Was haben ein Schloss, ein alter Zwinger, eine Hauswand, eine frühere Fabrikhalle, die Straße oder Fachwerkhäuser gemein?
Sie sind ungewöhnliche Orte der Kunst im Süden Hamburgs. Das Festival SuedArt24 lädt nun ein, sie (neu) zu entdecken …
Kunstinteressierten sind zwar das Kunsthaus Stade, die Falckenberg-Sammlung oder die Kunststätte Bossard geläufig. Aber wie sind sie eigentlich entstanden? Wer waren die Initiator*innen? Was macht diese Orte für welche Art Kunst eigentlich so besonders?
Auf diese Fragen gibt das Festival SuedArt24 den gesamten Juni über nun Antworten. Zu gut 25 Kunstinstitutionen und mit fast täglich ausgewählten Führungen und Terminen lädt es Kunstaffine und vor allem auch Menschen ein, die lange nicht mehr oder nur selten sich mit den zahlreichen Kunstangeboten im Süden der Elbmetropole befassen.
„Es ist eine neuartige Kooperation der bedeutendsten Kunstorte im Süden Hamburgs“, so Initiator Heiko Langanke. Zwei Jahre feilte er am Konzept, sprach mit den Akteur*innen und gewann auch Unterstützende wie die Adalbert Zajadacz- und Claussen-Simon-Stiftung, die Sparkasse Harburg-Buxtehude und auch die Hamburger Kulturbehörde für das Projekt.
Und die Liste der Teilnehmenden ist aus vielerlei Aspekten bemerkenswert. Denn in der Tat hat die südliche Metropolregion Hamburgs mit dem Kunsthaus Stade, dem Schloss Agathenburg, der Kunststätte Bossard, dem Marschtorzwinger Buxtehude, dem Kunstverein Harburger Bahnhof oder der Falckenberg-Sammlung eine Vielzahl bedeutender und überregional beachteter Kunststätten. Hinzu kommen eine Kunstinsel, ein Kunstpfad, eine Freiluftgalerie und Hamburgs größte offizielle Graffiti-Galerie. Und so stehen im Juni erstmals Sub- und Hochkultur in einem kooperativen Miteinander. Aber ebenso außergewöhnlich ist, dass sie sich quasi wie an einer Perlschnur am südlichen Ufer der Elbe entlang reihen und noch besser: sie sind fast alle mit der S-Bahn-Linie 5 erreichbar. Hier kann man Kunst also wahrlich „erfahren“!
Aber die SuedArt24 verfolgt ein weiteres Ziel: „Uns wird bei den Ausstellungsbesuchen oft gar nicht klar, wieso diese Orte und Räume zu Kunstorten wurden. Warum sie so besonders gut für ihre Kunstpositionen geeignet sind und auch nicht, wer eigentlich dahintersteckt,“ so Heiko Langanke zum Konzept. Da ist etwa das alte Fachwerkhaus in der Harburger Lämmertwiete, das nach außen hin mit einer Eisdiele zum Verweilen lädt, im Dachgeschoss aber Kunststipendiat*innen des Vereins „Künstler zu Gast in Harburg“ einen Atelierraum zum Arbeiten bietet. Da ist ein altes barockes Schloss eines schwedischen Gouverneurs, das heute moderne Kunst oft junger Nachwuchskünstler*innen präsentiert. Und bei Jesteburg ist gleich ein ganzer Ort samt Gartenanlage von einem Künstlerpaar aus den 1920er Jahren zu einem echten Kunsttempel geworden.
All das wird bei der SuedArt24 nun nebeneinander und auch in Kontext gestellt. Fast täglich gibt es Termine, die durch die aktuellen Ausstellungen führen aber auch Erklärungen zu Hintergründen und Machern jenseits der eigentlichen Kunst geben. Und so ist nicht nur die Kunst von Künstler*innen wie Jürgen K.F. Rohde, Jakob Lena Knebl, Ashley Hans Scheirl, Hanne Darboven, Sven Brauer, Karin Engelking, Iryna Kogan, Birte Bosse, Alice Gericke, Christian Haake, Conrad Hübbe, Christian Jankowski, Sanna Duschek, Noémi Barbaglia, Brigitte Nolden, Franz Kaiser, Marinella Senatore, Johann und Jutta Bossard, Uzma Sultan, Sebastian Dannenberg, Willi Zodel oder Elke Kegel-Judis zu sehen, sondern es wird auch gemeinsam auch gepicnict, gelaufen, erklärt und mit Workshops an Techniken oder Sichtweisen herangeführt.
„Es ist ein Format, das keiner ausgewiesenen Kunstexpertise bedarf! Gerade jene, die nicht so recht wissen, ob und was sie damit anfangen sollen, finden hier einen perfekten Anlass, auf Entdeckungstour zu gehen“, so Heiko Langanke. Und er ist froh, dass er mit dem Hamburger Verkehrsverbund (HVV) und der Firma Ströer auch Unterstützung für die Werbung fand.
„Es ist neben einem Kunstfest auch eine kulturelle Kooperation aller Beteiligten der südlichen Metropolregion Hamburgs. Denn ob Niedersachsen oder Hamburg – Kunst kennt diese Landesgrenzen nicht und so geballt wie südlich der Elbe die Kunst zuhause ist: das sucht schon seinesgleichen!“
Zum Event, das den ganzen Juni über läuft, gibt es neben einer ausführlichen Website www.sued-art.de auch ein gedrucktes Programmheft, das haptisch hochwertig gestaltet auch ein Statement der Kunstregion abgibt. Und auch dies ist online abrufbar. Und wer den einen oder anderen Termin nicht wahrnehmen kann: das Programm gibt auch Hinweise, wann und wie lange welche Ausstellungen wo auch so zu besuchen sind.
Zu den teilnehmenden Institutionen gehören das Kunsthaus Stade, Schloß Agathenburg, Kunststätte Bossard, der Marschtorzwinger und die Artothek Buxtehude, die Buxtehuder Kunstinsel, die kleine Flethphilharmonie wie auch die Kunströsterei Buxtehude, das Neugrabener Kulturhaus Süderelbe, die Heimfelder Hall, die MSH Hamburg, die Kunstinitiative der TUHH, die Kunstleihe Harburg, der Kunstverein „Alles wird schön“ in Heimfeld, die Harburger Galerie 1565, das Mayr´sche Haus Harburg, der Harburger Kunstpfad, das Harburger HabibiAtelier, die Freiluftgalerie Walls Can Dance, das Stadtmuseum Harburg, das Harburger Kulturwohnzimmer, der Kunstverein Harburger Bahnhof, die Sammlung Falckenberg in Harburg, die Artothek und der Kunstverein in Buchholz / Nordheide.