Der Denkmaltag im Süden Hamburgs

Wissenswertes in Harburg

Der Tag des offenen Denkmals ® macht unsere Denkmallandschaft auf besondere Art erlebbar – auch im Süden der Stadt …

Der diesjährige Tag des offenen Denkmals ® findet in Hamburg vom 8. bis 10. September unter dem bundesweiten Motto „Talent Monument” statt. Im Fokus stehen Denkmal-Talente aller Art – ob groß oder klein, ob glanzvoll oder unscheinbar: Was macht ein Denkmal einzigartig und besonders? Welche versteckten Fähigkeiten schlummern in ihm? Welche unbekannten Monumente haben mehr Aufmerksamkeit verdient? Antworten auf diese Fragen gibt der diesjährige Tag des offenen Denkmals.

Viele sonst nicht öffentlich zugängliche Denkmäler machen am Tag des offenen Denkmals ® ihre Tore und Türen auf. Mit Führungen, Rundgängen und kulturellen Veranstaltungen geben sie ungewohnte Einblicke, eröffnen neue Perspektiven auf die präsentierten Denkmäler und sensibilisieren für die Bedeutung des baukulturellen Erbes und die Belange der Denkmalpflege.

Der Aktionstag geht zurück auf die 1984 vom damaligen französischen Kulturminister Jack Lang erstmals ausgerufenen „Journées Portes ouvertes dans les monuments historiques“. Aufgrund der großen Resonanz griff der Europarat 1991 die Idee auf und begründete unter seiner Schirmherrschaft die „European Heritage Days“, die seitdem jeden September europaweit stattfinden.

Und auch im Süden gibt es einiges zu erleben. Schon wer aus Hamburg kommen will, kann dies als große Überfahrt planen. Ein Shuttle führt vom Hamburger Hafen zum Harburger Binnenhafen mit der Barkasse Buenos Aires. Die Fahrt mit Informationen zur Route und den Denkmälern im Harburger Binnenhafen auf der Barkasse Buenos Aires durch den Köhlbrand, vorbei an Hafenanlagen, Industriebetrieben, Werften und Docks.
Ab Anleger „Hohe Brücke“ (ggü. Miniatur-Wunderland) bis „Kanalplatz“ (Harburger Binnenhafen): So. 09.30, 13.00 und 16.30 Uhr
Ab „Kanalplatz“ (Harburger Binnenhafen) bis Anleger „Hohe Brücke“ (ggü. Miniatur-Wunderland): So. 11.15, 14.45 und 18.15 Uhr
Barkassenbetrieb Bülow, Hamburg; Fahrpreise: Je Fahrt 15 Euro (Kinder 50 %)
Infos und Ticketreservierung: www.muhahar.de/barkassenshuttle; Veranstalter: Museumshafen Harburg e. V.

Harburger Binnenhafen

Der Harburger Binnenhafen ist durch eine Schleuse vor den Gezeiten der Elbe geschützt. Er war Bahn- und Schiffsumschlagplatz für eine europaweit bedeutende Pflanzenöl- und Gummi-Industrie. 2022 feierte man 75 Jahre Eisenbahn in Harburg. Der Lotsekanal wurde mit Hilfe des Vereins Museumshafen Harburg seit 2013 ein Zuhause für viele historische Wasserfahrzeuge. Am Denkmaltag können Schiffe besichtigt werden, es gibt Hafengeschichten auf dem Wasser und an Land
und Fahrten mit der Hafenbarkasse JAN (1921).
Harburger Binnenhafen; Offen: So. 11 – 18 Uhr; Führung: So. 11 – 18 Uhr lfd. nach Bedarf; Veranstalter: Museumshafen Harburg e. V.

Liebherr-Portalkran / Peiner Werftkran W40

Der Liebherr-Portalkran von 1972 (10t Nutzlast) symbolisiert die industriell-gewerbliche Epoche der etwa 1.000-jährigen Geschichte des Harburger Binnenhafens. Bis 2006 von der Firma Mulch Güterservice für Schüttgutumschlag genutzt, wurde er von der KulturWerkstatt Harburg gerettet und ist nun integriert in den Museumshafen Harburg. Denkmalgerecht saniert und begehbar, ist er heute ein lebendiges Industriedenkmal, Hebezeug und Ort für Kulturevents. Drei Eisenbahnwaggons, ein Schiebewandwagen Hbis 299, ein Güterwagen Gbs 213 sowie ein Flachwagen Klms 440 ergänzen das Industrie-Ensemble.

Der blaue Werftkran W40 der Maschinen- und Schraubenwerke Peine bildet mit dem gelben Liebherr- Portalkran ein Ensemble. 1960 gebaut, mit 6t Nutzlast, wurde er seit 1982 von der Firma Neven & Grube Lotsekai für den Umschlag von Futtermittel am jetzigen Standort eingesetzt, 2016 dann wegen der Kai- und Oberflächensanierung am Standort demontiert. Fördermittel ermöglichten die Instandsetzung des Krans. Der Museumshafen Harburg e. V. will den Kran nach Abschluss aller Arbeiten als lebendiges Industriedenkmal für den Service des Museumshafens einsetzen – mit dem Konzept „Erhalt durch Betrieb“.
Lotsekai Ost, Harburger Binnenhafen; Offen: So. 11 – 18 Uhr; Führung: So. 11 – 18 Uhr lfd. nach Bedarf; Veranstalter: Museumshafen Harburg e. V.

Kontor- und Wohnhaus Kanalplatz 6

1854 errichtete der Kaufmann L. W. Brammer ein Wohnhaus mit „Comptoir“ in zentraler Harburger Hafenlage, dazu einen Schuppen mit Platz für drei Pferde. 1906 folgte der Umbau durch die Hamburger Architekten Distel & Grubitz zum repräsentativen Kontorhaus für Renck & Hessenmüller, Schiffsmakler und Spediteure in Harburg, gegründet 1873. Aus der fast 100-jährigen Nutzungsgeschichte der Harburger Traditionsfirma am Kanalplatz sind Teile der historischen Kontorausstattung
sowie Schriftzüge erhalten. Seit 2008 ist das Gebäude Kulturdenkmal. Das alte Kontor wird heute von der KulturWerkstatt Harburg genutzt.
Kanalplatz 6; Offen: So. 12 – 18 Uhr; Führung: So. 15 Uhr; Veranstalter: KulturWerkstatt Harburg e. V

Speicher am Kaufhauskanal

Hamburgs ältester Großspeicher, 1827 als Ergänzung am Ende des Kaufhauskanals erbaut, musste 1881 der Eisenbahn nach Stade weichen, deren Strecke die Stadt teilte. Daraufhin wurde er an den heutigen Standort versetzt. Zum Fachwerkbau mit 3 Lagerböden kam 1888 ein „verputztes” Comptoirgebäude. Nach aufwendiger, denkmalgerechter Renovierung ist die historische Nutzung als Lebensmittel- und Werkzeuglager gut erkennbar.
Im Schuppen sind noch die alten Balken, Winden, Luken und Waagen vorhanden. Schon der Vorgängerbau aus dem 16. Jh. begründete entscheidend den Wohlstand der damals selbständigen Stadt Harburg.
Blohmstraße 22; Offen: So. 10 – 17 Uhr, Führung: So. 10, 12, 14 und 16 Uhr; Programm: So. 10 – 17 Uhr Weinverkostung; Veranstalter: Speicher am Kaufhauskanal,
Brinkermedia

Kunstverein Harburger Bahnhof

Der 1897 in Betrieb genommene Personenbahnhof Harburg ist ein im Stil des Historismus errichteter Backsteinbau mit romanischen und norddeutsch-gotischen Formen (1896/97, Hubert Stier). Der Neubau war bereits der dritte Bahnhof in Harburg. Im prunkvollen ehem. Wartesaal 1. & 2. Klasse mit Holz-Kassettendecke befindet sich heute ein Kunstverein. Der Raum ist einer der wenigen erhaltenen Versammlungsräume mit freistehender Deckenkonstruktion und zugleich die
letzte historische Bahnhofswartehalle Hamburgs.
Hannoversche Straße 85; Offen: Fr. bis So. 14 – 18 Uhr; Führung: So. 16 Uhr, Veranstalter: Kunstverein Harburger Bahnhof

Harburger Rathaus

Das Harburger Rathaus wurde 1892 nach Entwürfen des Architekten Christoph Hehl im Stil der flämischen Renaissance fertiggestellt. Es besitzt eine prachtvolle Fassade, die sich in einen vorspringenden Mitteltrakt und zwei kleinere Seitenrisalite gliedert. Der Rundgang zum Denkmaltag führt in den Großen Sitzungssaal mit historischen Buntglasfenstern, in das große Treppenhaus und auf den Dachboden, wo das Uhrwerk der Turmuhr untergebracht ist, die an die Stelle des Harburger
Wappens getreten ist. Das Stadthaus von 1830 am Sand war für die Verwaltungsaufgaben Harburgs zu klein geworden. Das Rathaus besitzt eine prachtvolle Fassade, die sich in einen vorspringenden Mitteltrakt und zwei kleinere Seitenrisalite gliedert.Am Denkmaltag gibt es Führungen und ein Fest im Rathaus mit Familienprogramm.
Harburger Rathausplatz 1, Offen: Mo.-Fr. 6 – 15 Uhr, Führung: Fr. 9.30 und 12 Uhr,

Die professionellen kostenlosen Führungen durch Fabian Pleiser finden am 8. September 2023 um 9:30 Uhr und 12 Uhr statt und dauern zirka 90 Minuten. Da die Plätze begrenzt sind wird um Anmeldung per Mail unter veranstaltungen@harburg.hamburg.de oder telefonisch unter 42871-2100 gebeten.

Harburger Stadtpark

1907 erwarb die Stadt Harburg Flächen zur Errichtung eines Stadtparks. Ab 1913 erfolgten erste Bauarbeiten unter Leitung des Stadt-Obergärtners Georg Hölscher, dessen Arbeit von seinem Sohn Ferdinand fortgesetzt wurde. (Nach)kriegsbedingt konnte der erste Parkteil 1926 eröffnet werden. Stetig erweitert, beträgt die heutige Parkfläche etwa 90 Hektar. Im Volksmund „Außenmühle“ genannt, ein Ort der Entspannung mit Spiel- und Grillplätzen, Bänken, Restaurants, Bootsverleih und Bäderlandschaft. Am Denkmaltag werden Geschichte und Bedeutung von Park und Mühle anhand von Fotos und Zeichnungen erklärt.
Führung: So. 13 Uhr (Dauer 2 Std.), nur nach Anm. unter info@geschichtswerkstatt-harburg.de, 040 -76757307, Veranstalter: Geschichtswerkstatt Harburg e. V.

Auch Winsen an der Luhe bietet ein Programm zum Tag des offenen Denkmals.

Nach dem Gottesdienst in der Winsener St.-Marien-Kirche ging es früher für die Männer erstmal auf ein Gläschen in ein nahegelegenes Gasthaus. Aber wohin ging man in Winsen? Und wo würde man heute hingehen? Zum Tag des offenen Denkmals am 10. September lädt das Museum im Marstall dazu ein, die Gasthauskultur Winsens näher zu erkunden. Die letzten Jahre haben in der Gasthauslandschaft so einiges verändert und viele traditionelle Gaststätten haben geschlossen. Wie es vor rund 100 Jahren um Winsens Gastronomie gestellt war, das zeigt das Museum im Marstall anlässlich des Tags des offenen Denkmals in zwei Führungen. Eine erste Führung um 13 Uhr führt durch Winsens Innenstadt. Stallbaums Gasthaus mit seinem historischen Tanzsaal, über das in den letzten Wochen viel in der Presse zu lesen war, ist nur einer der vielen kleinen und größeren Orte, um die es in der Führung geht. Der Rundgang wird etwa 90 Minuten dauern und komplett im Freien stattfinden. Eine zweite Führung beginnt um 16 Uhr in Winsen-Luhdorf am Gasthaus Pehmöller. Das Ensemble des Gasthauses zeugt von langen Jahren Gastronomiegeschichte, angefangen beim letzten noch erhaltenen Tanzsaal Winsens bis hin zur Gartenanlage mit Pavillon. Auch diese einstündige Führung wird weitgehend im Außenbereich abgehalten.

Beide Führungen des Museums im Marstall sind kostenlos. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl wird um eine Anmeldung unter 04171-3419 oder info@museum-im-marstall.de gebeten.

Auch in Jesteburg lädt ein kostenfreies Programm der Kunststätte Bossard ein. Die Kunststätte Bossard als Gesamtkunstwerk unterliegt mit all seinen Bestandteilen den Anforderungen des Denkmalschutzes. Nicht nur die Gebäude, die Wandbilder und Kunstwerke, auch die Gartenanlage wird erhalten, wie sie zu Johann Bossards Lebzeiten angelegt und dokumentiert wurde. Alle erhaltenden Maßnahmen in der Gartenanlage, die Konservierungen und Sanierungen der Häuser, sowie die Restaurierungen der Kunstwerke werden aus diesen Gründen mit dem Denkmalschutz abgestimmt. Die Herausforderung besteht darin, die Erhaltung und den Schutz des künstlerischen Nachlasses mit den Anforderungen eines modernen Museumsbetriebs in Einklang zu bringen.

Am Tag des offenen Denkmals finden drei unterschiedliche kostenfreie Themenführungen statt: um 12 Uhr „Gesamtkunstwerk kompakt“, 14 Uhr „Besichtigung der Privaträume“ (begrenzte Personenzahl), 16 Uhr „Restaurierungsführung“. Für die kostenfreien Führungen ist eine Anmeldung unter 04181/5112 oder info@bossard.de erforderlich.

Und auch in Wilhelmsburg sind einige Denkmäler entdeckenswert:

Ehemalige Kirche St. Maximilian Kolbe, Malteser Campus

Die kath. Kirche plante für das nach der Flutkatastrophe von 1962 neu entstandene Zuzugsgebiet Kirchdorf ein Gemeindezentrum. Das 1974 fertiggestellte Werk (Jo Filke) ist Maximilian Kolbe, einem in Auschwitz ermordeten polnischen Priester, gewidmet. Stadtbildprägend ist die sich zum Himmel emporwindende Turm-Spirale. Anfang 2015 profaniert, wird die Kirche künftig den Aktivitäten der Malteser dienen und derzeit umgebaut (Innenausbau u. Fassadensanierung). Für die Umgestaltung des Innenraums fand 2016 ein Wettbewerb statt, dessen Preisträger (LH Architekten) am Denkmaltag eine Führung anbieten.
Krieterstraße 9, Offen: Sa. 10 – 18 Uhr, Führung: Sa.12 und 14 Uhr; Programm: Sa. 15 Uhr Videoinstallation und Anschauungsmaterial zur Umnutzung der Kirche
mit Liveperformance (s. Kulturprogramm) Veranstalter: Malteser Hilfsdienst e. V.

Bürgerhaus Wilhelmsburg

Das Bürgerhaus Wilhelmsburg wurde 1982–85 nach Entwurf des Büros Kuhn und Pramann aus Braunschweig in der geografischen Mitte Wilhelmsburgs errichtet und 2022 unter Denkmalschutz gestellt. Das überregionale Kulturzentrum mit zwei Sälen, zentralem Foyer unter großer Kuppel, bastionshaftem Sockel und vorgelagertem See erinnert an ein Wasserschloss. In der Kombination von traditionellem, rotem Backstein mit technizistisch blauen Stahlkonstruktionen ist es
ein herausragendes Beispiel regionalistisch-postmoderner Architektur. Am Denkmaltag wird ein Rundgang durch das Haus angeboten.
Mengestraße 20, Offen: So. 11 – 18 Uhr, Führung: So. 12 Uhr, nur nach Anm. bis 7.9. bei joerg.seifert@bkm.hamburg.de; Veranstalter: Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg/Denkmalschutzamt Hamburg

Windmühle Johanna

Die Windmühle Johanna wurde 1875 als zweistöckiger Galerieholländer mit Windrose und Jalousieflügeln errichtet. Sie ist komplett eingerichtet und funktionsfähig mit vier Mahlgängen (Wind, Motor), Askania-Sichter, Elevator, Getreidequetsche, Mischer, Transportschnecke und Transmissionsantrieb. Zusätzlich gibt es eine historische Bauernmühle mit Sichter und ein Schauobjekt Walzenstuhl der Fa. Pätzmann Mühlenbau. Das 2013 nach historischem Vorbild errichtete Backhaus mit Holzbackofen macht den traditionellen Weg des Getreidekorns von der Vermahlung zu Mehl und Backschrot bis zur Brotverarbeitung erfahrbar.
Schönenfelder Straße 99 a, Offen: So. 12 – 14 Uhr; Führung: So. 12 – 14 Uhr lfd. nach Bedarf, Programm: So. 12 – 14 Uhr Mahlvorführungen, Backhausbetrieb, Verkauf (Mühlenprodukte, Backwaren) Veranstalter: Wilhelmsburger Windmühlenverein e. V.

Das komplette Programm für Hamburg erhaltet Ihr hier: https://denkmalstiftung.de/projekte/denkmaltag

 

 

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