Kommission KEF konterkariert Rechenspiele von ARD und ZDF:

Halb voll oder halb leer?

Foto: DerSpecht.de

Für die einen reicht das Geld vorne und hinten nicht, für die anderen ist es schon lange zu viel. Beim Rechnen tun sich auch die Leute Bildungsfernsehen schwer …

Wie der Fachdienst „Medienkorrespondenz“ am 11. Dez. 2017 berichtete, vertritt die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) die Auffassung, dass ARD, ZDF und das Deutschlandradio aktuell mit weniger Geld auskommen, als sie angemeldet haben. Deshalb will die KEF den Finanzbedarf der Sender kürzen. Die Kommission hat errechnet, dass die Rundfunkanstalten bis 2020 mit einem Überschuss in Höhe von etwa mehr einer halben Milliarde abschließen. Nach MK-Informationen kommt die KEF zu diesem Ergebnis im Entwurf zu ihrem 21. Bericht über die Finanzausstattung der öffentlich-rechtlichen Sender. Dieser Entwurf wurde Mitte November an die Anstalten und den jeweiligen Bundesländern zur Stellungnahme übersandt.

Rücklagen sind auch Geld

Den Überschuss, den die KEF errechnete liegt bei 549,7 Mio Euro bis Ende 2020.Und damit nicht genug: es werden noch Zusatzeinnahmen hinzugerechnet. Diese stammen aus Zahlungen von Jahresbeginn, die die Sender erhielten aber nicht ausgeben durften. Sie mussten in einer Rücklage angelegt werden. Insgesamt Gelder von rund 530 Mio Euro. Hintergrund war, dass die KEF schon im Frühjahr 2016 dafür plädierte, den Rundfunkbeitrag von derzeit 17,50 € monatlich auf 17,30 € abzusenken. Da sich die Politik dem nicht anschließen wollte, gab sie die Order, die 30 Cent eben als Rücklage zu vereinnahmen. Kurzum: Geflossen ist das Geld eben. Also sei es auch zum Überschuss zu rechnen.

Das öffentliche Rechenbeispiel der Kommission ist insofern von Bedeutung, als dass es diametral gegensätzlich zu den Berechnungen der Rundfunkanstalten läuft. Quais wie nach dem Motto: die einen sehen das Glas halb leer (Rundfunkanstalten), die anderen halb voll (KEF).

Die öffentlich-rechtlichen Anstalten bezifferten nämlich im Frühjahr 2017 ihren „Fehlbedarf“ auf 203,7 Mio Euro. Davon 142,4 Mio Euro bei der ARD und 63,6 Mio Euro beim ZDF. Deutschlandradio hingegen attestierte einen Überschuss von 2,3 Mio Euro.

Finanzielle Polster entdeckt

Die Berechnungen der KEF ergeben sich hingegen, weil die die Kommission den angemeldeten Finanzbedarf der Sender um insgesamt 753,4 Mio Euro kürzte. 284,8 Mio allein durch Reduzierungen etwa bei den angemeldeten Personalausgaben und Kosten für die Programmverbreitung. Weitere 364,5 Mio Euro kürzte die KEF die genannten Fehlbedarfe, da sie bei höhere Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag und dem Werbezeitenverkauf veranschlagte, als die Sender es gegenüber der Kommission angegeben haben. Diese Anpassungen führen unter dem Strich dazu, dass laut KEF-Berechnungen bei den Anstalten ein Überschuss von 550 Mio Euro herauskommt. Und sie hat noch größere finanzielle Polster entdeckt. Etwa bei den Eigenmittel und den Personalkosten. Und – wer hätte es gedacht – die Kommission wollte der Argumentation der Anstalten nicht folgen, dass die Beitrageinnahmen zukünftig geringer ausfielen.

Wir empfehlen allen Beteiligten, unbedingt mal alte Folgen des Telekollegs des Bayrischen Rundfunks aus dem Archiv zu kramen. Mathematik war dort gut erklärt und zudem: die Folgen sind bereits bezahlt.

Weiterführender Link: medienkorrespondenz.de

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