In der Gruppe „Corona Portraits“ haben Menschen aus Süderlebe die Pandemie mit Pinsel und Farbe aufgegriffen. Auch kreativen Schreibimpulsen wurde gefolgt. Die Gruppe präsentiert einige ihrer Werke in Tiefgang.
von Ulrike Hinrichs
Im Kulturhaus Süderelbe haben sich seit September 2021 ganz unterschiedliche Menschen getroffen, um ihren Ängsten, Wünschen, Sorgen und auch neuen Ideen kreativ zu begegnen. Heute geht es mit einem Gedicht einer Gruppenteilnehmerin weiter.
Der Fremde
Du bist mir fremd geworden.
Du verbirgst dein Gesicht hinter einer Maske.
Du schaust mich nicht mehr an.
Du gehst mir aus dem Weg.
Wer bist du?
Ich bin dir fremd geworden.
Ich verberge mein Gesicht hinter einer Maske.
Ich schaue dich nicht mehr an.
Ich gehe dir aus dem Weg.
Wer bin ich?
Wir beobachten:
einander.
Wir denken:
Geimpft, Genesen, Gestorben
Wir bewerten:
Positiv, negativ, subjektiv
Wir verurteilen:
Mitläufer, Systemsprenger, Todbringer
Wir reden:
Nicht miteinander!
Ich will dich wieder sehen.
Ich will dir wieder zuhören.
Ich will dich verstehen.
Ich will keine Fremden mehr sehen –
Ich will Menschen sehen.
Lydia
Weitere Portraits:
„Dieses Nichtdürfen, das ist so schlimm“
Projektleitung Ulrike Hinrichs – Das Projekt wird gefördert durch das Bezirksamt Harburg.