Am vergangenen Mittwoch, dem 10. April 2019, fand erstmals der Tag der Provenienzforschung statt. Mehr als 80 Kulturinstitutionen in Deutschland, Großbritannien, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz nahmen daran teil.
Und sie gaben unter anderem im Rahmen von Führungen, Präsentationen, Ausstellungen oder anderweitigen Aktionen einen aktuellen Einblick in wesentliche Fragen und Ergebnisse der Erforschung der Herkunft ihrer Sammlungen und Objekte.
Das Frankfurter Städel Museum war mit der Veranstaltung „Gemälde und ihre Geschichten – Einblicke in die Provenienzforschung“ Teil des internationalen Aktionstages. Dr. Iris Schmeisser, Leiterin Provenienzforschung und historisches Archiv, stellte Gemälde von Max Beckmann, Henri Matisse und Ernst Ludwig Kirchner aus der Sammlung vor. Im Mittelpunkt der Führung durch das Städel Museum standen die mit den Kunstwerken verbundenen Menschen und ihre Biografien, wobei der historische Fokus auf der Geschichte des Städel Museums in den Jahren 1933–1945 lag.
Provenienzforschung am Städel Museum
Bereits seit 2001 wird systematisch die Herkunft aller Objekte, die während der NS-Zeit am Städel Museum erworben wurden, bzw. in diesem Zeitraum den Besitzer wechselten oder gewechselt haben könnten, erforscht. Für jedes Objekt, das nach 1933 in die Sammlung aufgenommen wurde und vor 1946 datiert werden kann, wird versucht eine möglichst lückenlose Provenienz nachzuweisen.
Parallel hierzu hat die Administration und Direktion des Hauses, im Jahre 2008, in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ (FU Berlin / Universität Hamburg), unter der Leitung von Prof. Dr. Uwe Fleckner, ein Vorhaben initiiert, das den widerspruchsvollen Weg des Städelschen Kunstinstituts durch die Jahre des nationalsozialistischen Regimes nachzeichnete. Die Ergebnisse der unabhängigen Untersuchung wurden in einem Symposium und 2010 in der umfassenden Publikation „Museum im Widerspruch“ im Akademie-Verlag Berlin veröffentlicht.
Seit Beginn der Provenienzforschung haben das Städel Museum, die Liebieghaus Skulpturensammlung und der Städelsche Museums-Verein für 17 Kunstobjekte eine faire und gerechte Lösung mit den Erben der ehemaligen jüdischen Vorbesitzer vereinbart.
Durch den internationalen Austausch und die interdisziplinäre Vernetzung von Experten haben sich die Bedingungen für die Provenienzforschung in den letzten Jahren entscheidend verbessert. Die Gründung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste im Jahr 2015 war ebenfalls ein wichtiger kulturpolitischer Schritt zur Ausweitung, Stärkung und Vermittlung der Provenienzforschung. Das Städel ist daher mit zahlreichen Wissenschaftlern und Einrichtungen, wie z.B. dem deutsch-amerikanischen Austauschprogramm zur Provenienzforschung für Museen vernetzt.
Im Jahr 2018 lag der Fokus der laufenden Forschung auf den Sammlungszugängen nach 1945 und der Vorbereitung der Provenienzangaben für die sukzessive Veröffentlichung in der Digitalen Sammlung. Das seit Mai 2015 vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste und der Stadt Frankfurt am Main für drei Jahre geförderte Projekt „Die Erwerbungen der Liebieghaus Skulpturensammlung seit 1933“ endete im Jahr 2018.
Quelle: Städel Museum