Die Kolumne von Sophie Selbst-Zweifel

Inklusion in den Köpfen

Foto: DerSpecht.de

Mein Name ist Sophie und ich bin Denkerin. Manchmal auch Macherin. Ich mache mir beispielsweise Notizen. Und die wiederum führen zu Texten und Taten.

Momentan denke ich über eine Reportage nach. Ich würde gerne einen Scout bei einer Ortsbegehung begleiten. Die Idee entstand durch einen hochinteressanten Gastbeitrag des Vereins Barrierefreies Hamburg beim Suedkultur-Treffen. Das Thema ist viel komplexer als angenommen und betrifft nicht nur Rollstuhlfahrer.

Leider ist es so, dass wir kaum je ein wirkliches Verständnis für etwas haben, solange wir nicht selbst betroffen sind. Bis dahin sind wir für solche Belange eher taub und blind.

Erst wenn jemand kommt, der Ahnung davon hat, können einem die Augen geöffnet werden.

In der „normalen“ Welt fallen viele Gruppen aus dem Standard-Rahmen bzw. passen nicht ins Konzept. Das führt zu Ausgrenzung. Zwar nicht aus böser Absicht, aber das ändert wenig an den eingeschränkten Möglichkeiten. Alle Menschen sollten möglichst berücksichtigt werden. Angefangen bei der Planung, bei der finanziellen Förderung und beim besten Willen.

Natürlich sind diesem Denkansatz Grenzen gesetzt. Es ist nicht machbar, alles umzubauen und es jedem Recht zu machen. Es gibt allerdings hier und da machbare Maßnahmen, die schon mit kleinerem Aufwand Verbesserungen bewirken können. Man muss allerdings erst einmal das Thema in die z. T. noch hohlen Köpfe bringen.

Als Einführung habe ich mir deshalb überlegt, einen kleinen Ausflug in gewisse Gedankengänge zu verschiedenen Handicaps zu machen.

Als allererstes würde ich ein gut lesbares Willkommensschild aufhängen, um auch diejenigen mitzunehmen, die nur online zugeschaltet sind. Denn manchmal können bereits hinreichende Informationen über vorhandene Barrieren dazu führen, dass Menschen sich einbezogen fühlen, selbst wenn sie bereits am Eingang vor Ort scheitern würden. Besser, als dann ratlos vor unzugänglichen Türen zu stehen.

Ich würde einen Fremdenführer mitnehmen, der helfen könnte, z. B. unverständliches Amtsdeutsch zu übersetzen oder andere Sprachbarrieren zu überwinden.

Dann wäre mir wichtig, dass die Gedankengänge mindestens 1,5 m breit und ausreichend beleuchtet wären, natürlich mit Lichtschaltern, die sich auf Augenhöhe aller befänden.

Hätte ich einen Kinderwagen oder Rollator dabei, wäre ein Fahrstuhl ganz nützlich, am besten mit großen Tasten, Blindenschrift und Lautsprecheransage. Sophie Selbst-Zweifel

Müsste ich eine Treppe meistern, wären die Stufen optisch auffällig abgesetzt und das Geländer auf die Schrittlänge abgestimmt, sodass ich auch bei der letzten Stufe noch sicheren Halt hätte.

Es wären ausreichend höhenverstellbare Sitzgelegenheiten vorhanden, damit sich alters- oder gewichtsbedingt müde Knochen und Gelenke zwischendurch ausruhen könnten.

Lichtschranken würden Wege freigeben, Türen, Fluchtwege und Toiletten für alle Bedürfnisse wären auffällig ausgewiesen.

Wir sind hier nur ein wenig in die Materie eingedrungen und ich glaube, es ist deutlich geworden, dass es sehr umfangreich ist, sich damit zu beschäftigen. Zum Glück muss guter Rat nicht teuer sein, weil es Menschen gibt, die ihre Erfahrung kostenlos zur Verfügung stellen. Selbst, wenn am Ende steht, dass ein Veranstaltungsort für bestimmte Personengruppen ungeeignet ist, ist es schon ein erster Schritt, dieses Wissen zu teilen und sich dafür einzusetzen, dass es in Zukunft besser wird. Behinderung kann jederzeit jeden betreffen, ob dauerhaft oder nur temporär. Wie würde sich das wohl für uns anfühlen, wenn wir plötzlich vielerorts vom öffentlichen Leben ausgeschlossen wären?

Ich denke, darüber sollte man mal nachdenken. Je mehr, desto wirkungsvoller.

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