Serie „Gedenken in Harburg“: Max Neubacher – Kalischerstraße 3

Gefallen gegen Franco

Foto: hl

Er war Kommunist und Kämpfer. Zum Opfer fiel er letztlich Francos Truppen im spanischen Bürgerkrieg: der Harburger Max Neubacher.

Der Arbeiter Max Neubacher wurde am 19. April 1895 in Harburg geboren, war Kommunist und leitete die „Rote Marine“ in Harburg. Das war eine Abteilung des „Roten Frontkämpferbundes“, der in Preußen (also auch in Harburg) nach dem blutigen 1. Mai in Berlin 1929 verboten wurde. Neubacher wohnte 1923 in der Neuen Straße 14. Als Beruf wiesen die Adressbücher „Händler“ und „Bote“ aus. Weitere Adressen lauteten Bremer Straße 127 (im Jahr 1928) und Friedrich-Naumann-Straße 8 (im Jahr 1930). Er heiratete die 1894 geborene Luise Attermüller aus Magdeburg. Einen acht Jahre jüngeren Bruder namens August hatte er auch noch.
Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 wurde Max Neubacher wie viele Kommunisten und Sozialdemokraten in „Schutzhaft“ genommen, die er vom 6. März bis zum 1. Juni 1933 im Harburger Gerichtsgefängnis in der Buxtehuder Straße verbrachte. Von dort wurde er ins Gerichtsgefängnis Altona verlegt. Über einen Prozess oder eine Verurteilung ist nichts be­kannt.

Gerichtsgefängnis Harburg

1934 hatte er zusammen mit seinem Bruder August Kontakt zu Karl Nieter, der später nach Dänemark emigrierte und als Kurier des kommunistischen Widerstandes wiederholt nach Harburg kam. August Neubacher beherbergte Karl Nieter öfter in seiner Wohnung an der Langen Straße 14 (heute: Goldtschmidtstraße). 1937 wurde August Neubacher verhaftet, kam ins Kola-Fu, dann in Untersuchungshaft in Hamburg und Berlin und wurde wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ (im Prozess Günther) verurteilt. August Neubacher überlebte die NS-Zeit und wohnte nach dem Krieg in Fischbek (Haus Nr. 175).

Schon früher geriet auch Max Neubacher wieder ins Visier der Gestapo. Er ahnte das wohl und entkam auf einem Schiff nach Dänemark. Seine letzte Wohnadresse in Harburg war die Feldstraße 3a, neben dem heutigen Haus Kalischerstraße 3. Ab 15. August 1935 galt er als „unbekannt verzogen“. Luise Neubacher blieb zunächst in der Wohnung Feldstraße 3a, im Juni 1938 zog sie um in die Gerade Straße 8.

Francos Putsch 1936

Am 18. Juli 1936 putschten in Spanien Generale unter Francisco Franco gegen die nach demokratischen Wahlen entstandene Volks-frontregierung der Spanischen Republik. Militärisch unterstützt wurden die Putschisten vom nationalsozialistischen Deutschland und dem faschistischen Italien. Deutsche Transportflugzeuge brachten Francos Söldnerheer von Spanisch-Marokko aufs spanische Festland, später schickten Deutschland und Italien auch Truppen, z. B. die deutsche „Legion Condor“.

Aus ganz Europa und den USA kamen Freiwillige, um den Kampf der Spanischen Republik gegen den Faschismus zu unterstützen. Sie wur­den in den „Internationalen Brigaden“ zusammengefasst. Die Exilleitungen der SPD und KPD hatten zur Unterstützung der legalen Regierung aufgerufen. Als Journalist oder auch in politischer Funktion waren z. B. die späteren SPD-Vorsitzenden Willy Brandt und Erich Ollenhauer in Spanien.

Politik der Nichteinmischung

Viele Emigranten wollten in den „Internationalen Brigaden“ kämpfen und gelangten zum Teil auf abenteuerlichen Wegen nach Spanien, denn Frankreich verfolgte die Politik der „Nichteinmischung“ in den Bürgerkrieg, und die ging so weit, dass Antifaschisten die Grenze nach Spanien nicht legal überschreiten durften.

Max Neubacher  gehörte zu den Harburgern, die in Spanien auf der Seite der Republik kämpften. Er war im Tschapajew-Bataillon, und zwar als Zugführer der 1. Kompanie. Dieses Bataillon, benannt nach einem Heerführer der Sowjets im russischen Bürgerkrieg gegen die „Weißen“ (die Bürgerlichen und Monarchisten), bestand hauptsächlich aus Deutschen und Österreichern. Es gehörte zur XIII. Internationalen Brigade. Sie wurde nach der verlustreichen Schlacht bei Brunete (Juli 1937) aufgelöst und der XI. Brigade angegliedert.

Leutnant Neubacher

Das Tschapajew-Bataillon kämpfte im April 1937 an der Grenze von Andalusien und Estremadura beim Sturmangriff auf den Bahnhof Valsequillo. Hier wurde Max Neubacher später wegen besonderer Tapferkeit ausgezeichnet und zum Teniente (Leutnant) befördert. Aus seiner Feder gibt es über diese Schlacht einen ausführlichen Bericht in der Schrift „Tschapajew – das Bataillon der 21 Nationen“, die 1938 auf Deutsch in Madrid erschien.

Vom Dezember 1937 bis zum Februar 1938 gab es heftige Kämpfe um die Stadt Teruel im Süden der Provinz Aragón. Die Stadt lag nur 140 km vom Mittelmeer entfernt, Francos Truppen wollten hier, von Norden kommend, das republikanische Gebiet in zwei Teile aufspalten (was ihnen später auch gelang). Die Stadt wechselte zweimal ihren Besitzer, bis im Februar Franco endgültig siegte. Bei diesen Kämpfen fiel Max Neubacher am 10. Januar 1938 vor Concud an der Straße Teruel–Zaragoza.

© Hans Joachim Meyer

Quellen: VVN-BdA Harburg (Hrsg.), Die anderen, S. 55, 169ff.; Hochmuth/Meyer, Streiflichter, S. 176, 201; StaH, 332-8 Meldewesen, A44, A46; StaH, 430-64 Amtsgericht Harburg II B 25; StaH, Adressbücher Harburg-Wilhelmsburg; VVN, Komitee-Akten; Heyl/Maronde-Heyl, Abschlussbericht; Totenliste VAN.

(leichte Überarbeitung für ´Tiefgang` v. Heiko Langanke)

Standort:  google/maps

Weiterführende Links: stolpersteine-hamburg.de und gedenken-in-harburg.de

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