Hochschule für Bildende Künste schreibt „Schule der Folgenlosigkeit“ aus:

Stipendium für Nichtstun

Foto: Valinda86 / Pixabay

Alle Welt redet von Nachhaltigkeit. Aber ist „Nachhaltigkeit“ wirklich das richtige Gedankenmodell? Ein Experiment geht der Frage nun auf den Grund …

Professor Friedrich von Borries der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) hat schon im letzten Jahr in einer Reihe von Podiumsdiskussionen hinterfragt, ob etwa die Freiheit von Kunst auch bedingt, folgenlos zu bleiben. Oder wie sähe ein Leben ohne „Erfolg“ aus? Wäre das absichtliche Nicht-Handeln im Sinne von Unterlassen ein Ausweg aus dem Handlungsdruck unserer Gesellschaft?

Friedrich von Borries (Professor für Designtheorie an der HFBK Hamburg) stellt die Frage, ob die Suche nach „Folgenlosigkeit“ ein sinnvolleres Handlungsparadigma sein könnte vor dem Hintergrund der Erfolglosigkeit der Nachhaltigkeitsdebatten der letzten 40 Jahre.

Dazu sammelt er reale und fiktive Geschichten von Menschen, die versuchen, ein möglichst folgenloses Leben zu führen. Im Rahmen der GLOBART Academy Wien stellt er anhand fiktionaler Geschichten mögliche Handlungsmodelle vor. Bei mehreren Festessen mit ca. 10-20 Gästen werden diese Handlungsmodelle gemeinsamen diskutiert, ergänzt und erweitert.

Im Rahmen der GLOBART Academy werden Lectures und Installationen von renommierten Forscher*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen gestaltet, die zum Diskutieren und Vernetzen einladen. Die auf drei Jahre angelegte Reihe LEBEN MACHT SINN setzt es sich zur Aufgabe, einen LebensRaum zu schaffen, an dessen Entstehung alle Teilnehmer*innen mitwirken und der eine Begegnung unterschiedlicher Menschen, Disziplinen, Perspektiven ermöglicht. Das Ziel der GLOBART Academy ist, Menschen zu inspirieren, aktiv zu werden und die Zivilgesellschaft zu stärken.

Die Diskussionsrunden werden von dem Filmemacher Jakob Brossmann aufgenommen und können im Livestream mitverfolgt werden. Gleichzeitig fließen sie in das derzeit entstehende, genreübergreifende Kunstprojekt „Archiv der Folgenlosigkeit“ ein. Das Archiv besteht aus Filmen, einer Ausstellung und einem Roman.

Teilnehmer*innen der Hamburg Open Online University (HOOU) können über eine für das Projekt erstellte Webseite die Diskussionsrunden live verfolgen und Vorschläge für weitere „Feste der Folgenlosigkeit“ in Hamburg einbringen. Dazu können sie sich im digitalen Raum zu Gruppen zusammenschließen, vernetzen und dann konkret vor Ort aktiv werden. So werden die fiktiven Entwürfe in reale Geschichten von Menschen überführt, die tatsächlich folgenlos leben. Dadurch wird die globale Diskussion auf eine lokale Ebene gebracht und zu direkter Teilhabe aufgerufen. Die Aufzeichnungen und Ergebnisse dieser lokalen Festessen fließen wiederum in das Gesamtprojekt ein.

Stipendium für Nichtstun – die Ausschreibung

Wir leben in einer Zeit, in der man statt nach ›Erfolg‹ und ›Wirksamkeit‹ besser nach Folgenlosigkeit streben sollte: Welche Handlungen kann ich unterlassen, damit mein Leben keine negativen Folgen für das Leben anderer hat?

Zur Förderung der Folgenlosigkeit werden deshalb im Rahmen der Ausstellung Friedrich von Borries: Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben vom 6.11.2020 – 9.5.2021 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) 3 Stipendien für Nichtstun vergeben.

Jede natürliche Person kann sich auf ein Stipendium bewerben. Das Stipendiumwird nach Abgabe des Erfahrungsberichtes (15.1.2021) ausgezahlt. Die drei Stipendiat*innen werden auf der Ausstellungseröffnung am 5. November 2020 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg öffentlich bekannt gegeben.

Für die drei zu vergebenden Stipendien, die jeweils mit 1.600 Euro dotiert sind, können sich alle Interessierten ab sofort bis zum 15. September 2020 bewerben. Die Entscheidung der Jury, der u.a. der Philosoph Armen Avanessian (bekannt durch seine Theorie der Beschleunigung) angehört, wird zum Beginn der Ausstellung verkündet.

Die Schule der Folgenlosigkeit ist eine Initiative der HFBK Hamburg in Kooperation mit dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G). Das diskursive Bildungsprogramm ist eine Kooperation zwischen der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und der HFBK Hamburg.

Über die Vergabe der Stipendien entscheidet eine Jury bestehend aus: Armen Avanessian (HFBK Hamburg); Tulga Beyerle (Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg MK&G); Friedrich von Borries (HFBK Hamburg); Eva-Dorothee Leinemann (Leinemann-Kunststiftung Nicolassee)

Höhe des Stipendiums: je 1.600 €

Bewerbungsschluss: 15. September 2020

Dauer des Stipendiums: während der Laufzeit der Ausstellung in einem von Ihnen zu definierenden Zeitraum

Bitte richten Sie Ihre schriftliche Bewerbung an:

Stichwort: Nichtstun; HFBK Hamburg; Swaantje Benson; Lerchenfeld 2, 22081 Hamburg

Die Bewerbungsunterlagen finden Sie hier zum Download www.mkg-hamburg.de

Mehr Informationen zum Projekt:

www.hfbk-hamburg.dewww.mkg-hamburg.de

 

Die „Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben“ wird gefördert durch die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke Hamburg(BWFGB), die Hamburg Open Online University (HOOU), die Friede Springer Stiftung, die Kursbuch Kulturstiftung. Die Stipendien für Nichtstun werden von der Leinemann Kunststiftung Nikolassee gefördert. Weitere Partnerinnen sind die Katholische Akademie Hamburg sowie die Evangelische Akademie der Nordkirche.

 

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