Vorschau auf das kommende Bucerius Kunst Forum

Kunstreiche Freude auf 2024

Geniale Frau: Rachel Ruysch - Stillleben mit Rosenzweig, Käfer und Biene, 1741

Das Bucerius Kunst Forum blickt zurück auf ein sehr erfolgreiches Ausstellungsjahr 2023 und wird auch im Jahr 2024 drei Ausstellungen eröffnen. Wir machen schon mal Appetit …

Noch bis zum 28. Januar 2024 läuft die aktuelle Schau „Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten“. Nach der großen Wiederentdeckung Zuloagas in „Mythos Spanien: Ignacio Zuloaga (1870 – 1945) ab Februar folgt im Sommer die Retrospektive „Watch! Watch! Watch! Henri Cartier-Bresson“. Den Jahresabschluss bildet die Ausstellung „Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur“.

Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten

läuft noch bis zum 28. Jan. 2024

Das Bucerius Kunst Forum zeigt mit Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten den Werdegang herausragender Künstlerinnen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Erstmals wird der familiäre Kontext, in dem die Künstlerinnen ihre Karrieren verfolgten, thematisiert und durch die Gegenüberstellung mit Werken ihrer Väter, Brüder, Ehemänner und Malerkollegen sichtbar gemacht. Außerordentlich erfolgreich waren Künstlerinnen in jeglichen familiären Konstellationen: Sie waren als Hofmalerinnen, Lehrende, Unternehmerinnen sowie Verlegerinnen tätig und wurden mit höchsten Auszeichnungen geehrt.
Die von Dr. Katrin Dyballa kuratierte Ausstellung präsentiert rund 30 Künstlerinnen und 150 Werke, u.a. von Sofonisba Anguissola, Judith Leyster, Marietta Robusti (La Tintoretta) und Angelika Kauffmann. Meisterhafte Port-räts, Stillleben und Historien in Malerei, Zeichnung und Druckgrafik von der Renaissance über die Zeit des Barocks bis zum beginnenden Klassizismus aus ganz Europa werden in Hamburg zusammengeführt.
Eine Künstlerkarriere einzuschlagen, war für Frauen in der Frühen Neuzeit nicht unmöglich, jedoch nicht vorgesehen und unterlag deshalb stets besonde-ren Herausforderungen. Für eine freie Berufsausübung war die Zugehörigkeit zu einer Zunft notwendig, diese war den Frauen jedoch je nach Region verwehrt, oder andernfalls mit Hürden und Kosten versehen. Auffallend viele Künstlerinnen dieser Zeit stammten daher aus Künstlerfamilien oder heira-teten in solche ein. Sie arbeiteten ihren Vätern, Brüdern und Ehemännern zu und waren oftmals im Verborgenen tätig. An Höfen sah die Situation anders aus: Frauen konnten offen als Künstlerinnen tätig sein, da andere Regeln herrschten und man aufgeschlossen gegenüber der künstlerischen Leistung war, unabhängig von Herkunft und Geschlecht. Künstlerinnen, die sich entgegen den gesellschaftlichen Normen durchgesetzt hatten, fielen den Zeitgenossen auf und ihnen wurde Anerkennung gezollt. Durch den überwiegend männlichen Blick, der in der Kunstwissenschaft bis ins 20. Jahrhundert vorherrschte, gerieten ihre Leistungen jedoch lange Zeit in Vergessenheit.

Ausstellung „GENIALE FRAUEN. KÜNSTLERINNEN UND IHRE WEGGEFÄHRTEN“ im Bucerius Kunst Forum in Hamburg (Foto: Ulrich Perrey)

Die Ausstellung startet fulminant mit dem Selbstporträt von Katharina van Hemessen, dem frühesten Selbstbildnis, auf dem sich ein Maler oder eine Malerin arbeitend an der Staffelei darstellt. Katharina van Hemessen erhielt ihre Ausbildung in der Werkstatt ihres Vaters Jan Sanders van Hemessen. Auch er malte Bildnisse, doch übertraf ihn seine Tochter auf diesem Gebiet. Katharina van Hemessens Leben und Werk ist Teil des ersten Kapitels Töchter, Väter, Brüder wie auch das von La Tintoretta, der Tochter des venezianischen Künstlers Tintoretto. Die Ausstellung gliedert sich darüber hinaus in folgende Kapitel: Bewusst ohne Ehemann, Karriere vor der Ehe, Malen mit Familie, Frauen und Druckgrafik, Künstlerinnen am Hof und Künstlerinnen in den Institutionen.
Für viele Malerinnen geriet nach der Eheschließung das produktive künstlerische Schaffen in den Hintergrund, wie u.a. auch die Biografie Judith Leysters zeigt. Sie hatten sich um die familiären Pflichten zu kümmern oder arbeiteten anonym in der Werkstatt ihres Mannes.
Andere Künstlerinnen setzten ihr künstlerisches Schaffen auch mit Familie fort. Lavinia Fontana war in der Spätrenaissance eine sehr bekannte Malerin und eine der ersten Frauen, die sich in diesem Beruf etablierte. Ihr Erfolg war so groß, dass ihr Ehemann Giovanni Paolo Zappi, ebenfalls Maler, zu ihren Gunsten seine Karriere aufgab, um sich um die Familie zu kümmern.
Demgegenüber verzichteten einige Künstlerinnen offenbar bewusst auf eine Heirat oder trennten sich von ihren Ehemännern, um ihrer Profession nachgehen zu können. So auch Maria van Oosterwijck, eine der bedeutendsten Stilllebenmalerinnen der nördlichen Niederlande, oder die Blumenmalerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian. In der Druckgrafik fassten einige Künstlerinnen Fuß: Hier sticht im 18. Jahrhundert Maria Katharina Prestel hervor, die sich zusammen mit ihrem Mann Johann Gottlieb Prestel auf die druckgrafische Darstellung von Zeichnungen und Gemälden spezialisiert hatte.
Mehrere Künstlerinnen brachten es bis zur Hofmalerin, darunter Sofonisba Anguissola, die den spanischen König Philipp II. und seine Familie in zahlreichen Porträts festhielt. Eine Ausnahme bildete in jener Zeit Rachel Ruysch, denn sie und ihr Ehemann waren beide in ihrem Beruf als Maler:in erfolgreich. Beide waren für den Düsseldorfer Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz-Neuburg tätig.
Die Ausstellung schließt mit dem Kapitel Künstlerinnen in den Institutionen, das Werke bekannter Künstlerinnen wie Elisabetta Sirani, Angelika Kauffmann und Dorothea Therbusch präsentiert. Elisabetta Sirani übernahm die Leitung der Werkstatt ihres Vaters, in der sie ausgebildet wurde. Aufgrund ihres ausgezeichneten Rufs wurde sie in die Accademia di San Luca in Rom aufgenom-men. Darüber hinaus gründete sie in Bologna eine Malschule ausschließlich für Frauen, um sie künstlerisch auszubilden.
Zum ersten Mal werden Werke der Künstlerinnen mit denen ihrer männlichen Kollegen so pointiert gegenübergestellt. Dabei werden sowohl formale als auch stilistische Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich. Die wissenschaftliche Arbeit und der Austausch mit internationalen Expert:innen hat darüber hinaus einige neue Erkenntnisse zu Tage gebracht.

Mythos Spanien – Ignacio Zuloaga 

(17. Feb – 26. Mai 2024)

Die von der Kunsthalle München in Kooperation mit dem Bucerius Kunst Forum entwickelte Schau ist die erste umfassende Ausstellung zu dem spanischen
Maler Ignacio Zuloaga in Deutschland. Zu seinen Lebzeiten international ein Star, prägte er das Spanienbild im Ausland wie kein anderer Künstler. Dies wirkt bis heute nach. Dabei fokussierte er auf Figuren, die seiner Ansicht nach das „wahre“ Spanien verkörperten: Toreros, Flamenco-Tänzerinnen, die einfache ländliche Bevölkerung und Außenseiter. Die Ausstellung versammelt rund 80 Werke aus dem Zeitraum von 1890 bis 1941 aus Spanien, Frankreich, Italien, Schweden, Polen, Deutschland, Mexiko, Argentinien und den USA.
Ignacio Zuloaga hat den Mythos Spaniens um 1900 mit seinen Gemälden wie kein anderer Künstler geprägt. Das Land befand sich durch die zunehmende Indust-rialisierung und Orientierung an der europäischen Moderne im Umbruch. Zuloaga sah das Ursprüngliche bedroht: die kleinen Dörfer, die traditionelle Kleidung, Tanz und Stierkampf, religiöse Prozessionen, jahrhundertealte Sitten, Bräuche und Legenden. In seinem Streben, die Essenz Spaniens zu erfassen, bemühte er sich, die „spanische Seele“ in seinen Kunstwerken festzuhalten. Diese fand er vor allem in Kastilien, als er 1898 nach Segovia umzog. Landschaft und Bewohner waren für ihn Abbilder des ursprünglichen Spaniens. Es entstanden viele Bilder, die in ihrer Symbolik die Identität Spaniens verkörpern.
1870 im Baskenland in Eibar als Sohn eines renommierten Kunstschmieds geboren, verbrachte Zuloaga viel Zeit seines Lebens in Paris, dem internationalen Zentrum der Kunstwelt. Er war befreundet mit Künstler:innen, Schriftsteller:innen und Musiker:innen und bestens vernetzt in der kosmopolitischen High Society. So teilte er sich etwa ein Atelier mit Paul Gauguin, war befreundet mit Auguste Rodin und reiste mit Maurice Ravel. Mitte der 1890er Jahre übersiedelte er nach Sevilla, wo er eigene Erfahrungen als Torero sammelte und sich bevorzugt in der Gemeinschaft der Gitanos, der spanischen Roma, bewegte.

Zuloaga: Junge Toreros vom Dorf, 1906

Die Ausstellung präsentiert in mehreren thematischen Kapiteln Zuloagas künstlerischen Werdegang und verortet den Maler im kulturgeschichtlichen Kontext seiner Zeit. Das erste Kapitel widmet sich seinen künstlerischen Anfängen und seiner frühen Zeit in Paris. In Café- und Straßenszenen sowie ersten Porträts werden seine Inspiration durch die internationale Kunstszene deutlich. Das zweiten Kapitel beleuchtet seine Auseinandersetzung mit den spanischen Meistern, insbesondere Velázquez, El Greco und Goya, und deren Auswirkung auf sein Schaffen. Werke, die sich dem Milieu der Prostitution widmen und sowohl in Frankreich als auch in Spanien angesiedelt sind, werden anschließend präsentiert. Die folgenden beiden Kapitel sind biografisch an seine Zeit in Sevilla geknüpft und zeigen folkloristisch geprägte Darstellungen rund um Themen des Stierkampfes und des Flamencotanzes. Das sechste Kapitel präsentiert Zuloagas wichtigste Schaffensperiode, die mit seinem Umzug nach Segovia 1898 einsetzte. Der Fokus liegt hier auf Darstellungen der kargen, rauen Landschaft von Segovia und dem Umland sowie ihre „archetypischen“ Bewohner:innen. Im siebten Kapitel werden die Verbindungen von Zuloaga zu Protagonist:innen der Musik-, Tanz- und Theaterwelt vorgestellt. Es folgen religiöse Szenen, die die spanische Volksfrömmigkeit aufgreifen. Die letzten beide Kapitel befassen sich mit Auftragsporträts, intimen und privaten Darstellungen von Freund:innen und Kollegen sowie mit dem Verhältnis von Porträt und Landschaft. Mit letzterem prägte der Künstler eine eigene Bildnisgattung.
An Zuloagas Sichtweise auf Spanien entzündeten sich zu seiner Zeit in Spanien heftige Debatten. Viele Landsleute kritisierten sie als unpatriotisch und vom Ausland geformt. Spanien war in einer tiefen Krise nach dem verlorenen Krieg 1898 gegen die USA und dem Verlust der letzten bedeutenden Überseekolonien. In Deutschland hingegen waren seine Werke zu seinen Lebzeiten in zahlreichen Ausstellungen vertreten und wurden von Künstler:innen und Schriftsteller:innen rezipiert. Literatur- und Kunstschaffende wie Rainer Maria Rilke, August Macke, Paul Klee oder Paula Modersohn-Becker ließen sich von seinen Werken inspirieren. Man glaubte in seiner Malerei das „echte“, „wirkliche“ Spanien zu finden. In den späten Lebensjahren Zuloagas fand er beim spanischen Diktator Franco große Anerkennung und ließ sich für Propagandazwecke instrumentalisieren.

Retrospektive: Watch! Watch! Watch! Henri Cartier-Bresson

(14. Juni – 22. Sept. 2024)

Das Bucerius Kunst Forum widmet dem französischen Fotografen Henri Cartier-Bresson (1908 bis 2004) die erste große Retrospektive in Deutschland seit 20 Jahren. In verschiedenen Kapiteln werden neben den frühen, surrealistisch geprägten Aufnahmen und Filmarbeiten sowie den Fotoreportagen auch Cartier-Bressons Porträts bekannter Künstler:innen und Schriftsteller:innen gezeigt, ebenso wie seine späteren Fotografien, in denen der Fokus auf dem menschlichen Alltagsverhalten liegt. In 220 Schwarzweißfotografien, sowie Beiträgen in Magazinen und Büchern gibt die Ausstellung Zeugnis von Cartier-Bressons Lebenswerk, das nahezu das gesamte 20. Jahrhundert umfasst.
Der Mitbegründer der Fotoagentur Magnum gehörte zu den berühmtesten Fotograf:innen des 20. Jahrhunderts. Als Fotojournalist, Kunstfotograf und Porträtist schuf er zeitlose Kompositionen und prägte damit den Stil nachfolgender Generationen von Fotograf:innen. Sein künstlerischer Ausdruck beeinflusste insbesondere den Stil der Street Photography. Ein untrügliches Gespür für den „entscheidenden Augenblick“ in spontanen Begegnungen und Situationen charakterisiert sein Werk und machte viele seiner Arbeiten zu Ikonen der Fotografie.
Bereits 1932 erwarb Cartier-Bresson eine Leica-Kleinbildkamera, mit der er experimentierte. Sein daraus entstandenes surrealistisches Frühwerk sowie eine Auswahl seiner Filmarbeiten bilden den Auftakt der Retrospektive. Daran schließen seine bekannten Fotoreportagen, Porträts von Kunst- und Kulturschaffenden sowie seine ikonischen fotografische Beobachtungen spontaner zwischenmenschlicher Begegnungen an.
1908 geboren und 2004, im Alter von fast 96 Jahren gestorben, erlebte Cartier-Bresson als Zeitzeuge das gesamte 20. Jahrhundert und wurde zu dessen fotografischen Chronisten. Als Augenzeuge dokumentierte er zahlreiche historische und politische Großereignisse. In der Ausstellung werden stellvertretend die Krönung des britischen Königs George VI. in London 1937, die Befreiung von Paris 1944, Deutschland nach Kriegsende 1945, die Beisetzung von Gandhi 1948, das Ende der Kuomintang-Herrschaft in China 1948, Russland nach dem Tode Stalins 1954, Kuba nach der Raketen-Krise 1963 sowie seine Langzeitstudien aus Frankreich vorgestellt.

Henri Cartier-Bresson: Berlin Wall West-Germany, 1962 (Rechte: Fondation Henri Cartier-Bresson, Magnum-Photos)

Cartier-Bresson pflegte jahrelange Freundschaften in die Kunst- und Kulturwelt, die ihn und sein künstlerisches Schaffen nachhaltig inspirierten. Seine intimen Porträts von Künstler:innen, Schriftsteller:innen und Fotograf:innnen wie Pablo Picasso, Simone de Beauvoir und Henri Matisse bilden einen wichtigen Teil seines OEuvres und werden in der Ausstellung präsentiert.
Darüber hinaus beinhaltet die Schau eine Auswahl an Street Photography, die das zwischenmenschliche Verhalten im Alltag, bei der Arbeit und Freizeit abbildet. Die Werke verdeutlichen das stilprägende Element in Cartier-Bressons Fotografien: das Beobachten und gleichzeitige Analysieren von menschlichem Handeln in spontanen Augenblicken. Cartier-Bresson setzte sich mithilfe seiner Kamera bewusst Begegnungen aus, hielt dabei Verhaltensmuster fest und machte flüchtige Szenen sichtbar, die sonst im Getümmel der Straßen untergegangen wären.
Cartier-Bresson selbst war lange in der kommunistischen Bewegung aktiv, was sich nachhaltig auf sein politisches und künstlerisches Engagement auswirkte. So galt sein fotografisches Interesse insbesondere sozial ausgegrenzten Menschen. Schlüsselereignisse seines Lebens wie die deutsche Kriegsgefangenschaft während des Zweiten Weltkriegs, die mehrmaligen erfolgreichen Fluchtversuche aus dieser und das Engagement in der Widerstandsbewe-gung gegen den Nationalsozialismus prägten sein dokumentarisches Interesse an der Fotografie. Mit der Gründung der Fotoagentur Magnum zusammen mit Robert Capa, Chim Seymour, George Rodger und William Vandivert im Jahr 1947 wurden seine Fotoreportagen zunehmend professionalisiert. In den folgenden Jahrzehnten bereiste Cartier-Bresson im Auftrag von Magazinen und Zeitungen wie „Life“, „Paris Match“ oder „New York Times Magazine“ die verschiedenen Kontinente. Seine Fotoreportagen erschienen weltweit in millionenfacher Auflage. In der Ausstellung werden diese Originalfotografien durch gedruckte Abbildungen in Zeitschriften begleitet.

Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur

(12. Okt. 2024 – 19. Jan 2025)

Das Bucerius Kunst Forum präsentiert mit Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur eine aufwendig inszenierte Ausstellung durch die Kunst- und Kulturgeschichte der Blume vom Altertum bis heute. Der Rundgang versammelt Gemälde, Skulpturen, Fotografien sowie Objekte aus Design und Naturwissenschaft. Positionen der Kunst- und Designgeschichte treten mit neu zu entdeckenden künstlerischen Ansätzen in einen fruchtbaren Dialog. Dabei wird die bedeutende Rolle der Blume in zentralen Lebens- und Gesellschaftsbereichen – Kultur, Mythologie, Religion, Politik, Ökonomie, Ökologie – behandelt und die Allgegenwart der Blume als Symbol und Naturphänomen aufgezeigt.
Die Schau sorgte bereits 2023 in der Kunsthalle München für große Begeisterung. Dr. Roger Diederen und Dr. Franziska Stöhr präsentierten zum ersten Mal eine Ausstellung, die sich der Kunst- und Kulturgeschichte der Blume von der Antike bis zur Gegenwart widmete und lockten damit innerhalb von sieben Monaten über 350.000 Besuchenden in die Ausstellungsräume. Auch die Schau in Hamburg zeigt Werke aus internationalen Sammlungen sowie eigens für die Ausstellung entwickelte Installationen. Die facettenreiche Geschichte der Blume wird durch die Zusammenstellung interdisziplinärer und internationaler Exponate auf mehreren Ebenen für den Besuchenden erlebbar. Unter anderem sind folgende Künstler:innen vertreten: Ai Weiwei, Jan Brueghel d.J., Andreas Gursky, Hannah Höch, Kapwani Kiwanga, Walid Raad.

Ann Carrington – Delft Snowball, 2021 (Copy: VG Bild Kunst)

Der Anblick der Blume löst eindrückliche Emotionen aus und hat sowohl für uns persönlich als auch gesellschaftlich in der Kulturgeschichte seit Jahrhunderten hohe Symbolkraft. Die gattungs- und zeitübergreifende Präsentation verdeutlicht die unterschiedlichen und zugleich ähnlichen Interpretationen von Blumen. Ob in Politik und Kultur, in Mythologie und Religion – dass sich die Sinnbilder regional und über die Jahrhunderte veränderten, zeugt davon, wie Menschen den Blumen immer wieder neue Bedeutungen zuschreiben. Neben der Literatur sind besonders viele Beispiele im Politischen zu finden: In der Hippie-Bewegung, als Symbol des Widerstands und Sinnbild der Vielfalt. Die breite politische Verwendung zeigt die Omnipräsenz der Blume in der politischen und aktivistischen Kommunikation.
Die enorme Vielfalt an Formen und Farben lässt die Blume zur Inspirationsquelle für künstlerische Auseinandersetzungen werden. Kunst und Naturwissenschaft haben sich dabei stets gegenseitig inspiriert. Die Ausstellung zeigt anhand der Blume die enge Verbindung der beiden Disziplinen: Während die Naturwissenschaft sich vor allem der kunstvollen wie präzisen Illustration der Forschungsergebnisse bedient, reflektieren die künstlerischen Auseinandersetzungen das Verhältnis von Kunst, Natur und Wissenschaft und zelebrieren die Mannigfaltigkeit der Blume. Meist gehen die Darstellungen dabei weit über die naturwissenschaftliche Realität hinaus.
Dass Blumen nicht zwingend nur als Symbolbild fungieren, zeigt die Klassifizierung als Produkt auf dem heutigen Markt. In vergangenen Jahrhunderten waren Blumen begehrte Statussymbole, heute werden sie als Massenprodukt global gehandelt. So rückt die Blume aktuell als ebenso fragiler wie unverzichtbarer Bestandteil des weltweiten Ökosystems in den Fokus. Die Ausstellung versammelt künstlerische Positionen, die diesen ökologischen und sozialen Fragen nachgehen. Der menschliche Umgang mit der Blume als Massenprodukt regt einige der Künstler:innen der Ausstellung an, das Konsumverhalten und die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf die Umwelt zu thematisieren. Gleichzeitig wird das Verhältnis des Menschen zur Natur und seine Rolle in ihr in Frage gestellt.

Ort des Geschehens: BUCERIUS KUNST FORUM | ALTER WALL 12 | 20457 HAMBURG

 

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