Projekt des Bürgerhauses Wilhelmsburg erhielt den Stadtteilkulturpreis 24

Gekürt: „Female* Voices“

Das Projekt "female voices" bei der Arbeit (Foto: Alena Sternberg)

Am vergangenen Donnerstag wurde zum 21. Mal der HAMBURGER STADTTEILKULTURPREIS verliehen: an das Projekt „Female* Voices – Was uns zum Leuchten bringt“!

Das Projekt der Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg wurde in feierlichem Rahmen in der Halle 424 mit dem größten Preis der Stadtteilkultur ausgezeichnet. Mit dem Hamburger Stadtteilkulturpreis werden wegweisende Projekte und Programme der lokalen Kultur in Hamburg gewürdigt. Der mit 10.000 Euro dotierte Hamburger Stadtteilkulturpreis wurde am Donnerstag, den 16. Mai 2024 vom Senator für Kultur und Medien Dr. Carsten Brosda in der Halle 424 im Oberhafen übergeben. Dieses Jahr wurde zum ersten Mal zusätzlich der Publikumspreis der Stadtteilkultur an das Geschichtsprojekt „Erinnere unsere Geschichte – Jüdisches Leben in Wandsbek“ vom Kulturschloss Wandsbek vergeben.

Female* Voices ist ein Empowermentprojekt, das mit musikalischen Mitteln von Diskriminierung betroffene FLINTA* (Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen) miteinander vernetzt und auf die Bühne bringt. Das Ensemble schafft durch die Auftritte ein öffentliches Bewusstsein gegen Ausgrenzung, rechte Strukturen und setzt ein Zeichen für Empowerment und queeren Feminismus.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Die Hamburger Stadtteilkultur trägt mit ihren Angeboten in den Stadtteilen nicht nur zum breitgefächerten Kulturprogramm Hamburgs bei, sondern öffnet Räume für den direkten Austausch und damit für den Zusammenhalt unserer Stadtgesellschaft. Das Projekt Female* Voices steht genau dafür. Ein Gesangs- und Performance-Projekt, das mit seinem Einsatz für Diversität, Zusammenhalt und eine freie, gleichberechtigte Gesellschaft und einem klaren Bekenntnis gegen jede Art von Diskriminierung und Rassismus die Jury überzeugt hat. Dieses Projekt zeigt eindrücklich die gesellschaftliche Kraft der Soziokultur. Dass das Kulturschloss Wandsbek für sein Projekt zum jüdischen Leben im Stadtteil mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wird, den es in diesem Jahr zum ersten Mal gibt, hebt die große Bedeutung des Themas auch in den Stadtteilen hervor. Ich gratuliere beiden Projekten zur Auszeichnung! Darüber hinaus danke ich Stadtkultur Hamburg e. V. für die Durchführung sowie allen fördernden Stiftungen für ihr großes Engagement.“

Bei der Preisverleihung hielt der ehemalige Geschäftsführer der KUNSTKLINIK Klaus Kolb die Laudatio. Zusammen mit Prof. Dr. Julius Heinicke vom Institut für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim und der ehemaligen Referentin des Bundesverband Soziokultur Jennifer Tharr hatte er die Preisträgerinnen und Preisträger aus der Vorauswahl der Preisstifterinnen und -stifter ermittelt. Die Autorin und Slam-Poetin Mona Harry führte durch die Veranstaltung und ein Kurzfilm des Filmemachers Martin D’Costa stellte das Gewinnerprojekt des Stadtteilkulturpreises vor.

Jurybegründung

In der Begründung der Jury für die Entscheidung heißt es: „Das Projekt Female* Voices wird von der Jury als besonders preiswürdig angesehen, da es Frauen* mit vielfältigen Lebensrealitäten auf den Elbinseln durch Musik zusammenbringt und ihre Anliegen mit gemeinsamen Stimmen sichtbar macht. Frauen* aus unterschiedlichen sozialen Schichten und Milieus kommen miteinander in Kontakt und haben die Möglichkeit, sich musikalisch weiterzuentwickeln und zu professionalisieren. Female* Voices trägt die Forderungen der Frauen* über die Grenzen des Stadtteils hinaus auf die Bühnen. Das Projekt lädt zum Mitmachen ein, ist energiegeladen und freudvoll, stärkt die Teilnehmenden nachhaltig und fördert transkulturelle Begegnungen. Es ermöglicht den Teilnehmer*innen, ihr eigenes Lebensumfeld mitzugestalten, ihre Stimme zu erheben und sichtbar zu sein. Es nutzt das vorhandene Potenzial der Solidarität und Diversität in der Projektgruppe, um mit kreativen Mitteln ein öffentliches Bewusstsein zu schaffen gegen Ausgrenzung und rechte Strukturen, für Empowerment und Feminismus. Die Jury schätzt auch die Arbeit im Hintergrund, den Aufbau von nachhaltigen Strukturen, und betont, dass das, was auf den Straßen und in den Sälen der Elbinsel sichtbar ist, nur ein Teil der Leistung ist. Mit der Auszeichnung würdigt die Jury besonders die hohe konzeptionelle und künstlerische Qualität des Projekts sowie dessen Beitrag zur Diversität gesellschaftlicher Gruppen und zur Sichtbarkeit feministischer Perspektiven in der Kultur.“

Gestiftet und unterstützt wird der Stadtteilkulturpreis von der Hamburgischen Kulturstiftung, der Gabriele Fink Stiftung, der Patriotischen Gesellschaft von 1765 und der Behörde für Kultur und Medien. Die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. unterstützt die Umsetzung. STADTKULTUR HAMBURG, der Dachverband für lokale Kultur und kulturelle Bildung, ist als Experte und Szenekenner für Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs zuständig.

Von Anfang November 2023 bis Anfang Januar 2024 konnten sich kulturelle Initiativen, Zentren und Vereine sowie Einzelpersonen, die sich in der Stadtteilkulturarbeit in Hamburg engagieren, für den Preis bewerben. In diesem Jahr wurden gut 40 Kulturprojekte und ­programme eingereicht.

Als Finalistinnen und Finalisten nominierten die Preisstifterinnen und -stifter neben dem jetzt ausgezeichneten Female* Voices weitere neun herausragende Projekte und Programme der Stadtteilkultur (in alphabetischer Reihenfolge):

  • der erste Brakula Weihnachtszauber des Bramfelder Kulturladens e. V.
  • das Stadtteilfestival Crossdorf der Nysen GbR
  • das Geschichtsprojekt Erinnere unsere Geschichte – Jüdisches Leben in Wandsbek vom Kulturzentrum Wandsbek e. V.
  • das Kunst- und Forschungsfestival KLIMASTRÖME – das Fest der Elbe des studio playces
  • die Gemeinschaftsausstellung Orte der Zwangsarbeit in Hamburg der Geschichtswerkstätten Hamburg e. V.
  • das inklusive Kursprogramm STIM vom Lukulule e. V.
  • das Beteiligungsprojekt Der Tansania Park in Jenfeld – Postkolonialismus im Stadtteil vom Salon International e. V.
  • das Musikprojekt Ukulele am Start vom KulturKlinker Barmbek e. V.
  • die WERKSTATT im Gröninger Hof der Genossenschaft Gröninger Hof eG

Erste Verleihung des Publikumspreises

Dieses Jahr wurde zum ersten Mal der Publikumspreis der Stadtteilkultur zusätzlich zum Preis der Jury vergeben. Der neue Preis ist mit einem Preisgeld von 2.000 Euro dotiert. Drei Wochen lang konnte das Publikum über das Internet für seine Favoritinnen oder Favoriten abstimmen. Zur Wahl standen die zehn Finalistinnen und Finalisten des Stadtteilkulturpreises. Der Preis wurde auf der Verleihung von der Geschäftsführerin von STADTKULTUR Corinne Eichner an das Geschichtsprojekt „Erinnere unsere Geschichte – Jüdisches Leben in Wandsbek“ vom Kulturschloss Wandsbek übergeben. Im Projekt hat das Wandsbeker Stadtteilkulturzentrum eine Online-Karte über jüdische Geschichte im Stadtteil erstellt. Das Projekt regt die Nachbarschaft an, sich mit der eigenen Stadtteilgeschichte zu beschäftigen und sich somit ihr eigenes Umfeld auf eine neue Weise anzueignen.

Die Hamburger Stadtteilkultur und ihre Projekte stehen für Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger sowie für Mitgestaltung der Stadtgesellschaft. Stadtteilkultur fördert Nachwuchs und Bildungsgerechtigkeit.

Stadtteilkultur bietet Freiräume und schafft lokale Identitäten. Stadtteilkultur berührt und begeistert, weil sie Kultur mitten in der Gesellschaft und mitten aus der Gesellschaft ist. Sie spiegelt die ganze Vielfalt der Kulturen unserer Stadt.

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