Deutsches Musikinformationszentrum legt Studie zur Amateurmusik vor

14,3 Mio. Freizeit-Musikant*innen

Musik ist Trumpf in der Gesellschaft - doch ein genauerer Blick lohnt. (Grafiken [2]: miz)

Als eine der größten Bewegungen des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland zählt das Amateurmusizieren in der Zivilgesellschaft. Eine erste repräsentative Erhebung zum Thema zeigt nun Einflüsse für das Musizieren.

 Die repräsentative Erhebung des Deutschen Musikinformationszentrums (miz) hat ergeben, dass 19 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ab 6 Jahre in der Freizeit Musik machen. Jedoch zeigen sich zum Teil gravierende Unterschiede in den verschiedenen soziodemografischen Gruppen: Gut gebildete Menschen mit höherem Einkommen musizieren etwa doppelt so oft wie Menschen mit niedrigerem sozioökonomischem Status. Durchgeführt wurde die Untersuchung im Auftrag des miz auf der Grundlage einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung vom Institut für Demoskopie Allensbach.

Die Untersuchung stützt sich auf insgesamt 1.208 Interviews und wurde im November und Dezember 2020 durchgeführt. In den Blick genommen wurde explizit das Musizierverhalten vor der Corona-Pandemie. Befragt wurde in einem repräsentativen Querschnitt die Bevölkerung ab 16 Jahre, darunter 331 Eltern, die auch Auskunft zum Musizierverhalten ihrer Kinder im Alter zwischen 6 und 15 Jahren gegeben haben.

Im Bericht sind die wichtigsten Befunde der Untersuchung zusammengefasst. Die genauen Untersuchungsdaten, die Zusammensetzung der Stichprobe sowie die Fragen im Wortlaut sind im Anhang dokumentiert.

Die Studie bietet erstmals einen differenzierten Überblick über Altersgruppen, schichtspezifische oder regionale Unterschiede und über die Wege, wie Musizierende in engeren Kontakt mit der Musik gekommen sind. Die Zahlen zeigen, dass knapp die Hälfte der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 15 Jahren in Deutschland ein Instrument spielt oder gemeinschaftlich singt, während es bei den über 30-Jährigen nur noch etwa 13 Prozent sind. Mit durchschnittlich 11 Jahren liegt das Einstiegsalter für das Musikmachen niedrig.

Aktiv sind die Amateurmusikerinnen und -musiker in verschiedensten Kontexten: Acht von zehn spielen zu Hause bzw. im privaten Umfeld; ein Viertel musiziert in einem Chor, knapp ein Fünftel in der Kirche; ebenso sind die Menschen in Bands, Blaskapellen und Spielmannszügen, Orchestern und Ensembles, bei Freizeiten oder Brauchtumsveranstaltungen engagiert.

Die Ergebnisse der neuen miz-Studie zeigen eindrucksvoll, dass das Amateurmusizieren in seiner Vielfalt und mit seinem kulturellen Reichtum in der gesamten Gesellschaft verortet ist. Ob im ländlichen Raum oder in großen Städten, ob organisiert oder informell, ob Klassik oder Pop: Das Musizieren ist beständiger Teil im Leben vieler Menschen in Deutschland und eine tragende Säule unseres kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. Dies unterstreicht nachdrücklich die grundlegende Bedeutung musikalischer Bildung.

Zentrale Ergebnisse der Studie im Überblick

  • In der Bevölkerung ab 6 Jahre musizieren 18,8 %, das entspricht 14,3 Millionen Menschen. Unter den Kindern und Jugendlichen im Alter 6-15 Jahre liegt der Anteil der Musizierenden bei 48,4 % (3,5 Millionen).
  • Kinder und Jugendliche aus Familien mit hohem sozioökonomischem Status musizieren mit einem Anteil von 63 % weit häufiger als Kinder aus Familien mit mittlerem (41 %) oder niedrigem Status (35 %).
  • 80 % der Amateurmusizierenden ab 16 Jahre spielen ein Instrument: 92 % der Männer, 68 % der Frauen.
  • 40 % der Amateurmusizierenden ab 16 Jahre singen: 56 % der Frauen, 24 % der Männer. Singen ist damit eine Frauendomäne, während Männer eher Instrumente spielen.
  • Die musizierenden Kinder und Jugendlichen spielen fast alle (96 %) ein Instrument; 29 % singen. Während beim Instrumentalspiel die Geschlechterverteilung paritätisch ist, singen mehr Mädchen als Jungen (34 % zu 20 %).
  • Für den Zugang zum Musizieren sorgen in erster Linie öffentliche und private Musikschulen (17 % und 13 %) bzw. private Lehrkräfte (30 %) sowie allgemeinbildende Schulen (36 %), außerdem Musikvereine, Chöre und Orchester (32 %) sowie Familie und Freunde (31 %).
  • Die beliebtesten Instrumente in den Altersgruppen ab 16 Jahre sind Gitarre (gesamt 33 %, Männer 45 %, Frauen 21 %), Klavier (gesamt 27 %, Frauen 33 %, Männer 22 %) und E-Piano/Keyboard/Synthesizer (gesamt 17 %, Männer 26 %, Frauen 8 %). – Bei den Kindern und Jugendlichen rangiert das Klavier an erster Stelle (gesamt 27 %, Mädchen 35 %, Jungen 17 %), gefolgt von Blockflöte (gesamt 24 %, Mädchen 28 %, Jungen 18 %) und Gitarre (gesamt 19 %, Jungen 30 %, Mädchen 11 %).
  • Regional unterscheidet sich die musikalische Aktivität in der Bevölkerung: Liegt sie im Süden bei überdurchschnittlichen 24 %, ist sie in den Regionen West (14 %), Nord (14 %) und Ost (11 %) geringer. – Unterschiede zwischen Dörfern (18 %), Klein-/Mittelstädten (14 %) sowie Großstädten (17 %) zeigen sich dagegen kaum.
  • Die große Mehrheit macht regelmäßig Musik, mindestens einmal pro Woche. Daran hat auch die Corona-Pandemie nur zum Teil etwas geändert: Lediglich ein Viertel der musizierenden Kinder und Jugendlichen (25 %) sowie rund ein Drittel der Amateurmusiker*innen ab 16 Jahre (34 %) schätzt, dass das Musikmachen seit Corona seltener geworden ist. Unter den Singenden fällt die Bilanz deutlicher aus: Hier geht etwa die Hälfte der Amateurmusizierenden (48 %) davon aus, dass sie selbst oder ihre Kinder dadurch seltener musizieren.

Die breite Ausrichtung der Untersuchung ermöglicht erstmals eine detaillierte Analyse des Amateurmusizierens als eine der größten Bewegungen des bürgerschaftlichen Engagements. Wir freuen uns, dass wir mit der Untersuchung valide Daten vorlegen, die eine neue Diskussionsgrundlage für die Kultur- und Bildungspolitik schaffen.

Zur Studie: Studie Amateurmusizieren in Deutschland

Quelle: miz.org/amateurmusikstudie

 

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