Deutscher Kulturrat startet Mentoring-Programm für weiblichen Aufstieg:

Frauen an die Macht!

Schluß mit lustig! Auch in der Kultur sollen Führungspositionen weiblicher werden. (Foto: Despositphotos)

Zu wenig Frauen in Führungspositionen? So geht es nicht, sagt der Deutsche Kulturrat und bietet nun ein Trainingsprogramm für den Aufstieg.

Der Deutsche Kulturrat, Spitzenverband der Bundeskulturverbände, startet die Ausschreibung für ein in seiner Form neuartiges Mentoring-Programm im Kultur- und Medienbereich: Hoch qualifizierte Künstlerinnen und Kreative, die bereits vielfältige Berufsstationen absolviert haben und nun eine Führungsposition anstreben, können sich für das bundesweite 1:1-Mentoring-Programm bewerben.

Das Programm ist einer der Arbeitsschwerpunkte des Projektbüros „Frauen in Kultur & Medien“, das im Herbst 2017 seine Arbeit aufgenommen hat. Bis 2020 sind drei Durchgänge des Programms mit jeweils rund 15 Tandems geplant. Seine Initiierung geht auf die gleichnamige Studie des Deutschen Kulturrates zurück, die auf knapp 500 Seiten darlegt, dass von einer Geschlechtergerechtigkeit im Kultur- und Medienbereich längst noch nicht gesprochen werden kann.

Den auszuwählenden Mentees werden insgesamt 13 Mentorinnen und 2 Mentoren an die Seite gestellt, die als Künstler, Akteure der Kreativwirtschaft oder anderer Kultureinrichtungen in ihrem Fach exzellent sind, über ein weit gespanntes Netzwerk verfügen und ambitionierten Frauen gerne von ihrem Know-How vermitteln, damit diese eine größere Chance erhalten, ebenfalls in obere Führungspositionen vorzustoßen. Im Tandem sollen die Mentees vom Erfahrungsschatz etablierter Berufskolleginnen und -kollegen profitieren, damit langfristig mehr Frauen an den Schaltstellen von Kultur- und Medienwirtschaft bzw. -politik vertreten sind.

Mentoring-Programm

Im Rahmen der dreijährigen Projektlaufzeit sollen drei 1:1-Mentoring-Runden durchgeführt werden. Im April 2018 startet die erste. Die Ausschreibung für die Mentees läuft noch bis zum 28. Februar 2018.

Ziele des Programms sind strategische Karriereberatung, praxisbezogene Unterstützung, die Verortung der Mentees in der Kultur-Community sowie der Aufbau eines – möglichst fortbestehenden – Alumni-Netzwerkes.

Die Mentoren, 15 Künstlerinnen und Künstler sowie Akteure der Kreativwirtschaft oder anderer Kultureinrichtungen, setzen sich aus unterschiedlichen Sparten zusammen und sind in verschiedenen Bundesländern tätig. Sie sind in ihrem Fach exzellent, im Markt oder dem jeweiligen Bereich erfolgreich tätig, verfügen über ein weit gespanntes Netzwerk, haben eine starke Persönlichkeit und können zuhören.

Die Mentees sollten sehr gut ausgebildet sein und hiernach entweder bereits anspruchsvolle Berufsstationen im gemeinnützigen oder privatwirtschaftlichen Kultur- und Medienbereich absolviert haben oder entsprechende Ausstellungen, Projekte oder Auszeichnungen vorweisen können. Sie alle zeichnen sich zudem dadurch aus, dass sie eine Führungsposition anstreben.

Das Projektbüro verspricht sich von dieser Konstellation größtmögliche Hebelwirkung, da es im Kultur- und Medienbereich bisher kaum Förderprogramme für Frauen gibt, die explizit in Führungspositionen vorstoßen möchten. – Ausnahme bilden Programme für angehende Professorinnen. – Zudem ist diese Lebensphase besonders wichtig für den weiteren Karriereweg. Denn in diesen Jahren müssen strategisch wichtige Positionen ausgefüllt und ggf. in die Familienplanung integriert werden.

Der Beratungszeitraum soll sich in der ersten Runde auf ein halbes Jahr erstrecken, in dem sich die Mentorinnen insgesamt mindestens 8 bis 10 Stunden mit den Mentees besprechen. Das erste Gespräch soll ein persönliches Kennenlernen sein, die weiteren Kontakte können per Skype oder Telefon stattfinden. Neben Gesprächen können gegenseitig die Wirkungsbereiche besucht oder Termine mit Dritten und gemeinsame Veranstaltungs-Teilnahmen vereinbart werden. Die beiderseitige Vertraulichkeit ist Grundvoraussetzung.

Natürlich steht es jedem Tandem frei, auch nach den sechs Monaten in Kontakt zu bleiben. Im Sinne des angestrebten Alumni-Netzwerkes wäre dies ein wichtiger Erfolg.

Selbstverständnis der Mentorinnen und Mentoren

  • versetzt sich in die Lage der Mentee und macht sich ein Bild von ihren Vorhaben
  • gibt Ratschläge und ist emotionaler Beistand in beruflichen Belangen
  • agiert für die Mentee nur nach vorheriger Absprache
  • stellt auf Wunsch vorhandene berufliche Kontakte zur Verfügung
  • findet die richtigen Worte, auch unangenehme Wahrheiten anzusprechen, und gibt gleichzeitig konstruktive Empfehlungen
  • fungiert als wohlwollend kritische Begleitung, natürlich mit dem gebotenen Respekt vor der persönlichen Leistung und dem Wissen der Mentee

Mentee als aktive Treiberin in der Mentoring-Beziehung

  • sie formuliert ihre Karriere- und anderen Ziele vorab schriftlich
  • bereitet sich auf die Gespräche vor und fertigt nachher ein Kurzprotokoll an
  • ist gewillt, die eigenen Probleme und Sorgen offen anzusprechen
  • nutzt die Zeit der Mentorin effizient
  • gibt der Mentorin/ dem Mentor Feedback
  • berichtet weitere (Karriere-)Schritte an die Mentorin
  • hält den Kontakt im verabredeten Zeitrahmen

Umsetzung
Das Projektbüro des Deutschen Kulturates sucht geeignete Mentorinnen und Mentoren aus. Die öffentliche Ausschreibung für die Mentees erscheint im Januar 2018 auf der Website des Deutschen Kulturrates sowie weiterer Multiplikatoren – ohne namentliche Nennung der Mentorinnen und Mentoren, dafür mit Auflistung von Sparte/ Berufsbezeichnung/ Ort.

Die Mentees sind aufgerufen, neben der Einreichung üblicher Bewerbungsunterlagen, auch ihrerseits Erwartungen an das Programm zu formulieren, um die Passgenauigkeit des Tandems Mentorin/Mentee zu optimieren. Die Mentorinnen und Mentoren wählen aus einer kleinen Auswahl schließlich die zu ihr passende Mentee.

Jedes Tandem formuliert eine individuelle Zielvereinbarung bezüglich des präferierten Formats der Kontakte, deren Häufigkeit sowie persönlicher Erwartungen und inhaltlicher Ziele. Je nach Bedarf wird das Tandems vom Projektbüro begleitet. Beim ersten Treffen des Tandems ist die Vertreterin des Projektbüros anwesend.

Zum Ende der ersten Runde im Herbst 2018 evaluieren Mentorin und Mentee jeweils ihren inhaltlichen Austausch sowie den organisatorischen Rahmen des Programms. Die anonyme Auswertung dient als Grundlage für die Justierung der folgenden Mentoring-Runden.

Im November 2018 ist eine Abschlussveranstaltung geplant – ein erstes Alumni-Netzwerktreffen in festlichem Rahmen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um einen offenen Austausch zu ermöglichen.

Start der Tandems der zweiten Runde erfolgt im März 2019.

Das Mentoring-Programm wird unterstützt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Quelle: kulturrat.de

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