Erfolgreichste SuedKultur Music-Night seit Bestehen:

Im Takt der SuedKultur

Erdige Musik auch in Hohen Häusern. (Fotos: PR)

Manche glauben noch immer, im Süden der Stadt sei tote Hose. Doch seit acht Jahren rauscht mindestens eine Nacht ein musikalischer Herbststurm durch Hamburgs Süden.

Am vergangenen Samstag (20. Okt.) fand zum achten Mal die SuedKultur Music-Night der freien Kulturinitiative SuedKultur statt und übertraf die bisherigen Jahre in allen Belangen.

Mehr als vierzig Acts in fast 20 Locations hatten sich angesagt und luden ein, Clubs und Musik des Hamburger Spüdens kennen zu lernen. Für nur 5,- € Eintritt im ersten besuchten Clubs gab es ein Armbändchen und öffnete damit aller Clubs Türen und Tore.

Wie Sardinen … die Fischhalle

Und das zog: so auch erstmal in Marmstorf. Dort hatte sich kurzerhand die evangelische Kirchengemeinde entschlossen, die Auferstehungskirche an der Elfenwiese zur Musikbühne umzufunktionieren und gut dreihundert Gäste folgten dem Ruf. Punkt 18h – nach Verhallen des sonnabendlichen Glockenschlags – zückte Claudia Sommerfeld ihren Taktstock und ihre BigBand „Funky Hats“ ihre Hüte und Instrumente und swingten in der von Anbeginn an vollen Kirche. Pastor Thomas von Meppen: „Marmstorf feierte erstmals die Music-Night und rockte die Kirche. Eine Fortsetzung soll unbedingt erfolgen.“

Im Flüchtlingstreffpunkt „Café Refugio“ der Trinitatis-Gemeinde in der Bremer Straße 9 hingegen kamen Trommeln zum Einsatz, gefolgt von keltischem Folk.

JUAN rockte in der „Stumpfen Ecke“

Ein paar Meter weiter tönte es schon aus dem Gloria-Tunnel, in dem DJ Michi einheizte oder aber die Theatergruppe Rampenrudel Sequenzen ihres gerade in Probe befindlichen Musicals „der kleine Horrorladen“ zum Besten gab.

Auf der anderen Seite Harburgs, im Hafen, staunten manche Klassikfans nicht schlecht, als ein tätowierter stämmiger Mann, die Bühne betrat: der Starpianist Ratko Deloroko passt nicht in jede Klischeeschublade, imponierte aber mit kurzen Sequenzen als fantasievoller Geschichtenerzähler über Klassik aber auch das Klavier als Instrument an sich. Die Resonanz bestätigte Speicher-Chef Henry C. Brinker, „dass auch Klassik ihren Platz in der Music-Night haben kann.“ 

Wenige Meter weiter, in der Fischhalle, eröffnete Chef Werner Pfeifer mit seiner Hafenbande höchst persönlich den Abend und vermutlich hätten einige Steh- statt Sitzplätze mehr auch so nicht dem Zuspruch gerecht werden können. Und so bekam die in Harburg erstmals auftretende Band „Rükkenwind“ eben solchen durch ein frenetisch feierndes Publikum. Pfeifer: „Sehr gute Stimmung im Publikum, glückliche Bands und durchgehend volles Haus …!“

In der Goethe-Schule wurde kurzerhand wieder die Pausenhalle zum Club umgebaut und festlich beleuchtet und nicht nur Eltern kamen, um zu hören, was der Nachwuchs aus der Goehte-Schule und der kooperierenden Jugendmusikschule zu verlauten ließ. Gut besucht, gute Sounds und viel Spaß also auch auch hier.

Neuer Ort: 3falt.

Im Harburger Sozialkontor an der Schwarzenbergstraße gab es ein gänzlich anderes Format – nämlich die kleinste und inklusive Bühne für alle: bewusst beschaulich hatte Leiter Ulf Möller zum Fensterbank-Konzert geladen und bei Gitarre und Gesang kam man hier auch mal ein wenig zur Ruhe.

Ganz anders wiederum traf es die sonst in Heimfeld beheimateten Kulturvereine Alles wird schön e.V. und ContraZt.. Seit längerer Zeit wünschen sie sich größere Räume für ihre Aktivitäten und so hatten sie sich zur Music-Night zusammen geschlossen und ihr Programm in die „3falt“, dem kulturellen Umnutzungsprojekt der leerstehenden Dreifaltigkeitskirche in der Neuen Straße, verlagert. Und da merkte man, warum. Zu Stoßzeiten waren gut dreihundert Leute im Kirchenschiff und bei der siebenköpfigen Truppe „brennholzverleih“ aus Bremen wurde zudem getanzt bis in die lange Nacht.

Auch nebenan in der Lämmertwiete war im Old Dubliner-Pub kaum ein Fuß an den Boden zu bekommen als auch in der Akademie für Musik und Kultur wenige Meter Richtung Hafen.

Ungewohnt trubelig ging es auch in der Seevepassage zu: in der Stumpfen Ecke war schon mit dem ersten Live-Ton kein Platz mehr zu bekommen, in der Kneipe blabla war ein rein und raus bei bester Stimmung und unweit im Stellwerk im Bahnhof luden auf gleich zwei Floors DJs zur Tanznacht – wie auch beim Studierendenausschuss der TU Harburg.

Sammy Barry im „blabla“

Volle Haus auch in Marias Ballroom, wo gleich fünf Bands rockten und die Konzertpausen wirkten als fände je ein kompletter Austausch des jeweiligen Publikums statt.

Und auch im Kulturcafé Komm du oder der Wilhelmsburger Deichdiele – die erstmals und als Brückenschlag mit machte – war die Stimmung, Musik und Atmosphäre gut.

Letztlich könnten es gut viertausend Besucher gewesen sein, die ein Club-Hopping am Samstag unternahmen. In allen Clubs waren spürbar neue Gäste zu sehen, also abseits des Stammpublikums. Manch einer Frage war auch anzumerken, dass viele nicht ortskundig waren und sich die Music-City nach und nach erst erarbeiteten.

Und wieder überzeugte die Music-Night auch dadurch, dass es friedlich war. Einfach nur gute, ausgelassene Stimmung trotz teils harter Musiktöne.

Ermöglicht wurde die SuedKultutr Music-Night durch das Engagement der Eisenbahnbauvereinsgenossenschaft Harburg, dem Fonds „Soziale Stadt“ der RISE-Förderung Eissendorf-Ost sowie den Getränke-Herstellern Flora-Power und Warsteiner Brauerei.

 

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