Vor 77 Jahren wurde ein Harburger Widerstandskämpfer hingerichtet

Hans Leipelt zum Gedenken

Hans Leipelt

Vor genau 77 Jahren – am 29. Januar 1945 – wurde der Harburger Widerstandskämpfer Hans Leipelt im Gefängnis München-Stadelheim mit dem Fallbeil hingerichtet. Klaus Möller von der Initiative Gedenken in Harburg erinnert.

Von Klaus Möller

Hans Leipelt (18.7.1921 – 29.1.1945) stammte aus einer zum evangelischen Glauben konverierten jüdischen Familie. Seine Schwester Maria (13.12. 1925– 5.9.2008) war vier Jahre jünger als ihr Bruder. Die beiden Kinder verbrachten eine glückliche Kindheit und Jugend auf der Veddel und in den damals noch preußischen Orten Heimfeld, Rönneburg und Wilhelmsburg. In den Ferien reisten sie oft zu ihren Großeltern mütterlicherseits, die in Wien lebten.

Diese Verwandtenbesuche kamen allerdings im März 1938 zum Erliegen, als Otto Baron sich nach der Besetzung Österreichs durch die deut-sche Wehrmacht unmittelbar nach einem Gestapoverhör das Leben nahm und seine Eltern Hals über Kopf in die tschechoslowakische Kleinstadt Cerná Horá flüchteten. Dort starb Arnold Baron wenige Wochen später, während seine Frau nach der Besetzung auch dieses europäischen Staates durch deutsche Truppen im März 1939 abermals ihre Koffer packte und in der Familie ihrer Tochter Katharina Leipelt in HH-Wilhelmsburg Zuflucht fand. Im Sommer 1942 wurde Hermine Baron im Alter von 75 Jahren von Hamburg in das Getto Theresienstadt deportiert, wo ihr Leben ein halbes Jahr später endete.

Im gleichen Jahr starb Hans Leipelts Vater Konrad, der als technischer Direktor der Wilhelmsburger Zinnwerke, einem kriegswichtigen Unternehmen, unter ständig wachsendem Leistungsdruck stand. Zwei Jahre zuvor hatte er noch alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seinem Sohn eine Studienerlaubnis zu verschaffen, nachdem er als „Halbjude“ unehrenhaft aus der Wehrmacht, in deren Reihen er 1939 in Polen und 1940 im Westen gekämpft hatte, entlassen worden war.

Diese Verwandtenbesuche kamen allerdings im März 1938 zum Erliegen, als Otto Baron sich nach der Besetzung Österreichs durch die deut-sche Wehrmacht unmittelbar nach einem Gestapo-verhör das Leben nahm und seine Eltern Hals über Kopf in die tschechoslowakische Kleinstadt Cerná Horá flüchteten. Dort starb Arnold Baron wenige Wochen später, während seine Frau nach der Besetzung auch dieses europäischen Staates durch deutsche Truppen im März 1939 abermals ihre Koffer packte und in der Familie ihrer Tochter Katharina Leipelt in HH-Wilhelmsburg Zuflucht fand. Im Sommer 1942 wurde Hermine Baron im Alter von 75 Jah-ren von Hamburg in das Getto Theresienstadt deportiert, wo ihr Leben ein halbes Jahr später endete.

Im gleichen Jahr starb Hans Leipelts Vater Konrad, der als technischer Direktor der Wilhelmsburger Zinnwerke, einem kriegswichtigen Unternehmen, unter ständig wachsendem Leistungsdruck stand. Zwei Jahre zuvor hatte er noch alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seinem Sohn eine Studienerlaubnis zu verschaffen, nachdem er als „Halbjude“ unehrenhaft aus der Wehrmacht, in deren Reihen er 1939 in Polen und 1940 im Westen gekämpft hatte, entlassen worden war.

Hans Leipelt hatte im Herbst 1940 zunächst in Hamburg ein Chemiestudium begonnen, mit dem nach einem Jahr jedoch wieder Schluss war. Andere Universitäten verwehrten ihm auch den Zugang. Er konnte es vor Glück kaum fassen, als der Nobelpreisträger Prof. Heinrich Wieland (4.6.1877 – 5.8.1957), der Leiter des chemischen Instituts der Münchener Universität, sich über alle geltenden Zulassungsbestimmungen hinwegsetzte und ihm eine Möglichkeit bot, sein Studium bei ihm fortzusetzen.

Hier in München fand er im Februar 1943 das 6. Flugblatt der „Weißen Rose“, das zum Widerstand gegen das NS-Regime aufrief, in seiner Post. Zusammen mit seiner Freundin Marie-Luise Jahn schrieb er es auf einer Reiseschreibmaschine mehrfach ab. Bald schloss sich auch seine Schwester Maria dieser Aktion an. Die Durchschläge reichten sie an gute Freunde in München und Hamburg weiter, wobei sie zugleich um eine Geld-spende für Klara Huber baten. Ihr Mann Professor Kurt Huber, der zum Kern der „Weißen Rose“ gehörte, war unmittelbar nach der Hinrichtung der Geschwister Scholl und ihres Freundes Christoph Probst ebenfalls verhaftet und zugleich fristlos und unter Verlust aller Versorgungsrechte, die ihm als Beamten zustanden, aus dem Hochschuldienst entlassen worden. Seine Frau wusste nicht, woher sie das Geld nehmen sollte, um ihren Lebensunterhalt und den ihrer zwei minderjährigen Kinder zu bestreiten.

Im Oktober 1943 wurde Hans Leipelt in diesem Zusammenhang in München verhaftet. Seine Schwester ereilte dieses Schicksal einen Monat später. Im Dezember 1943 wurde dann auch seine Mutter Dr. Katharina Leipelt verhaftet. Sie beging unmittelbar nach ihrer Einweisung in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel in ihrer Zelle Selbstmord.

Hans und Maria Leipelt mussten lange auf ihren Prozess warten. Am 13. Oktober 1944 wurde Hans Leipelt vom Zweiten Senat des Volksgerichtshofes in der bayrischen Kreisstadt Donauwörth zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde drei Monate später – am 29. Januar 1945 – im Gefängnis München Stadelheim vollstreckt.

Seine Schwester Maria wurde am 14. April 1945 von amerikanischen Truppen aus dem Frauengefängnis in Bayreuth befreit, bevor der Volksgerichtshof eine Woche später den Prozess gegen sie und andere Angeklagte in Hamburg eröffnet hätte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte sie in die USA, wo sie zunächst ihre Schullaufbahn beendete und anschließend Biochemie studierte. Danach lehrte sie als Dozentin an der Harvard University und am Massachusetts Institute of Technology. Sie war mit dem Physiker William Bade verheiratet. 1958 kam ihr Sohn Christopher Bade zur Welt. Als Maria Bade, geb. Leipelt, im September 2008 im Alter von 83 Jahren in Concord (Massachusetts) starb, konnte sie auf ein bewegtes Leben zurückblicken.

Ihr Bruder Hans Leipelt ist im öffentlichen Bewusstsein der Nachwelt als Weggefährte der Männer und Frauen der „Weißen Rose“ bis heute unvergessen.

Weiterführend: www.gedenken-in-harburg.de

 

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