Monodrama „Judas“ gastiert im Rahmen der 3. SuedLese in St. Johannis:

Starb Jesus oder Judas für uns?

Hartmut Lange personifiziert in der St. Joahnnis-Kirche "Judas" bei den SuedLese-Literaturtagen. (Foto: Marc Dobkowitz)

Bei der 3. SuedLese ist erstmals auch die evangelische Gemeinde vertreten. Und wartet gleich mit einer christlich existentiellen Frage auf: wer war Judas?

Eine szenische Lesung inmitten der St. Johannis-Kirche an der Bremer Straße. Das allein verspricht ein spannendes Momentum. Doch damit nicht genug. Es wird um das Monodrama von der flämischen Autorin Lot Vekemans gehen: Judas!

Lot Vekemans beschrieb ihren Antrieb zum Thema mal so: „Ich denke, es gibt bei uns eine einseitige Richtung des Blicks auf die Helden, auf das, was wir als größer und höher und besser erachten, als wir es selbst sind. Wir lieben es, zu verehren, so wie wir es lieben, verehrt zu werden. Aber in beiden Fällen gibt man seine Macht an jemand anderen ab. Judas wird von Menschen verhöhnt, damit sie ihre eigenen Seelen rein waschen. Es ist auffällig, dass in Porträts, die über die Jahrhunderte entstanden sind, Judas immer hässlicher und böser dargestellt wurde.“

Das Plenum Judas`

Unter dem freistehenden Kreuz in der St. Johannis-Kirche nun wird Judas und erscheinen – in unserer Gegenwart, um seine Geschichte zu erzählen. Nicht, um seinen Namen reinzuwaschen, denn der steht ohnehin unauslöschbar für Verrat. Ist es der Versuch eines Schuldbekenntnisses, oder der Rechtfertigung? Was waren die Gründe, die hinter seinem Tun standen? Wie wäre die folgenreichste Geschichte des christlichen Abendlandes weitergegangen, wenn er Jesus nicht verraten hätte?

Die flämische Autorin Lot Vekemans bietet in ihrem Monodrama der Ikone des Verrats ein Plenum. Der Text ist Augenzeugenbericht, Verteidigungsrede und Eingeständnis. Sie lässt Judas über seine Wut, seine Enttäuschung und seine Sehnsüchte reden, ohne die Verantwortlichkeit seines Handelns zu leugnen.

In den Dramen der 1965 geborenen Lot Vekemans, die an der Amsterdamer Akademie für Autoren ausgebildet wurde, geht es immer um existenzielle Themen. Meist stellt sie ihre Bühnenfiguren in Entscheidungssituationen – und gibt nie Schuldzuweisungen wie Gut oder Böse. Johan Simons, der Regisseur, der „Judas“ an den Münchner Kammerspielen uraufführte, schätzt an der Schriftstellerin besonders, dass sie immer über den engen Horizont einer kleinen Geschichte hinausblickt auf ein größeres Ganzes, das sie in aller Komplexität beschreibt. Das Entscheidende aber ist: Sie gibt Figuren das Wort, die in der Historie immer zu kurz gekommen sind – und sie zeigt sie jenseits von Schwarz und Weiß ohne Wertung in Gut und Böse. In ihrem Drama aber stellt sie eine höchst provokante Frage: Ist Jesus oder Judas für uns gestorben?

Der Produzent

Die zu erlebende Produktion – nicht rein zufällig zur Osterzeit angesetzt – stammt von Hartmut Lange aus Lübeck. Hartmut Lange wurde 1956 geboren und wuchs in Köln aus. Er machte seine Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. Von 1981 bis 1986 führte ihn sein erstes Engagement an das Staatstheater Stuttgart. Es folgten Engagements in Tübingen (LTT), Konstanz, Magdeburg und Lübeck.

Von 1991 bis 1993 arbeitete er freischaffend; während dieser Zeit entstand unter anderem die amerikanische Erstaufführung von „Verkommenes Ufer“ von Heiner Müller am Nine Street Theatre in New York City. Seit 2003 arbeitet Lange freischaffend für Bühne, Film und Fernsehen. Zurzeit gastiert er außerdem mit seinen eigenen Produktionen, „Agrippina“ von Thomas Becker und „Villon Projekt“ (Jazz and Lyrics), an verschiedenen Häusern.

Im Anschluss an die musikalisch umrahmte Lesung steht Hartmut Lange noch zum Gespräch zur Verfügung.

Termin: Freitag, 6. April, 20 Uhr, St. Johannis Harburg, Bremer Straße 9, 21 073 Hamburg

Eintritt: € 10,- (ermäßigt: € 5,-)

Weiterführender Link: www.hartmut-lange.de

Die 3. SuedLese – die Literaturtage im Süderelbe-Raum – findet vom 1. bis 30. April 2018 an unterschiedlichen Orten und mit jeder Art literarischem Gerne vorwiegend lokaler Autor*innen statt und ist initiiert von der freien Initiative SuedKultur. Ausführliche Programmhefte finden Sie an etlichen Kulturorten im Süderelbe-Raum oder als download unter www.sued-kultur.de.

 

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