Fliegen war immer schon ein Menschheitstraum. Für Leute aus Kultur und Kreativwirtschaft war es aber oft auch ein Flug als Bruchpilot. Das will die Bundesregierung nun kreativ ändern.
Das Projekt „Kultur- und Kreativpiloten Deutschland“ soll Leuten mit Ideen und den berühmten „Flusen im Kopf“ zur Seite stehen und Ihnen beratend den Weg ebnen. Eine durchaus solide Grundannahme dabei ist, dass die Ideentragenden meist selbst und ziemlich genau wissen, wo ihre Grenzen sind. Diese auszuloten, zu begleiten und zu kuratieren – da sehen die Initiatoren das Potenzial.
Und die Liste der bisherigen Teilnahmeprojekte ist lang spannend und auch in Hamburg regelrecht fassbar. So beim Projekt „HANSEATISCHE MATERIALVERWALTUNG -Kultur-Recycling“, der Initatoren Jens Gottschau und Petra Sommer. Nach Film- und Werbedrehs, nach Messen, Events, Theaterproduktionen und Ähnlichem landen täglich große Mengen hochwertiger Materialien, Requisiten und Kulissenteile aufgrund fehlender Strukturen notgedrungen im Müll. Gleichzeitig aber gibt es einen dringenden Bedarf an genau diesen Materialien – bei freien Künstlern, Theatern oder etwa für den Ausbau von Abenteuerspielplätzen. Und hier setzen die Gründer der Hanseatischen Materialverwaltung an: Sie holen brauchbare Materialien ab und sammeln sie in einem zentralen Lager. So entsteht ein gemeinnütziger Fundus, der Hamburger Kultureinrichtungen, Künstlern, Universitäten, Schulen, Kindergärten und Vereinen künftig als reichhaltige Material- und Inspirationsquelle zur Verfügung steht. Zudem bildet die Hanseatische Materialverwaltung einen Ort des kreativen Austausches, der als Treffpunkt von Kulturschaffenden in der Stadt neue Netzwerke entstehen lässt.
»Wir sind froh und stolz, mit unserer gemeinnützigen Idee auch Anerkennung vom Bundeswirtschaftsministerium zu erhalten! Nun sind wir gespannt, welche neuen Türen sich uns mit dieser Auszeichnung öffnen werden. Wir brauchen starke Partner«, so Petra Sommer.
www.hanseatische-materialverwaltung.de
Oder die in Wilhlemsburg anässigen Designerinnen von „Bridge&Tunnel„. Der Name „Bridge&Tunnel“ bezieht sich auf die Insellage des Standorts Wilhelmsburg, des Hamburger Stadtteiles, der eben nur über Brücken und Tunnel zu erreichen ist. Hier haben Hanna Charlotte Erhorn und Dr. Constanze Klotz ihr Designlabel gegründet, das aus Altkleidern Accessoires und Interior-Design-Produkte entwickelt und bringen damit benachteiligte Frauen in Arbeit.
Gefertigt werden die Produkte von Frauen, die aus verschiedenen Kulturkreisen kommen und bisher auf dem regulären Arbeitsmarkt nicht Fuß fassen konnten. Gerade diese Frauen besitzen häufig kreative Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für die textile Produktion von großem Nutzen sind. Aus verschlissenen Hosen nähen sie hochwertige Hand- und Reisetaschen oder flechten Teppiche – alles Unikate, die von wechselnden Hamburger Designern entworfen werden. Die erste Kollektion stammt von der dänischen Textildesignerin Signe Bonnesen, die Denim (Jeansstoff) als Material ausgewählt hat. Zukünftige Editionen sind in Kooperation mit Hamburger Nachwuchsdesignern mit verschiedenen Materialien geplant.
Hanna Charlotte Erhorn und Dr. Constanze Klotz: „Gemeinsam ist man weniger allein! Dieses Gefühl möchten wir nicht nur unseren Näherinnen vermitteln, es gilt auch für uns! Wir freuen uns gigantisch auf den Erfahrungsaustausch mit den anderen Piloten!“
In der Pressemitteilung des Projektes heißt es nun:
„Kultur- und Kreativpiloten Deutschland ist eine Auszeichnung der Bundesregierung, die seit 2010 jährlich an 32 Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft verliehen wird. Egal, ob es sich um eine gerade erst geborene Geschäftsidee oder um eine laufende Tätigkeit handelt: Wir suchen außergewöhnliche Ideen und Menschen, die mit ihrem Handeln der Kultur- und Kreativwirtschaft Gesicht und Gewicht geben.
Wir kuratieren jedes Jahr aufs Neue einen ungezwungenen Erfahrungsaustausch zwischen Mentoren, Experten und den Titelträgern selbst. Wir schaffen gestaltete Freiräume, in denen gegenseitig Wissen vermittelt und Denkanstöße gegeben werden. Jedes Unternehmen ist ein eigenständiges Kunstwerk, daher folgen wir keiner bestimmten Methode. Die Wirkung entfaltet sich oft erst nach einigen Wochen oder Monaten. Dabei bilden sich jahrgangsübergreifende Partnerschaften und Kooperationen, die langfristig bestehen bleiben und erweitert werden. „Kultur- und Kreativpiloten“ ist daher mehr als eine Auszeichnung – es ist ein Erlebnis. Gemeinsam gestaltet von denen, die ausgezeichnet sind und mitmachen.
MACH EINFACH.
BEWIRB DICH ALS KULTUR- UND KREATIVPILOTEN. WAS DU BEKOMMST?
Du bekommst eine Auszeichnung der Bundesregierung und bist Teil eines bundesweiten Netzwerks kreativer Unternehmer.
Du wirst ein Jahr lang von zwei Mentoren begleitet, die dich bei deinen Herausforderungen unterstützen.
Du triffst in Workshops die anderen Titelträger. Zusammen schmiedet ihr Strategien für eure Ideen und Unternehmen.
Du erhältst bundesweit und regional Aufmerksamkeit in den Medien.
Während der Bewerbungsphase der Kultur- und Kreativpiloten 2017 touren wir durch Deutschland.“
Für Hamburg ist der 8. Juni 2017 bisher eingeplant
Weiter heißt es auch:
„Es geht wieder los. Vom 15. Mai bis 30. Juni kann man sich unter kultur-kreativpiloten.de bewerben und als Kultur- und Kreativpilot ausgezeichnet werden. Während der Bewerbungsphase 2017 touren wir mit dem Kreativpiloten-Bus durch ganz Deutschland, um auf den Wettbewerb aufmerksam zu machen und mit Kreativschaffenden vor Ort ins Gespräch zu kommen.
Wir zeichnen im Namen der Bundesregierung jedes Jahr 32 Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft aus. Im letzten Jahr haben wir „Mach einfach“ gesagt. Jetzt heißt es: „Weitermachen!“ Alle Unternehmen, Selbständige, Gründer und Projekte aus der Kultur- und Kreativwirtschaft können sich bewerben. Egal, ob allein oder mit dem gesamten Team, ob es die Idee nur auf dem Papier gibt oder schon umgesetzt wird.
Neben der Auszeichnung gewinnen die Titelträger ein einjähriges Mentoring-Programm mit workshops, der Begleitung von zwei Coaches, Austausch mit den anderen Teams und Experten und medialer Aufmerksamkeit.
In jeder Stadt, in der wir Halt machen, zeigen die Kreativpiloten aus vorherigen Jahrgängen in einer Werkschau, was sie produzieren, programmieren oder inszenieren. Wir wollen zeigen, wer die Kreativpiloten sind, was sie machen und was sie durch ihre Auszeichnung erreicht haben. Die Tour soll Leute motivieren, sich zu bewerben. Das geht auch live vor Ort per Videobox. Außerdem kommen wir in die Regionen, um hallo zu sagen und eine Gelegenheit zum Netzwerken und Austauschen zu bieten.“
Quelle: http://kultur-kreativpiloten.de/