IBA, Bezirksamt und Gedenken in Harburg reichen Vorschläge ein

Die Frauen von Fischbek

Der Lageplan der neuen Straßen und Höfe: Geballte Frauenpower in Fischbek.

In der Drucksache XIX-1706 vom 11. Okt. 2013 (!) hatte die damalige CDU-Abgeordnete Treeske Fischer problematisiert, dass nur 0,2 % aller Verkehrsflächen im Bezirk Harburg nach verdienten Frauen benannt seien. Jetzt kommen neue hinzu – geballt.

(hl) Die Bezirksverwaltung hatte seinerzeit mitgeteilt, bei zukünftigen Benennungen verstärkt darauf zu achten und in konkreten Benennungsverfahren gegebenenfalls daran zu erinnern, dass künftig vermehrt nach verdienten Frauen benannt wird. Die Bezirksverwaltung hatte dann die Absicht, die Straßen im sogenannten „Plangebiet NF 66 Röttiger-Kaserne“ nach Frauen aus der Liste der Kulturbehörde und aus der Liste der Aktion „Gedenken in Harburg“ zu benennen, aber der Regionalausschuss Süderelbe und die IBA hatten sich da bereits auf eine andere Liste verständigt, , die dann auch realisiert wurde. Jetzt, bald sechs Jahre später, wird ein neuer Versuch gestartet. Wieder im Neubaugebiet Neugraben-Fischbek. Diesmal „NF 67, Fischbeker Reethen“. Die Wohnhöfe und ihre Wege sollen ausschließlich an Frauen erinnern, die zu Zeiten der Herrschaft der Nationalsozialisten ums Leben gekommen sind oder sich mit viel Mut und Menschlichkeit gegen diese gestellt haben. Die Benennungsvorschläge für den Regionalausschuss Süderelbe stammen dabei von der „Initiative Gedenken in Harburg“ und wurden vom Bezirksamt Harburg und vom Projektmanagement der IBA bereits vorgeprüft.

1 Am Weidenmoor nach dem sich am Fuße der Böschung der Bahntrasse auf einer Länge von 260m und einer Breite von 10-15m erstreckenden Weiden-Moor

2 Sophie-Scholl-Straße nach Sophia Magdalena Scholl, sie war eine deutsche Studentin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. Sie wurde aufgrund ihres Engagements in der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gemeinsam mit ihrem Bruder Hans Scholl zum Tode verurteilt. Geb. am 09.05.1921, gestorben 22.02.1943

3 Fischbeker Grenzweg die Straße verläuft parallel zur Landesgrenze, in einem Abstand von 60m

4 An der Rethenbek der Straßenzug verläuft an dem bestehenden Gewässer Rethenbek

5 Fischbeker Reethen es ist die Hauptzufahrtsstraße in das Erschließungsgebiet Fischbeker Reethen

6 Neuwulmstorfer Schulstraße es handelt sich um eine bereits bestehende Benennung, die beibehalten bzw. verlängert werden soll

7 Frieda-Cordes-Hof nach Frieda Cordes, „die Retterin in der Not“, bewies nicht nur Zivilcourage, sondern auch mitmenschliches Verhalten. Sie hatte sich unter der nationalsozialistischen Diktatur ihr eigenes Urteil bewahrt. Geb. am 03.08.1895 in Harburg, gestorben am 27.07.1978 in Harburg

8 Klara-Laser-Hof nach Klara Laser, sie nahm von 1942 bis 1945 als Christin ein jüdisches Waisenkind bei sich auf und beschützte es vor der Nazidiktatur. Geb. am 11.03.1877, gestorben am 26.03.1969 in Harburg

9 Johanne-Günther-Hof nach Johanne Günther, man sagt von Ihr, sie war für die überwiegend aus Osteuropa verschleppten Zwangsarbeiterinnen „die Mutter Theresa von Harburg“. Unvergessen in den Herzen vieler Zwangsarbeiterinnen. Geb. am 28.06.1876 in Tilsit, gestorben am 29.11.1949 in Harburg

10 Nina-Müller-Weg nach Nina Müller, als Jüdin geboren, arbeitete im KZ-Außenlager am Falkenbergsweg, sie wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, 1943 nach Auschwitz, 1944 nach Neuengamme. Geb. am 23.08.1921 in Prag, gestorben am 17.04.1945 in Bergen-Belsen

11 Elisabeth-Polach-Weg nach Elisabeth Polach, als Jüdin geboren, arbeitete im KZ-Außenlager am Falkenbergsweg, sie wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, 1943 nach Auschwitz, 1944 nach Neuengamme. Geb. am 28.09.1902 in Brünn, gestorben am 29.06.1945 in Bergen-Belsen

12 Lili-Wertheimer-Weg nach Lili Wertheimer, als Jüdin geboren, arbeitete im KZ-Außenlager am Falkenbergsweg, sie wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert, 1944 nach Auschwitz, Ende 1944 nach Neuengamme. Geb. am 21.06.1901 in Neu Bidschow, gestorben am 16.05.1945 in Bergen-Belsen

13 Hella-Beer-Weg nach Hella Beer, als Jüdin geboren, von Harburg nach Belgien geflohen, von dort 1943 aus dem Sammellager Mechelen in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Geb. am 16.09 1923 in Harburg, für tot erklärt

14 Jenny-Behrens-Weg nach Jenny Behrens, als Jüdin geboren, wurde im Alter von 73 Jahren, 1942 von Hamburg in das Getto Theresienstadt deportiert. Geb. am 12.08.1868 in Harburg, gestorben am 08.08.1942 in Theresienstadt

15 Henny-Hansen-Weg nach Henny Hansen, als Jüdin geboren, 1941 von Hamburg nach Minsk deportiert. Geb. am 03.01.1889 in Harburg, verschollen in Minsk

16 Bertha-Katzenstein-Weg nach Bertha Katzenstein, als Jüdin geboren, wohnhaft in Harburg, wurde im Alter von 80 Jahren, 1942 von Hamburg in das Getto von Theresienstadt deportiert. Geb. am 06.01.1862 in Gehaus, verstorben am 15.11.1942 in Theresienstadt

17 Marion-Krauthamer-Weg nach Marion Krauthamer, als Jüdin geboren, wurde im Alter von 17 Jahren, 1941 von Hamburg in das Getto Lodz deportiert. Geb. am 18.04.1924 in Harburg, verschollen in Lodz

18 Edith-Schloss-Weg nach Edith Schloss, als Jüdin geboren, wurde im Alter von 16 Jahren, 1941 von Harburg nach Minsk deportiert. Geb. am 12.05.1925 in Harburg, verschollen in Minsk

19 Franziska-Simon-Weg nach Franziska Simon, als Jüdin geboren, 1942 von Hamburg in das Getto Theresienstadt deportiert. Geb. am 20.05.1877 in Harburg, verstorben am 25.08.1942 in Theresienstadt.

20 Anna-Weinstein-Weg nach Anna Weinstein, als Jüdin geboren, 1941 aus Harburg in das Getto Lodz deportiert. Geb. am 03.05.1881 in Harburg, verschollen in Lodz

21 Gerda-Wittkowsky-Weg nach Gerda Wittkowsky, als Jüdin geboren, 1943 von Hamburg in das Getto Theresienstadt deportiert, von dort weiter in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Geb. am 29. 05 1933 in Harburg

22 Toni-Neufeld-Weg nach Toni Neufeld, als Jüdin geboren, 1942 von Hamburg in das Getto Theresienstadt deportiert, von dort weiter nach Minsk deportiert. Geb. am 20.12.1867 in Harburg, verschollen in Minsk

23 Rosa Zinner nach Rosa Zinner, als Jüdin geboren, 1942 von Hamburg in das Getto Theresienstadt deportiert, weiter deportiert nach Minsk. Geb. am 15.03.1872 in Harburg, verschollen in Minsk

Quellen: Harburger Opfer des Nationalsozialismus; Stolpersteine Hamburg; Süderelbe-Archiv; Gedenken in Harburg; Geschichtswerkstätten Hamburg

Related Post

Druckansicht