Bryan Adams stellt in Lübeck aus

Foto statt Rock

Wounded. Marine Joe Townsend, London 2013 © Bryan Adams

Bryan Adams ist vielen durch die unzähligen Hits wie „heaven“ bekannt. Als Fotograf weniger. Bis jetzt …

Er gehört zu einer dieser berühmten Rockmusiker unserer Zeit, hat aber zugleich sich auch als Fotograf international große Anerkennung verschafft. Das Günter Grass-Haus in Lübeck präsentiert eine intime Kabinettausstellung seiner Fotos. Die Ausstellung läuft bis zum 7. Jnauar 2024. Damit setzt das Museum seine Ausstellungsreihe über sogenannte Doppelbegabungen fort.

Die Fotobände von Bryan Adams, aus denen eine Auswahl gezeigt wird, sind im Steidl Verlag erschienen. HOMELESS versammelt eindrucksvolle Porträts von Obdachlosen in London. WOUNDED – THE LEGACY OF WAR enthält Fotografien junger verwundeter britischer Soldat:innen. In EXPOSED zeigt Adams Persönlichkeiten aus der Musik- und Modebranche. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit Crossover Hamburg entstanden. Die Kurator*innen sind Anke Degenhard und Mat Humphrey.

Bryan Adams fotografiert bereits seit den 1990er Jahren auf künstlerisch höchstem Niveau; seine Arbeiten werden weltweit ausgestellt. Dabei hat er mit Günter Grass nicht nur das Arbeiten in mehreren Disziplinen, sondern auch das Interesse an Fotografie und das Bewusstsein für gesellschaftliche Missstände gemeinsam. Die Fotobände von Adams sind, wie auch die Werke von Grass, im Steidl Verlag erschienen, aus denen nun eine kleine, aber feine Auswahl von Bildern gezeigt wird. Es ist die sechste Fotografie-Ausstellung im Günter- Grass-Haus.

Zu sehen sind insgesamt 50 Fotografien aus den drei Bildserien „Homeless“, „Wounded – The Legacy of War“ und „Exposed“. „Homelss“ versammelt eindrucksvolle Porträts von Obdachlosen in London; „Wounded – The Legacy of War“ enthält Fotografien junger britischer Soldaten, die während ihrer Stationierung im Irak und in Afghanistan oder im Training lebensverändernde Verletzungen erlitten haben. In „Exposed“ hat Adams berühmte Freunde und Kollegen aus der Mode-, Film- und Musikbranche abgelichtet, darunter Kate Moss, Mick Jagger, Ben Kingsley, Dustin Hoffman oder Amy Winehouse. Auch der deutsche Schauspieler Udo Kier ist vertreten. Bei der Betrachtung seiner Fotografien wird schnell deutlich, dass für Bryan Adams alle Menschen gleichermaßen wertvoll und interessant sind, unabhängig von dem Lebensweg, den sie eingeschlagen haben.

Die Serie „Homeless“ entstand in enger Zusammenarbeit mit der Londoner Zeitschrift „The big issue“, die von Wohnungslosen vertrieben wird. Indem Adams wohnungslose Menschen porträtiert, fängt er ein Bildmotiv ein, das von vielen Menschen auf den Straßen gerne ignoriert wird. Obdachlosigkeit ist ein weltweites Drama, das weitreichende wirtschaftliche und politische, vor allem aber auch menschliche Dimensionen hat. Bryan Adams schaut nicht weg. In „Homeless“ zeigt er nicht nur traurige Gesichter, sondern einzigartige Individuen.

Die Bildserie „Wounded – The Legacy of War“ gab Bryan Adams im Jahr 2013 heraus, damals noch unter dem Eindruck der kriegerischen Auseinandersetzungen im Irak und in Afghanistan. Die Fotos der ehemaligen britischen Soldaten, die nun mit den Folgen ihrer Verletzungen leben, veranschaulichen die langfristigen Nachwirkungen des Krieges und die Gefährlichkeit und Zerstörungskraft von Waffen unmittelbar. Die Porträts aus „Wounded – The Legacy of War“ verweisen zugleich auf all diejenigen, die den Krieg nicht überlebt haben, von denen niemand je etwas erfährt. Laut Adams erforderte die Erstellung dieses Fotobands viel Geduld, bis die Kriegsveteranen Vertrauen fassten und dem Kanadier ihre Wunden zeigten. Das Ergebnis sind Fotos, die Adams noch immer zum Weinen bringen.

Bryan Adams gelingt es in seinen Bildern, Würde und Menschlichkeit der von ihm Fotografierten hervortreten zu lassen. Auch fängt die Ausstellung etwas von dem Schönen und sogar vom Glamourösen dieser Welt ein. Die Gleichzeitigkeit des Gegensätzlichen im fotografischen Werk von Bryan Adams zeigt, dass sich Lebensfreude und gesellschaftspolitische Kunst nicht ausschließen.

Der Leiter des Günter Grass-Hauses Dr. Jörg-Philipp Thomsa ist von der Schau begeistert: „Ich freue mich sehr, dass das Günter Grass-Haus erneut die Werke eines international bedeutenden Künstlers ausstellen kann. Ich danke allen, die uns bei der Realisierung dieses für die Geschichte unseres Hauses bedeutenden Projekts unterstützt haben.“

Die Ausstellung wurde durch eine großzügige Förderung der Beauftragten für Kultur und Bildung ermöglicht. Die Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck hat die Ausstellung ebenfalls maßgeblich gefördert. Dazu deren Geschäftsführerin Martina Wagner: „Die Fotografien des weltbekannten Rockmusikers Bryan Adams im Günter-Grass-Haus zu zeigen, ist großartig. In dieser Ausstellung werden eindrückliche Porträts bekannter und unbekannter Persönlichkeiten zu sehen sein, die zahlreiche Geschichten erzählen. Das Günter-Grass-Haus ist ein idealer Ort für diese Schau und ein kulturelles Highlight im Herbst.“

Den Audioguide zur Ausstellung hat der Schauspieler Devid Striesow eingesprochen, der zudem auf der Ausstellungseröffnung liest.

Günter Grass-Haus, Glockengießerstraße 21, 23552 Lübeck, Öffnungszeiten: Di-So 11-17 Uhr

 

 

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